Allerdings könne es bis zu drei Tage dauern, bis der am Sonnabend in der ZDF-Show verletzte Wettkandidat wieder bei Bewusstsein sei, teilt die Uniklinik Düsseldorf mit. Der Zustand Kochs sei stabil.

Düsseldorf. Der am Sonnabend in der ZDF-Unterhaltungsshow „Wetten, dass ...?“ schwer verunglückte Kandidat Samuel Koch wird aus dem künstlichen Koma geholt. Bis dieser Prozess abgeschlossen und Koch wieder bei Bewusstsein sei, könne bis zu drei Tage dauern, teilte die Düsseldorfer Uniklinik am Montag mit. Die genaue Dauer richte sich nach dem Gesundheitszustand des 23-Jährigen. Ob bei Koch weiterhin Lähmungen auftreten, lasse sich erst bei völlig wachem Zustand feststellen. Derzeit sei sein Zustand stabil.

ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut betonte unterdessen, dass die Show auch nach dem Unfall weitergehen werde. Nach Senderangaben ist die nächste „Wetten, dass..?“-Ausgabe für den 12. Februar 2011 in Halle (Saale) terminiert.

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Das ZDF werde alles tun, damit ein solches Unglück nicht noch einmal vorkomme, sagte Bellut. Eine hundertprozentige Sicherheit könne es bei solchen Sendungen aber nie geben. Die Ergebnisse der Unfall-Untersuchung würden dazu genutzt, die Regeln so zu verändern, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen könne, kündigte er an. Der Kandidat sei ein erfahrener Stuntman. Die Redaktion habe im Vorfeld nicht erkennen können, dass es zu solch einem Unfall kommen werde, da auch die Stürze bei den Proben nicht schwer gewesen seien. Auf die Frage, ob die Sendung risikoreicher geworden sei, da sie neben der RTL-Show „Das Supertalent2 bestehen müsse, sagte Bellut, dies sei nicht der Fall. Der Quotendruck habe keine Rolle gespielt, Konkurrenz gebe es immer.

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Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), der auch Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat ist, lehnte öffentliche Forderungen nach Konsequenzen ab. Er sei dagegen, dass Politiker in solchen Fällen sofort “ihren Senf dazu geben„. Man könne aber davon ausgehen, dass im ZDF-Verwaltungsrat darüber geredet werde.

NRW-Medienstaatssekretär und ZDF-Fernsehrat Marc Jan Eumann (SPD) forderte eine Sondersendung zur Aufarbeitung des Unfalls. Das Unglück müsse Anlass sein, “gemeinsam mit dem Publikum innezuhalten und über Programmerwartungen und Sehgewohnheiten zu diskutieren„. Diesen Vorschlag will der SPD-Politiker den Angaben zufolge am Freitag (10. Dezember) bei einer Sitzung des ZDF-Fernsehrates einbringen. Zugleich betonte er, er könne nicht erkennen, dass unter Quotendruck unbeherrschbare Risiken eingegangen worden seien.

Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen zieht der Unfall vorerst keine nach sich. Ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft sagte, es gebe keine Anhaltspunkte für eine mögliche Straftat. Hinweise auf ein mögliches Fremdverschulden bei dem Unfall lägen bislang nicht vor.

Wettkandidat Samuel Koch war am Sonnabendabend in der Düsseldorfer Messehalle bei dem Versuch, mit Sprungfedern an den Füßen über fahrende Autos zu springen, gestürzt und hatte sich schwere Verletzungen an der Halswirbelsäule zugezogen. Er war am Sonntag im Uniklinikum Düsseldorf notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt worden. Die von Thomas Gottschalk moderierte Sendung wurde nach dem Unfall erstmals in ihrer fast 30-jährigen Geschichte abgebrochen. Die Ticketgelder werden laut Sender zurückerstattet.

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Der Geschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Stuntleute, René Lay, sagte, dies sei schon eine gefährliche Sache gewesen, “eine Herausforderung ohne doppelten Boden„. Aber er glaube, jeder Skisprung-Wettbewerb, jedes Formel-1-Rennen berge das Risiko für Leib und Leben und für die Gesundheit. Sport sei auch Unterhaltung - und es habe seine Berechtigung, so etwas im Programm zu behalten, zumal das ZDF seiner eigenen Erfahrung nach mit Wetten immer verantwortungsvoll umgegangen sei.

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Bestürzt über den Unfall äußerte sich auch die Band Take That um Robbie Williams, die in der Sendung auftreten sollte. “Es war absolut richtig, die Show abzubrechen. Wir hoffen sehr, dass Samuel schnell und wieder vollständig gesund wird", teilten die Mitglieder von Take That mit.

ProSieben-Moderator Stefan Raab sagte: “Es tut mir sehr leid, in erster Linie natürlich für den Wettkandidaten, aber auch für die Macher von 'Wetten, dass..?' und für den Kollegen Thomas Gottschalk. Jeder, der Shows produziert, in denen es um Wettkampf und sportliche Herausforderungen geht, versucht das Risiko zu kalkulieren und zu minimieren. Dennoch wird es eine 100-prozentige Sicherheit nie geben.„ Raab war selbst in seiner Show “Schlag den Raab„ im April vom Mountainbike gestürzt und hatte sich Jochbein und Kieferhöhlenwand gebrochen.

Seine nächsten Sendungen wird ZDF-Moderator Gottschalk nach Senderangaben wie geplant präsentieren. Am Sonntag (12. Dezember) moderiert er den ZDF-Jahresrückblick “Menschen 2010„ und am 18. Dezember die Spendengala “Ein Herz für Kinder".