Yvonne Catterfeld zog die Blicke der Fotografen auf sich, aber bewegende Kino-Momente kamen aus den USA.
Hamburg. Der amerikanische Independent-Film lebt, daran konnte es am Montagabend im Cinemaxx keinen Zweifel geben. Zwar konzentrierten sich die Fotografen am roten Teppich auf die – tatsächlich auch im wirklichen Leben – unglaublich schöne Yvonne Catterfeld, die gekommen war, um die TV-Komödie „Engel sucht Liebe“ vorzustellen, doch das große kleine Kino lief anderswo.
Zum Beispiel im Saal 1 des Cinemaxx, der sich zu „Der Solist“ sehr gut gefüllt zeigte. Regisseur Joe Wright erzählt darin die wahre Geschichte der Freundschaft zwischen einem Journalisten und einem schizophrenen Obdachlosen, der einst als großes Cello-Talent galt und nun auf den Straßen von Los Angeles auf einem zweisaitigen Cello Beethoven spielt. Ein mit Jamie Foxx und Robert Downey Jr. in den Hauptrollen exzellent besetztes Drama, das trotz einiger Längen das Publikum zu Tränen rührte.
Später am Abend dann die Qual der Wahl: Zu „Baghead“, einem Film, der im Festival-Katalog als Mischung aus „Blair Witch Project“ und „Fargo“ beworben wird? Oder zu „Cold Souls“, dem Langfilm-Debüt von Sophie Barthes, die 2007 beim Hamburger Filmfest mit ihrem Kurzfilm „Happiness“ aufhorchen ließ?
Die Wahl fiel schließlich auf die Seelen-Extraktions-Komödie mit einem glänzenden Paul Giamatti. Als Schauspieler in einer Lebenskrise entschließt er sich, seine schwer beladene Seele für ein paar Wochen entnehmen und lagern zu lassen. Ganz seelenlos ist dann aber auch nicht so angenehm, also gibt’s versuchsweise die eines russischen Dichters. Als das nicht wie gewünscht funktioniert, will der Gebeutelte seine alte Seele zurück, aber die wurde inzwischen nach St. Petersburg geschmuggelt und von einer russischen Soap-Opera-Darstellerin in Besitz genommen. Klingt irre? Ist es auch. Irre witzig – und dabei so dezent wie intelligent mit philosophischen Fragestellungen aufgeladen. Ein feinsinniger Spaß, den selbst Woody Allen kaum besser hinbekommen hätte.