“The Artist“ heimste ebenso gleich fünf Oscars ein wie Martin Scorseses “Hugo Cabret“. Als bester Schauspieler wurde Jean Dujardin geehrt, Meryl Streep setzte sich in der weiblichen Konkurrenz durch. Leer aus gingen die deutschen Hoffnungen Wim Wenders und der Hamburger Kurzfilmer Max Zähle.
Hamburg/Los Angeles. Deutschland null, Frankreich fünf: Was für das anstehende Fußballländerspiel schier undenkbar scheint, wurde in der Nacht zu Montag in Hollywood Realität: Bei der 84. Verleihung der Oscars war der französische Stummfilm "The Artist" mit fünf Trophäen der große Gewinner. Ebenfalls fünfmal jubeln konnten die Macher von "Hugo Cabret". Beste Schauspieler wurden Jean Dujardin ("The Artist") und Meryl Streep ("Die Eiserne Lady"). In die Röhre guckten dagegen die deutschen Kandidaten - weder Wim Wenders (für seinen Film "Pina") noch der Hamburger Regisseur und Media-School-Absolvent Max Zähle (für seinen Kurzfilm "Raju") konnten sich in ihrer Konkurrenz durchsetzen.
"The Artist“ wurde auch als bester Film des Jahres und damit mit dem wichtigsten Kinopreis der Welt ausgezeichnet. Mit dem Werk des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius wurde erstmals seit 83 Jahren wieder ein Stummfilm mit dem Haupt-Oscar prämiert. "In diesem Moment bin ich der glücklichste Regisseur auf der Welt", sagte Hazanavicius bei der Entgegennahme seiner Trophäe.
Insgesamt vergab die amerikanische Filmkunst-Akademie fünf Preise an die Geschichte über einen Stummfilmstar, der an der Einführung des Tonfilms scheitert. Darunter auch der Preis für den Hauptdarsteller Jean Dujardin - der 39-Jährige gewann als erster Franzose überhaupt den Oscar als bester Schauspieler. "Ich liebe euer Land. Viele Leute hier haben mich inspiriert. Meine Frau ich liebe Dich", bedankte er sich für die Auszeichnung. Dann platzte es aus dem französischen Schauspieler, der sich extra für die Oscar-Gala seinen Schnauzer abrasiert hatte, heraus: "Wow, c'est formidable." Und es fiel das englische F-Word.
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Eine andere Bestmarke setzte der Kanadier Christopher Plummer. Mit 82 Jahren nahm er die Trophäe als bester Nebendarsteller in "Beginners“ entgegen und ist damit der bisher älteste Gewinner in dieser Kategorie.
Meryl Streep triumphierte als beste Hauptdarstellerin. Die 62-jährige US-Amerikanerin gewann den Oscar für ihre Rolle in dem Film "Die Eiserne Lady“ . Darin spielt sie die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher. Es ist der dritte Oscar für Streep. Beste Nebendarstellerin wurde die 39 Jahre alte Octavia Spencer für ihre Leistung in dem Rassendrama "The Help“.
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Der Deutsche Wim Wenders war für seine Dokumentation "Pina“ nominiert . Doch wieder reichte es - wie schon vor zwölf Jahren mit "Buena Vista Social Club“ - nicht für den Gang auf die ganz große Bühne. In der Kategorie "Beste Dokumentation“ gewann stattdessen der Football-Film "Undefeated“. Die Dankesrede begannen die Gewinner mit den Worten: "Das ist lächerlich!" Auch der Hamburger Kurzfilmer Zähle ging mit dem 25 Minuten langen Adoptionsdrama "Raju“ leer aus, der Preis ging stattdessen an "The Shore". Ebenfalls nominiert war die deutsche Kostümbildnerin Lisy Christl ("Anonymous“). Auch sie bekam keinen Oscar.
Für den insgesamt in elf Kategorien nominierten 3D-Film "Hugo Cabret“ von Martin Scorsese gab es dagegen wie für "The Artist“ ebenfalls fünf Oscars - doch nur in den Nebenkategorien Kamera, Spezialeffekte, Szenenbild, Tonschnitt und Tonmischung. Für die Effekte des Films war maßgeblich das Firmennetzwerk Pixomondo mit Hauptsitz in Frankfurt am Main verantwortlich.
Ein Drama aus dem Iran, "Nader und Simin - Eine Trennung“, wurde als beste nicht-englischsprachige Produktion ausgezeichnet. Der Film von Regisseur Asghar Farhadi hatte vor einem Jahr bereits den Goldenen Bären der Filmfestspiele in Berlin gewonnen.
Die Auszeichnung des iranischen Streifens hat am Montagmorgen auf der Webseite des staatlichen Fernsehsenders Press TV zu zahlreichen positiven Kommentaren geführt. Der Oscar-Gewinn zeige das erstklassige Talent und die Kultiviertheit der Islamischen Republik, auch wenn diese sich derzeit in einen Atomstreit mit dem Westen verstrickt habe, schrieben die Follower. Zugleich drückten die Absender der Nachrichten ihre Hoffnung aus, dass die Geschichte über den Aufruhr im Land auch die Gemeinsamkeiten zwischen den USA und dem Iran zeige. "Nader und Simin - eine Trennung“ ist der erste iranische Film, der mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.
Mit Material von dpa und dapd