Die Expo steht unter dem Motto “Eine bessere Stadt, ein besseres Leben“. Sie hat mehr Teilnehmer als je zuvor in ihrer Geschichte.
Shanghai. Mit einer farbenfrohen Zeremonie ist in Shanghai die größte Weltausstellung der Expo-Geschichte eröffnet worden. Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao versprach eine „großartige und unvergessliche“ Expo. An der Eröffnungsfeier in dem Ufo-förmigen Kulturzentrum der Ausstellung nahmen mehr als 20 Staats- und Regierungschefs teil.
Die Expo 2010 unter dem Motto „Eine bessere Stadt, ein besseres Leben“ schlägt alle Rekorde: Mit knapp 250 Ländern und Organisationen gibt es mehr Teilnehmer als je zuvor. Die Ehrengäste bei der Eröffnung reichten von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und seiner Frau Carla sowie EU- Kommissionspräsident José Manuel Barroso bis hin zu Nordkoreas Nummer Zwei, Parlamentspräsident Kim Yong Nam. Der Auftakt der Expo, die am Samstag die Pforten für Besucher öffnet, war begleitet von den größten Sicherheitsmaßnahmen, die die ostchinesische 18-Millionen- Metropole je erlebt hat. Überall auf den Straßen waren Polizisten zu sehen. In U-Bahnen und Hotels wurden Taschen kontrolliert.
In den nächsten sechs Monaten werden 70 Millionen Besucher in der Hafenmetropole erwartet, darunter fünf Millionen aus dem Ausland. Mit fünf Quadratkilometern ist das Gelände auf beiden Seiten des Huangpu- Flusses das größte in der 159-jährigen Geschichte der Expos. Nie zuvor wurde so viel Geld in eine Weltausstellung gesteckt: nach Schätzungen umgerechnet rund 40 Milliarden Euro.
Deutschland lässt sich seinen bisher größten Expo-Auftritt rund 50 Millionen Euro kosten. Der deutsche Pavillon, in den 45.000 Besucher passen, steht unter dem Motto „Balancity – Die Stadt im Gleichgewicht“. Zusätzlich ist die Kampagne „Deutschland und China - Gemeinsam in Bewegung“ (DuC) mit einem eigenen Bambus-Pavillon vertreten. Der Auftritt bildet den Abschluss der dreijährigen, bisher größten deutschen Veranstaltungsserie im Ausland, die sich wie die Expo auch um nachhaltige Stadtentwicklung drehte. Ihre Lösungen für urbane Probleme zeigen in Shanghai ferner die deutschen Städte Hamburg, Bremen, Freiburg und Düsseldorf.
Rund 170.000 Freiwillige, meist Studenten, sind für die Expo mobilisiert worden. Hotels, Restaurants, Geschäfte und Taxifahrer erwarten gute Geschäfte. Besucher der Expo müssen sich aber auf stundenlange Wartezeiten einstellen. „Das ist Expo: Menschen kommen, müssen anstehen“, sagte die deutsche Expo-Sprecherin Marion Conrady. Ein Besuch im traditionell roten chinesischen Pavillon, der 63 Meter hohen „Krone des Orients, muss eigens gebucht werden. Mit chinesischer Hilfe nimmt erstmals auch das verarmte Nordkorea an einer Expo teil. China hat ferner afrikanischen Nationen einen großen gemeinsamen Pavillon zur Verfügung gestellt. Israel feiert in Shanghai ebenfalls sein Expo-Debüt. Viele multinationale Unternehmen haben eigene Pavillons gebaut. Mit Blick auf den lukrativen chinesischen Wachstumsmarkt sind die USA erstmals wieder mit einem eigenen Länderpavillon bei einer Expo dabei. US-Außenministerin Hillary Clinton hat 60 Millionen US-Dollar an Spenden mobilisiert, da nach US-Recht keine öffentlichen Gelder dafür ausgegeben werden dürfen. Dänemark hat sogar sein weltberühmtes Wahrzeichen, die Meerjungfrau aus Kopenhagen, auf ihre erste Auslandsreise nach Shanghai geschickt, wo sie den dänischen Pavillon schmückt. Die Briten haben eine futuristische „Samen-Kathedrale“ gebaut. In 60.000 Acrylstangen an der Außenwand, die den Bau wie einen Igel aussehen lässt, sind jeweils Samen enthalten. Frankreich zeigt in einem Garten-Pavillon auch Meisterwerke von Vincent van Gogh oder Paul Cézanne. Indien wiederum bringt seine Bollywood-Stars.
Menschenrechtsgruppen kritisierten die Verfolgung von Bürgerrechtlern im Zusammenhang mit der Expo. So war die Wohnung des bekannten Kritikers Feng Zhenghui in Shanghai durchsucht worden. Seine Computer wurden beschlagnahmt. Er wollte eine „Expo der Ungerechtigkeit der Justiz“ im Internet veröffentlichen. Tibetische Aktionsgruppen kritisierten den Tibet-Pavillon auf der Expo. Die Organisation Free Tibet sprach von einem „plumpen Versuch“ der chinesischen Regierung, über die Menschenrechtsverletzungen in Tibet hinwegzutäuschen.