Quo vadis, Facebook? Trendforscher sagen das Ende der sozialen Netzwerke voraus
Der Film "The Social Network" endet zu dem Zeitpunkt, als Facebook eine Million Nutzer vereint. Heute hat sich die Zahl vervielfacht, eine halbe Milliarde Menschen treiben sich auf der Seite herum. Und alle versprechen sich irgendetwas von ihren Besuchen. Sei es die Auffrischung alter Freundschaften oder die Suche nach neuen, die Vernetzung mit Gleichgesinnten oder ganz schlicht die Lust daran, möglichst vielen Menschen gleichzeitig mitzuteilen, was einem gerade durch den Kopf (im günstigsten Fall) oder durch den Magen (im ungünstigsten) geht.
Trotzdem ist Trendforscher Matthias Horx, der 1993 mit Peter Wippermann zusammen das Hamburger "Trendbüro" gründete und inzwischen sein eigenes "Zukunftsinstitut" leitet, überzeugt: "Von Facebook wird in fünf bis sechs Jahren kein Mensch mehr reden." In einem Interview mit der österreichischen Nachrichtenagentur APA äußerte er sich zur Zukunft des weltweit größten digitalen Netzwerks und prognostizierte: Nur "soziale Verlierer verbleiben in den Netzen". Eine kühne Vorhersage, die sich - um auch einen Blick in die Glaskugel zu wagen - in eine Reihe mit so spektakulären Fehleinschätzungen wie der von Bill Gates stellen könnte. 1981 stellte der Microsoft-Gründer fest: "640 Kilobyte sind genug für jeden." Heute hat vermutlich jeder Toaster mehr Speicherkapazität.
Völlig unrecht hat Horx vielleicht trotzdem nicht. Nicht in Bezug auf soziale Netzwerke. Denn das Bedürfnis nach Kommunikation wird kaum abnehmen, und die zunehmend digitalisierte Gesellschaft hat sich an die sofortige Verfügbarkeit des gesamten Freundeskreises zu sehr gewöhnt, als dass die Entwicklung noch wieder rückgängig zu machen wäre.
Was Facebook selbst betrifft, ist ein Platzen der Wachstumsblase jedoch alles andere als ausgeschlossen. Der beste Präzedenzfall ist das zu Rupert Murdochs News Corporation gehörende Netzwerk Myspace. Als Facebook an den Start ging, konnte sich niemand vorstellen, dass ein Harvard-Abbrecher dem Medienmogul erfolgreich Paroli bieten könnte. Heute ist Facebook Marktführer, Myspace tritt allenfalls noch als Bandplattform in Erscheinung. Ein Fehler von Myspace ist die Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten, die oft zu wahrhaft augenschädigenden Ergebnissen führen. Dagegen präsentiert sich Facebook aufgeräumt, erwachsen und vor allem: übersichtlich. Nutzerfreundlichkeit wird bei Facebook zumeist ganz groß geschrieben.
Außer beim - aus Firmenperspektive - leidigen Thema Datenschutz. Auf der Suche nach den Einstellungen, die verhindern, dass man versehentlich Gott, der Welt und vor allem Unternehmen alles mögliche von der Privatadresse bis zum Lieblingsessen mitteilt, sind schon viele Nutzer verzweifelt. Und eben dieses Versteckspiel könnte Facebook Probleme bereiten. Und einem Nachfolger Tür und Tor öffnen.