Die Illustrierte hat sich bei einer dubiosen Agentur bedient. Das People-Magazin bestreitet, von deren angeblichen Praktiken gewusst zu haben.
Hamburg. Die Berliner CMK Images gilt in Branchenkreisen als normale Paparazzi-Agentur, spezialisiert darauf, Prominente jedweder Couleur abzuschießen, wie es im Jargon ihres Gewerbes heißt. Kay Kirchwitz von der Fotoagentur Star Press fielen CMK-Fotografen auf, als man vor ein paar Jahren gemeinsam auf CSU-Chef Horst Seehofer und seine damalige Berliner Geliebte wartete: "Die haben sofort rumgebrüllt, als Kollegen in ihr Blickfeld liefen."
Dass die CMK aber auch mit geheimdienstlichen Methoden Politiker beschatten soll, um Details aus ihrem Privatleben in Erfahrung zu bringen und beim Bezirksamt als Firmenzweck den "Betrieb einer Detektei" angegeben hat, ist auch dem Branchenkenner Kirchwitz neu.
Herausgefunden haben will das der "Stern". In seiner heute erscheinenden Ausgabe berichtet er, das People-Magazin "Bunte" habe die CMK mit der Observierung von Horst Seehofer, Oskar Lafontaine und Franz Müntefering beauftragt. So habe die Agentur versucht, Lafontaine eine Affäre mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht nachzuweisen. Die Operation namens "Scarface" - eine Anspielung auf die Narbe, die Lafontaine 1991 bei einem Attentat davongetragen hatte - scheiterte, obwohl man den Politiker intensiv beschattet und ein CMK-Mitarbeiter versucht habe, sich als Praktikant bei der Bundestagsfraktion der Linken einzuschleichen.
Erfolgreicher war die CMK im Fall Müntefering: Im vergangenen Frühjahr meldete die "Bunte" auf ihrer Website, sie habe das "schönste Geheimnis des Liebes-Monats Mai enthüllt". Im Blatt sind CMK-Bilder zu sehen, die Müntefering mit seiner damaligen Lebensgefährtin und heutigen Gattin Michelle Schumann zeigen. Vorangegangen war laut "Stern" eine intensive Beschattung, in der eine Videokamera eingesetzt, ein Briefkasten manipuliert und eine Fußmatte präpariert worden seien. Das Blatt beruft sich auf zwei CMK-Aussteiger und auf Rechercheprotokolle.
"Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel räumt ein, die CMK mit Recherchen über die Politiker beauftragt zu haben. Dennoch will das Blatt juristisch gegen den "Stern" vorgehen. Die Illustrierte erwecke "in fahrlässiger Art den Eindruck, dass die Zeitschrift ,Bunte' von vermeintlich unlauteren und nicht journalistischen Recherchemethoden gewusst und diese gebilligt habe".
"Lachhaft", nennt "Stern"-Chefredakteur Thomas Osterkorn das. Tatsächlich erwähnt sein Blatt, Riekel wolle von den CMK-Methoden nichts gewusst haben. Es berichtet aber auch, dass "Bunte" der Agentur 2008 242 000 Euro und von Januar bis März 2009 weitere 30 987 Euro zahlte. "Mit herkömmlichen Fotohonoraren" seien diese Summen "nur schwer zu erklären".
Laut "Bunte" hat der "Stern" selbst ein CMK-Foto veröffentlicht, das die ehemalige Seehofer-Geliebte mit Kind zeigt. Osterkorn räumt ein, dass sein Blatt noch mehr CMK-Bilder brachte. Vor Beginn der Recherchen habe man die CMK für eine normale Fotoagentur gehalten. "Zudem war das Foto der Seehofer-Geliebten schon anderswo gezeigt worden", sagt Osterkorn. "Seehofers Affäre war bekannt. Wir haben bei der CMK keine Recherche in Auftrag gegeben. Das ist der Unterschied."
Aber konnte man wirklich nicht wissen, um was für eine Agentur es sich bei der CMK handelt? Auf ihrer Website findet sich das Angebot "CMK I.R.S. (Investigative Reported Services)". Es wäre interessant zu wissen, was die Agentur darunter versteht. Doch seit Beginn der "Stern"-Recherchen hat die CMK alle Informationen darüber gelöscht. In der Agentur ist niemand für eine Stellungnahme zu erreichen: Ihr Chef Stefan Kießling hatte dem "Stern" versichert, dass sich seine Recherchemethoden "stets im Bereich des presse- und standesrechtlich Zulässigen" bewegten.