Mit Jean-Guihen Queyras erweitert das Ensemble Resonanz seinen Aktionsradius

Hamburg. Weihnachtskonzert für Obdachlose in der Altonaer Fabrik, Auftritt bei der Musikbiennale in Venedig, Babykonzert in der Centrum-Moschee in St. Georg, Gastspiel in Hudderfield beim renommiertesten Neue-Musik-Festival Großbritanniens: In der Wahl seiner Spielstätten und Publikumskreise legt das Ensemble Resonanz eine ähnliche Freude am fortwährenden Spagat an den Tag wie bei der Gestaltung seiner aus alter und zeitgenössischer Musik aufregend gemischten Programme. Mit so vielen Konzerten wie nie zuvor geht das seit 2002 in Hamburg ansässige Spezialensemble für exquisit gespielte Kammermusik in die kommende Saison. Und erstmals in seiner Geschichte vertraut es sich einem künstlerischen Leiter als Artist in Residence an - dem frankokanadischen Cellisten Jean-Guihen Queyras.

Der charmante Musiker hat in Freiburg studiert, wo er mit seiner Familie weiterhin lebt. Er spricht ausgezeichnet Deutsch, was der künftigen Zusammenarbeit mit den Ensemble-Musikern zugutekommt. Seine Meriten hat er sich vor allem als Interpret des klassisch-romantischen Repertoires erspielt, aber die zeitgenössische Musik liegt ihm nicht minder. Queyras ist ein spielerischer Virtuose mit einem manchmal fast metallisch hellen Ton. Über seine neuen Gastgeber äußert er sich voller Entzücken: "Ihr seid echt das beste Kammerorchester der Welt", schwärmt er über das künftige Residenzorchester an der Elbphilharmonie. "Nirgendwo sonst sitzen alle Musiker eines Orchesters so auf der Stuhlkante wie ihr."

Queyras bestreitet die Hälfte der gegenüber dem Vorjahr um ein Konzert auf sechs erweiterten Resonanzen-Abende. Zur Saisoneröffnung am 18. September haben sich die Musiker vom verschwiegenen Programm der Liebe inspirierte Kompositionen von Joseph Haydn bis Hans Werner Henze ausgesucht: "Red Red Rose" bringt auch die Streichorchesterfassung von Alban Bergs "Lyrischer Suite" sowie das Adagietto aus Mahlers 5. Sinfonie.

Auch in den folgenden Resonanzen-Abenden erklingen gewohnt intelligent und sinnfällig komponierte Programm-Mischungen. Die Uraufführung des Melodrams "Der Knacks" von Jan Müller-Wieland nach dem Libretto von Roger Willemsen findet beim Beethovenfest Bonn statt. In Hamburg ist das Werk dann am 26. Oktober zu hören.

Zu den Gastsolisten zählen Jeremias Schwarzer (Blockflöte), Elsbeth Moser (Bajan) und Maite Beaumont (Sopran). Die bisherigen Unterstützer halten den Resonanzlern die Treue. So hat die Haspa-Musikstiftung erneut ein Stipendium ermöglicht - für die Solocellsitin Saerom Park-Foucher.