Ökologisch, autofrei und in der Großstadt: Die Expo 2010 im chinesischen Shanghai präsentiert ab dem 1.Mai das Leben der Zukunft.
Shanghai. Ab 1. Mai wird Shanghai zum Experimentierfeld ökologischer Stadtplaner. Statt Parkhäusern wurden in 15 Jahren fünf neue U-Bahn-Linien gebaut. Das ist schon mal eine Antwort auf die Frage, wie Städte in Zukunft aussehen könnten. Autofrei wahrscheinlich.
Bereits heute lebt fast die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. In China allein existieren bereits mehr als 170 Millionenmetropolen. In den nächsten 20 Jahren werden bis zu 300 Millionen Chinesen ihre Dörfer verlassen. Der Bedarf an Wasser und Energie wird extrem zunehmen, und gigantische Müllberge müssen entsorgt werden.
Wie das funktionieren soll, wollen die Deutschen in ihrem luftigen Pavillon namens "balancity" zeigen. Er steht auf einem 6000-Quadratmeter-Grundstück im Stadtteil Pudong. Die Ausstellungen befinden sich in drei scheinbar schwebenden Raumkörpern. Der vierte Raum, in Kegelform, beherbergt die Attraktion der deutschen Stadtverbesserer: die "Show in der Energiezentrale".
Jens und Yan, ein virtuelles deutsch-chinesisches Studenten-Joint-Venture, nehmen die Besucher auf einen langen Marsch mit, der in der Natur beginnt und rasch in die Stadt führt; vorbei an den Ideen, die Deutschland zum Expo-Thema "Better City, Better Life" beisteuert. Es geht dabei immer ums Gleichgewicht: zwischen Erneuern und Bewahren, zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Globalisierung und nationaler Identität.
Als einzige deutsche Metropole hat Hamburg in seiner Partnerstadt Shanghai seinen Bauantrag für ein eigenes Expo-Gebäude bewilligt bekommen: Entstanden ist das "Hamburg House", das erste zertifizierte Passivhaus. Dieses "Haus der verborgenen Energien" ist selbst für Chinesen ein echtes Novum und könnte in spätestens einem Jahr als schlüsselfertiger Bausatz in deutschen Baumärkten angeboten werden - "Made in China". Das komplett luftdichte Gebäude nutzt Erdwärme, Erdkühle und Sonnenlicht als Energiequellen und ist an die heiß-feuchten Klimaverhältnisse in Shanghai angepasst.
Insgesamt rechnen die Expo-Macher mit 70 Millionen Besuchern. Neun Millionen von ihnen könnte der filigrane deutsche Pavillon verkraften. Die chinesischen Veranstalter haben keinen Grund zur Sorge, die Gesamtkosten von 45 Milliarden Euro wieder einzuspielen. Der Immobilienmarkt boomt. Im vergangenen Jahr stiegen die Quadratmeterpreise in Pudong um 68 Prozent. Mit dem Verkauf von Baugrundstücken auf dem Expo-Gelände soll sich die Expo rentieren. Das "Hamburg House" soll später als Bürohaus dienen.