Nach dem Unfall bei “Wetten, dass..?“ ist eine Diskussion über die Verantwortung des ZDF entbrannt. Samuel K. musste nach dem Casting seine Wette überarbeiten.
Düsseldorf. Mit Sprungfedern über fünf fahrende Autos springen - auf diese Idee ist Samuel K. nicht alleine gekommen. Das ZDF habe mit an der Wette gefeilt, um sie für das Publikum noch attraktiver zu machen, hatte Samuels Vater Christoph K. vor der Sendung in einem Interview der "Badischen Zeitung" gesagt. Samuel habe sich für die Show beworben und sei dann Anfang Oktober nach München eingeladen worden, um sein Können zu zeigen.
Den ZDF-Leuten waren Samuels Sprünge offenbar nicht spektakulär genug - nachdem er aus München zurückkam, musste er weiter üben und dann noch einmal ein zweites Bewerbungsvideo einsenden. Erst dann wurde er in die Sendung eingeladen. Wie Samuels Wette ursprünglich aussah, ist nicht bekannt.
Zweieinhalb Stunden dauerte die Notperation. Nach seinem missglückten Sprung in der ZDF-Sendung "Wetten, dass...?" musste der 23-Jährige sofort operiert werden, weil sein Rückenmark geschwollen war. Prof. Wolfgang Raab, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Düsseldorf sprach von vorübergehenden Lähmungserscheinungen. K. liege im künstlichen Koma, sein Zustand sei "ausgesprochen kritisch". Inwieweit er wieder gesund werde, könne man derzeit nicht sicher sagen.
Der Vater von Samuel K., der am Steuer des Autos saß, das den jungen Mann bei seinem Sprung erfasste, hatte vor der Sendung gesagt, er sei "fürchterlich aufgeregt".
Moderator Thomas Gottschalk hatte die Wette mit den Worten angekündigt: "Ich habe vieles gesehen in meiner Laufbahn, so gefürchtet hab’ ich mich noch nie, dass dem jungen Mann etwas passiert. Ich kann nur sagen: Ich hoffe, alles geht gut."
+++Thomas Gottschalk zum Unfall im "heute journal"+++
Samuel kommt aus einer sehr sportlichen Familie. Mit dem Geräteturnen begann er schon im Alter von sechs Jahren. Obwohl er mittlerweile in Hannover studiert, tritt er immer noch für den Sportverein seiner Heimatstadt in Baden-Württemberg bei Wettkämpfen in der Regionalliga an.
Der Student hatte vor der Sendung aber offenbar selbst an seinem Vorhaben gezweifelt. "Bei den Proben am Donnerstag bin ich zweimal schwer gestürzt. Der Wettteil klappt noch nicht", hatte er der "Badischen Zeitung" gesagt. Er sei "skeptisch", die Voraussetzungen seien aber so, dass es in der Sendung "funktionieren könnte".
Samuel hatte gewettet, mit Hilfe von Sprungfedern innerhalb von vier Minuten über fünf fahrende Autos springen zu können. Beim so genannten "bouncing" katapultieren Sprungfedern den menschlichen Körper zwei Meter hoch und bis zu fünf Meter weit. Der erste Versuch klappte, den zweiten brach der 23-Jährige ab. Der dritte ging gut, beim vierten prallte er gegen das Auto. Als der junge Mann wieder auf dem Saalboden landete, blieb er reglos liegt. Am Steuer des Fahrzeuges saß sein Vater.
+++Mit solchen Sprungfedern wollte Samuel Koch seine Wette gewinnen+++
"Unsere Redaktion und Produktion legen immer größten Wert auf die Sicherheit aller Beteiligten. Wir werden diesen Unfall gründlich untersuchen und Lehren daraus ziehen", kündigte ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut an.
+++ Schon einmal endete eine Sprung-Wette tragisch +++
Das ZDF hatte die Sendung nach dem Unfall nach etwa einer halben Stunde Pause, in der Musikauftritte vergangener Sendungen gezeigt wurden, abgebrochen. Das musikalische Zwischenprogramm wurde vom Hamburger Krisenberater und Kommunikationscoach Wolf Achim Wiegand stark kritisiert.
+++ Hamburger Medienberater: Krisenkommunikation beim ZDF klappte, aber nur bedingt +++
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