Das Theater ist nicht richtig bespielbar. 35 Millionen fehlen. Das Konjunkturprogramm hätte helfen können. Wie geht es weiter?
Hamburg. "Es wäre schön gewesen, wenn das Schauspielhaus früher 'hier' geschrieen hätte", sagt Christel Oldenburg, Vorsitzende des Kulturausschusses der SPD-Bürgerschaftsfraktion, "wir wussten bisher nichts von der Fülle der technischen Mängel am Schauspielhaus." Nach dem Abendblatt-Bericht vom Dienstag sagte auch ihre Vorgängerin Dorothee Stapelfeldt: "Während der Haushaltsberatungen ist kein Wort darüber gefallen, dass es beim Schauspielhaus einen Investitionsstau von mehr als 30 Millionen Euro gibt."
Seit Intendant Friedrich Schirmer bekannt gemacht hat, dass eine marode Technik und bauliche Fehlplanungen beim Deutschen Schauspielhaus zu spürbaren Einbußen im Spielbetrieb führen, fragt man sich in der Stadt, warum nicht längst gehandelt worden ist. Das Gutachten führt etliche gravierende Mängel auf und liegt bereits drei Jahren vor. Geld für die nötigen Umbauten am Theater gab es bisher aber keines. Die Bürgerschaft war bisher mit diesem Vorgang noch gar nicht befasst.
Liegt es vielleicht daran, dass Kultursenatorin Karin von Welck neben der Elbphilharmonie keine weitere finanzielle Großbaustelle eröffnen wollte? Aber darf man deshalb Deutschlands schönstes Theater verkommen lassen?
Jack Kurfess, Geschäftsführer des Deutschen Schauspielhauses, sagt dazu: "Das Schauspielhaus hat in Abstimmung mit der Kulturbehörde im Frühjahr 2005 ein Gutachten über den Zustand des Hauses in Auftrag gegeben. Das Ergebnis lag im November 2005 vor. Die Kulturbehörde war wohl erschrocken über die Höhe des Sanierungsbedarfs." Vielleicht rührt daher die Schockstarre, denn passiert ist bis heute so gut wie nichts. 2006 wurden dann - für 2010 - dem Theater mittels mittelfristiger Finanzplanung aus dem Haushalt der Kulturbehörde für Investitionen drei Millionen Euro bewilligt. Weitere Versuche, Geld für dringend benötigte technische Erneuerungen beim Senat einzuwerben, sind gescheitert. Auch im unlängst beschlossenen Konjunkturprogramm der Bundesregierung, das Hamburg 50 Millionen Euro für die Sanierung öffentlicher Gebäude zuspricht und ausdrücklich Kultureinrichtungen wie Museen und Theater nennt, ist das Schauspielhaus von der Kulturbehörde nicht berücksichtigt worden. Christel Oldenburg (SPD) sagt: "Diese Maßnahme hätte ideal ins Konjunkturprogramm gepasst."
Kultursenatorin Karin von Welck wollte gestern die konkreten Abendblatt-Fragen nicht beantworten. Sie gab eine Stellungnahme ab, bei der vieles offen blieb, in der es aber heißt: "Für kleinere Sanierungsmaßnahmen stellen wir dem Theater laufend Mittel zur Verfügung. Wir haben uns in den letzten Jahren primär den dringenden Bedarfen bei anderen Häusern gewidmet. Zusammen mit dem Schauspielhaus haben wir vereinbart, die Sanierung der Bühnenmaschinerie in den Jahren 2011/12 zu realisieren, die notwendigen Mittel wollen wir dementsprechend mit dem Haushalt 2011/12 einwerben."
Hoffentlich geht das besser aus als bei den Senatsberatungen 2007 und 2008 - da gab es kein Geld für die Sanierung. Wenn es mit dem "Einwerben" nun wieder nicht klappt, bleibt dem Schauspielhaus und seinen Besuchern nur eine lang andauernde Notlösung.
Schauspielhaus-Geschäftsführer Jack Kurfess befürchtet: "Wir bekommen zwar 2010 die drei Millionen Euro. Aber wenn die Bürgerschaft keine weiteren Mittel bewilligt, müssen diese drei Millionen dafür verwendet werden, die Sicherheitsauflagen der Landesunfallkasse zu erfüllen. Wir werden dann eine neue Steuerung auf das alte System setzen. Das wird in fünf Jahren dann wahrscheinlich endgültig zusammenbrechen."