Was die Kulturbehörde mit der Fabrik plant, stößt auf Widerstand. Olaf Scholz (SPD) hält das Konzept der Veranstalter für nach wie vor modern.
Hamburg. Der Wille der Kulturbehörde zu einer Neuausrichtung des Altonaer Kulturzentrums Fabrik stößt auf große Kritik. Die Kulturbehörde will die Leitung austauschen und das Konzept des Hauses mit externen Experten neu überdenken. Fabrik-Gründer Horst Dietrich soll in den Aufsichtsrat wechseln. Passiert das nicht, droht die Behörde damit, die jährlichen Subventionen ab 2011 zu streichen - was das Aus für die Fabrik bedeuten würde.
Olaf Scholz, SPD-Bundestagsabgeordneter für Altona, sagt dazu: "Seit fast 40 Jahren begeistert die Fabrik Musikinteressierte weit über Altona hinaus. Dabei hat das Konzept der Fabrik, das bekannten und weniger bekannten Künstlern eine Bühne bietet, bis heute seine Modernität bewahrt. Die Besucherzahlen zeigen dies deutlich. Man sollte nicht geschäftsmäßig mit einer bundesweit renommierten Kulturinstitution umgehen."
Konzertveranstalter Karsten Jahnke meint, die Fabrik könnte ein kleine Auffrischung gut vertragen: "Horst Dietrich hat sich in den vergangenen Jahren zu wenig um aktuelle Musikströmungen gekümmert. Er müsste seinem Programm-Macher mehr freie Hand lassen. Die Kinderarbeit ist zwar wichtig, aber sie darf nicht den Konzertbetrieb stören. Die Fabrik ist ein sehr schönes Haus, ihr Charakter muss erhalten bleiben."
Unterstützung kommt aus dem Stadtteilzentrum Motte. Dessen Geschäftsführer Michael Wendt versichert: "Wir stehen in 100-prozentiger Solidarität zur Fabrik. Wir wollen aber zu den Auseinandersetzungen zwischen der Behörde und Horst Dietrich keine Stellung beziehen, plädieren aber für den Erhalt der Fabrik und eine einvernehmliche Lösung mit dem jetzigen Vorstand. Bedarf für Kinderkulturarbeit gibt es in Altona mehr als genug. Wir wissen, was hier geleistet wird."
Silke Clausen, Lehrerin seit 30 Jahren in Ottensen/Bahrenfeld, wirft sich ebenfalls in die Bresche: "Ist der Behörde bewusst, dass die Mitarbeiter der Fabrik mit ihrer engagierten und kompetenten pädagogischen Arbeit über Jahrzehnte hinweg verhindert haben, dass sich in Ottensen/Bahrenfeld eine nennenswerte Drogenszene oder Bandenbildung durchsetzen konnte? Es ist erbärmlich, die Fabrik mit ihrer wertvolle Stadtteilarbeit in eine Kosten-Nutzen-Maschine verwandeln zu wollen."
Und Gottfried Böttger, Boogie-Pianist und Vorsitzender des Fabrik-Freundeskreises, sagt: "Ich kenne die Fabrik von Anfang an, das ist mehr als nur ein Veranstaltungsraum. Die Fabrik ist fest im Stadtteil verankert; der Starregisseur Fatih Akin etwa hat hier gekellnert. Für Leute wie ihn ist sie das kulturelle Herz Altonas."