In der Castingshow “Die größten Schweizer Talente“ wollte eine Gruppe mit den gleichen Powerizern auftreten, mit denen Samuel Koch verunglückte.

Hamburg. Nach dem schweren Unfall des Bouncers Samuel Koch in der ZDF-Show "Wetten, dass...?" am Sonnabend in Düsseldorf wird nicht nur in Deutschland das Risiko der Funsportgeräte diskutiert. In der Schweiz entschied der öffentlich-rechtliche Fernsehsender SF1 "aus aktuellem Anlass", eine entsprechende Akrobatikgruppe aus seiner Sendung "Die größten Schweizer Talente" auszuladen. Die Artisten der Gruppe "Flyness" wollte bei der mit dem deutschen RTL-Format "Das Supertalent" vergleichbaren Castingshow mit den gleichen Hüpfgeräten auftreten wie der verunfallte "Wetten, dass...?"-Kandidat.

+++ Bounce-Trainer: Druck auf Samuel Koch war zu groß +++

Samuel Koch war in der ZDF-Show bei seinen Versuchen, mit sogenannten Powerizern über auf ihn zufahrende Autos zu hüpfen, beim vierten Wagen gestürzt und auf den Rücken gefallen. Er blieb reglos liegen, wurde sofort notärztlich versorgt und in die Uniklinik nach Düsseldorf gebracht. Dort wurde er zweieinhalbStunden notoperiert und ins künstliche Koma gesetzt. Aus diesem soll er innerhalb der nächsten drei Tage erwachen, teilte das Klinikum am Montag mit. Der 23-jährige Kunstturner hatte sich Verletzungen an Halswirbel und Rückenmark zugezogen.

+++ ZDF-Direktor: Kein Quotendruck für „Wetten, dass..?" +++

Nach dem folgenschweren Sturz in der Live-Sendung des ZDF ist eine Debatte über Quotendruck im Fernsehen entbrannt. Bei den Schweizer Programmplanern von SF1 geht man schon im Vorfeld der Castings auf Nummer sicher. Man sei am Sonntagvormittag sämtliche Acts und Gruppen nochmals durchgegangen, sagte SF-Sprecher Marco Meroni. Vor allem die geplanten Darbietungen der Powerizer-Artisten haben man unter die Lupe genommen.

+++Mit solchen Sprungfedern wollte Samuel Koch seine Wette gewinnen+++

Dabei sei man zum Schluss gekommen, auf die Bouncing-Nummer der Vierergruppe "Flyness" zu verzichten. Man habe dies der Gruppe so mitgeteilt. Sie habe Verständnis für den Entscheid gezeigt, auch wenn sie ihn natürlich bedaure - wie die Verantwortlichen bei SF selbst auch. Alle anderen Nummern können laut Meroni in der Show bleiben. In der Jury von "Die größten Schweizer Talente" sitzt unter anderem der Schweizer Popsänger DJ Bobo.

Derweil spekuliert das Nachrichtenportal Meedia über die Rolle des Automobilkonzerns Audi bei der Gestaltung der Powerizer-Wette von Samuel Koch. Beim Unglücksprung in Düsseldorf blieb der 23-Jährige am Dach eines Audi A8 hängen, an dessen Steuer ausgerechnet der Vater des Wettkandidaten saß.

Es passe "nur zu gut ins Sponsoren-Konzept, dass der Student seine waghalsiges Salto-Akrobatik über fahrenden Autos inszeniert" habe und "nicht etwa beispielsweise über Heuwagen, wo sein Sturz wohl glimpflicher hätten enden können", heißt es bei Meedia. Audi unterstütze "Wetten, dass...?" mit insgesamt 1,8 Millionen Euro für zwei Shows. Außerdem unterhalte "Wetten, dass...?"-Moderator Thomas Gottschalks Vermarktungsfirma Dolce Media einen Vertrag mit dem Ingolstädter Konzern.

+++ Wurde die Wette von Samuel Koch vom ZDF verschärft? +++

Gottschalk trete bei verschiedenen Events des Autobauers wahlweise als prominentes Zugpferd oder auch als Moderator auf. Abgewickelt worden seien die Geschäfte über die Firma. Es sei davon auszugehen, berichtet Meedia, dass die Präsentation der Audi-Modelle vor einem Millionenpublikum nicht nur für das ZDF, sondern auch für Gottschalk eine überaus einträgliche Zusammenarbeit darstelle.

Erschwerend für den Sprung sei gewesen, dass die A8-Limousine als Flaggschiff der Audi-Flotte 5,15 Meter messe, möglicherweise ein weiter Weg für einen Satz auf Sprungfedern.Auf eine Meedia-Anfrage habe sich das ZDF bislang nicht zu der Angelegenheit geäußert. Dolce Media habe gegenüber Meedia lediglich erklärt: "Kein Kommentar."