Der Historiker Volker Kühn darf weiterhin sagen, Heesters sei im KZ Dachau aufgetreten.

Hamburg/Berlin. Johannes Heesters hat weiter Ärger wegen einer Radio-Sendung. Gestern hat das Berliner Landgericht seine Klage gegen den Historiker Volker Kühn abgewiesen. Er hatte in einem Feature behauptet, Heesters sei im Jahr 1941 bei einem Besuch des Konzentrationslagers Dachau vor der SS aufgetreten.

Der Sänger und Schauspieler - er steht zurzeit allabendlich in Hamburg auf der Bühne der Winterhuder Komödie und spielt in der Benatzky-Operette "Im weißen Rössl" den greisen Kaiser Franz Joseph I. - sorgte bereits kurz vor der Feier seines 105. Geburtstags für Schlagzeilen: In einem niederländischen Radiointerview bezeichnete er - vom Reporter durch eine Suggestivfrage provoziert - Hitler als einen "guten Kerl". Dafür entschuldigte er sich beim Auftritt in der Fernsehsendung "Wetten, dass ..?" öffentlich: "Ich habe vor ein paar Tagen etwas Dummes, etwas Blödes, etwas Furchtbares gesagt, und dafür bitte ich um Verzeihung."


Hat Jopi Heesters in Dachau gesungen?


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Dem Historiker Volker Kühn (75) hingegen ist der Canossa-Gang erspart geblieben. Denn es war nicht endgültig zu klären gewesen, ob Heesters in Dachau gesungen hat, wie Richter Michael Mauck von der 27. Zivilkammer in seiner Urteilsbegründung erklärte. Da es Anhaltspunkte dafür gebe, könne man jedoch Kühn keinen Vorwurf machen, dass er Indizien in diesem Sinn auslege. Der verstorbene Dachau-Häftling Viktor Matejka hatte auf Kühns Frage, ob er von Heesters' Auftritt etwas wisse, geantwortet: "Ja, was soll die Frage, ich habe ihm doch den Vorhang gezogen." Der damalige KZ-Kommandant hatte sich sogar schriftlich bedankt: "Den lieben Künstlern, die uns am 21.5.1941 durch einen frohen und heiteren Nachmittag im K. L. Dachau erfreuten, gewidmet."

Den Lagerbesuch als Gastsolist des Münchner Gärtnerplatz-Theaters hat Heesters allerdings nie bestritten. Es existieren auch Fotos davon. Nach dem Urteil sagte Kühn, die Wahrheit werde sich nicht endgültig klären lassen. Zeitzeugen lebten nicht mehr, es gebe nur mehr Indizien. Also steht Aussage gegen Aussage.

Johannes Heesters hat erklärt, er wolle künftig auf keine Anfrage zu dieser Zeit mehr reagieren. Das bestätigte seine Ehefrau Simone Rethel auf Abendblatt-Anfrage. Sie sagte höflich: "Kein weiterer Kommentar."

Etwas spät beherzigt "Joopi" die weise Mahnung in seinem Kaiser-Couplet: "G'scheit sein, schweige und begnüge dich."


Weitere Texte zu Johannes Heesters in der Hitler-Zeit unter www.abendblatt.de/kultur