Mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs sind möglicherweise auch bedeutende historische Dokumente des Hansebundes verloren gegangen. Diese Befürchtung äußerte der Direktor des Landesarchivs in Greifswald, Martin Schoebel. „Das Aktenarchiv in Köln umfasste gut 23 laufende Meter Akten zur Hanse, darunter fast 500 Urkunden“, erklärte der promovierte Historiker.

Greifswald. Mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs sind möglicherweise auch bedeutende historische Dokumente des Hansebundes verloren gegangen. Diese Befürchtung äußerte der Direktor des Landesarchivs in Greifswald, Martin Schoebel. "Das Aktenarchiv in Köln umfasste gut 23 laufende Meter Akten zur Hanse, darunter fast 500 Urkunden", erklärte der promovierte Historiker.

Sollten diese Bestände beim Einsturz vernichtet worden sein, sei dies ein großer und irreversibler Verlust auch für den norddeutschen Kulturraum. "Der Hanseforschung würde künftig eine wichtige Grundlage fehlen."

Im Kölner Stadtarchiv lagerten unter anderem die Protokolle der Hansetage in Brügge, einem der vier einst wichtigsten Hansekontore. Diese Protokolle seien 1594 nach Köln gebracht worden. "Das Kölner Stadtarchiv ist neben dem Archiv in Lübeck das bedeutendste Archiv zur Hanse und für den niederdeutschen Sprachraum", sagte Schoebel.

Noch könne niemand sagen, welche und wie viele dieser historischen Dokumente aus den Trümmerbergen in Köln gerettet werden können, sagte Schoebel, der lange Zeit im Rheinland gearbeitet hat. Die Chancen, die alten Bestände weitgehend unbeschadet zu bergen, schätze er eher als gering ein.

Mehr als 90 Prozent der Dokumente bestünden aus Papier, das bei Kontakt mit Wasser zu schimmeln beginne. "Urkunden werden entweder hängend in Schränken oder gefaltet in Kartons aufbewahrt", erläuterte der Experte. Der Großteil der Akten habe sich in Regalen befunden. "Selbst wenn sie geborgen werden können, wird es Jahrzehnte dauern, sie zu restaurieren und damit der Forschung wieder zugänglich zu machen." Problematisch sei zudem, dass nur ein Bruchteil der Unterlagen in nachgedruckter Form vorliege.

Nach Auffassung Schoebels vermittelten die Kölner Archivalien zur Hanse in ihrer Gesamtheit ein lebendiges Bild über die Verbindungen der Hansestädte untereinander und die Kontakte in andere europäische Länder. Die Hanse sei zwar bereits gut erforscht, doch veränderten sich die Fragestellungen der Forscher mit der Zeit. "Bei einem Verlust der Originalquellen wird Geschichtsforschung dann schwierig."

Die Hanse war in der Mitte des 12. Jahrhunderts zunächst ein wirtschaftlicher Zusammenschluss niederdeutscher Kaufleute. Um 1250 wurde sie zum Bündnis von Städten von Flandern bis ins Baltikum. Das Zentrum der Hanse, die ab 1650 ihren Niedergang erlebte, war der Ostseeraum.