Die Affäre um fragwürdige Recherche-Methoden der Agentur CMK, die auch von dem Magazin “Bunte“ beauftragt worden ist, weitet sich aus.
Hamburg/München. Die Affäre um die Bespitzelungs-Praktiken der Berliner Foto- und Presseagentur CMK weitet sich aus. CMK habe auch das Privatleben des früheren Bundesverkehrsministers Wolfgang Tiefensee (SPD), des ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Günther Oettinger (CDU) und des niedersächsischen Regierungschefs Christian Wulff (CDU) ausgeforscht, berichtete der „Stern“ vorab aus seiner Donnerstagsausgabe. Grund dafür seien bei Tiefensee und Oettinger neue Liebesbeziehungen gewesen. Unklar sei, ob die Zeitschrift "Bunte“ Auftraggeber der Recherchen sei, heißt es in dem Bericht.
In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass die "Bunte“ die CMK unter anderem auf das Privatleben von Franz Müntefering (SPD), Oskar Lafontaine (Linke) und Horst Seehofer (CSU) angesetzt hatte. Nach Informationen des "Stern“ soll CMK den Briefkasten der heutigen Ehefrau Münteferings, Michelle Schumann, manipuliert haben. Die "Bunte“ bestätigte, diese Recherchen in Auftrag gegeben zu haben, erklärte aber zugleich, dass man von angeblich unlauteren Methoden des beauftragten Dienstleisters nichts wisse. Auch CMK bestreitet den Vorwurf der unseriösen Recherchemethoden.
Der “Stern" bezieht sich unter anderem auf interne Abrechnungsunterlagen der CMK. Demnach habe die Firma im November 2007 Tiefensee ins Visier genommen. Der Beziehung des SPD-Politikers zu seiner heutigen Lebensgefährtin Annette Bender sei damals noch nicht bekannt gewesen. Ministerpräsident Wulff sei von der Agentur in die Flitterwochen nach Pisa verfolgt worden. Die Chefredaktion der “Bunten" erklärte nach “Stern"-Angaben, CMK habe “in einigen geschilderten Fällen" von sich aus Fotomaterial angeboten.
Im Fall Lafontaine hatte die Agentur zunächst vergeblich nach Hinweisen gesucht, die eine angebliche Beziehung Lafontaines zu seiner Parteikollegin Sahra Wagenknecht belegen sollten. Die “Bunte" beendete den Auftrag. Danach habe CMK versucht, von CDU-nahen Unternehmern weitere Aufträge zur Bespitzelung Lafontaines zu erhalten, berichtete der “Stern". Zu einer Vereinbarung sei es aber nicht gekommen. CMK bestätigte nach Angaben des Magazins “informelle Gespräche" dieser Art.
Die vom “Stern" geschilderten Praktiken waren von Politikern aller Parteien scharf verurteilt worden, unter anderem von der Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast. “Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel warf Künast am Dienstag in einem offenen Brief vor, die rechtliche Situation zu verkennen. Das Sozialverhalten von Leitfiguren sei ein Thema für die Gesellschaft. Die Wähler hätten “ein Anrecht auf gründliche Informationen über die Politiker, die mit großem Aufwand an Selbstdarstellung um Vertrauen werben, weil sie die Gesetze und Regeln unseres Zusammenlebens bestimmen möchten".
Gebe es Hinweise, dass die Wähler “in moralischer Hinsicht" getäuscht würden, dann müssten Journalisten recherchieren, führte Riekel aus. Das gelte etwa, wenn Spitzenpolitiker sich von ihrer vierten Frau scheiden ließen, wenn sie Freundinnen in höhere Ämter beförderten oder wenn sie eine 40 Jahre jüngere Frau heirateten.
Bereits in der vergangenen Woche kündigte der Burda-Verlag, der die “Bunte" herausgibt, eine Unterlassungsklage gegen den “Stern" an. Die CMK erklärte unterdessen, die angeblichen internen CMK-Dokumente, die der “Stern" veröffentlicht habe, seien der Agentur “gänzlich unbekannt“ und daher vermutlich eine Fälschung. Behauptungen, CMK habe widerrechtlich das Eigentum von Politikern zu Überwachungszwecken manipuliert, seien falsch.