Die jahrelang verdrängte Sanierung der maroden Schauspielhaus-Bühnentechnik stellt alle Betroffenen vor riesige Probleme. Die Intendanz steht...
Hamburg. Die jahrelang verdrängte Sanierung der maroden Schauspielhaus-Bühnentechnik stellt alle Betroffenen vor riesige Probleme. Die Intendanz steht buchstäblich mit dem Rücken an der morschen Wand, die Kulturbehörde hat neben den drohenden Kosten auch ein großes Rechtfertigungsdefizit. Derzeit geht man von 35 Millionen Euro aus, die nötig wären, um den störungsfreien Betrieb des 109 Jahre alten Staatstheaters wieder gewährleisten zu können.
Intendant Friedrich Schirmer: "Bei meiner Berufung wusste ich noch nichts davon. Danach wurde aber immer klarer, dass es großen Sanierungsbedarf gibt. Das Haus hat dazu ein Gutachten in Auftrag gegeben, das Ende 2005 vorlag." Bereits 2004 hatte das Haus Geld zur Sanierung der Bühnenmaschinerie beantragt, was aber abgelehnt worden war. Im Umfeld des letztlich abgewendeten Parkhaus-Verkaufs habe er erstmals von diesem Gutachten berichtet. "Wir sind ermutigt worden, Planungen zu machen, waren guter Dinge und sind fest davon ausgegangen, dass das Geld auch kommt. Aber bei der Senatsklausur im letzten September wurde die große bauliche Lösung zu meinem Entsetzen gekippt. Das ist uns eröffnet worden, da waren wir ziemlich bedient." Willfried Maier, der ehemalige Kulturausschuss-Vorsitzende (GAL) berichtete jedoch, er habe bei diesen schwarz-grünen Verhandlungen nie etwas von einem solchen Bedarf des Schauspielhauses gehört. Die Kulturbehörde, so Schirmer, habe dann auf eine Einbindung ins Konjunkturprogramm der Bundesregierung gesetzt. Das scheiterte ebenso. "Die lapidare Auskunft dazu", sagte Schirmer, "war: Die Senatorin hat sich nicht durchgesetzt." Nun aber, so das jüngste Behörden-Versprechen, solle es für den Haushalt 2011/12 klappen.
Schirmers Geduld ist schon 2009 am Ende: "Wir haben uns immer loyal verhalten und sind auch jetzt nicht illoyal, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man sagen muss, wie die Dinge sind. Ich erwarte von der Senatorin, jetzt für die umfassende Sanierung zu kämpfen. Bislang habe ich mich immer auf Zusagen von ihr wie 'machen Sie sich keine Sorgen' verlassen."
Der Druck auf Karin von Welck (parteilos) steigt, da nun die jahrelang bekannten, unangenehmen Zahlen auf dem Tisch sind. Zu erklären ist unter anderem, in welchem Ausmaß sie sich um das Geld bemüht hat, wie der Senat auf die Gutachten-Fakten reagiert hat, ob Mittel zur Sanierung eingeworben wurden. Vor allem aber, warum alle Bemühungen scheiterten.
Auf die Frage, was er macht, wenn weiterhin nichts passiert, entgegnete Schirmer: "Ich bin der Geschäftsführer, nicht der Eigentümer, das ist die Stadt. Aber ich setze auf den gesunden Menschenverstand. Momentan wird überall Geld zum Fenster rausgeworfen, dass es kracht. Da wird man ja wohl diese Millionen für das älteste und schönste deutsche Theater zusammenbekommen."