ABENDBLATT: Welchen Umfang hatte das Sparpaket für die Kultur, das in den Haushaltsberatungen zur Diskussion stand? DANA HORAKOVA: Dieser Senat setzt auch weiterhin einen klaren politischen Schwerpunkt im kulturellen Bereich. Das beweisen die Steigerungen im Investitionshaushalt, und dafür bin ich den Kollegen dankbar. Angesichts eines notwendigen Einsparvolumens von insgesamt 75 Millionen Euro war aber klar, dass auch die Kulturbehörde sich solidarisch zeigen und an den Anstrengungen aller Ressorts beteiligen musste. Wir beteiligen uns mit einem Betrag von rund 500 000 Euro. Um diese Summe wird die Förderung der Geschichtswerkstätten gekürzt. ABENDBLATT: Warum halten Sie Kürzungen dort für vertretbar? HORAKOVA: Wir haben uns die Aufgabe nicht leicht gemacht. Um nicht andere Einrichtungen durch pauschale Kürzungen zu gefährden, musste nach eingehender Abwägung der Zuschuss an die Geschichtswerkstätten eingestellt werden. Um die Inhalte der Geschichtswerkstätten zu erhalten, sollte jetzt geprüft werden, ob durch Kooperationen mit anderen Institutionen wie z. B. den Stadtteilkulturzentren die Arbeit mindestens teilweise fortgeführt werden kann. Eventuell ist auch eine noch stärkere ehrenamtliche Tätigkeit denkbar, die die Geschichtswerkstätten jetzt in eigener Verantwortung prüfen sollten. ABENDBLATT: Was war der härteste Sparvorschlag, der in den Verhandlungen auf den Tisch gebracht wurde? HORAKOVA: Keiner war einfach. ABENDBLATT: Aufsehen erregte Innensenator Schill mit der von ihm propagierten Schließung des Deutschen Schauspielhauses . . . HORAKOVA: Dazu ist alles gesagt, was man sinnvoll dazu sagen kann. ABENDBLATT: Kein Theater und kein Museum muss schließen, sagt der Bürgermeister. Ist das auch eine Garantie für die Zukunft? HORAKOVA: Ich kann da nur für die Kulturbehörde und für mich sprechen: Ziel ist es, gerade auch im Bereich der Museen, die Herausforderungen weiter gemeinsam anzugehen, mit den Betroffenen nach Lösungen zu suchen und eine Schließung auch in der Zukunft möglichst zu vermeiden. Dafür werde ich mich weiterhin einsetzen. ABENDBLATT: Sie sagen "möglichst", und es soll ja noch einmal alles auf den Prüfstand gestellt werden, um weitere Synergien zu finden. Ist das die Hintertür, durch die später in Ruhe doch noch gekürzt werden kann? HORAKOVA: Ich denke nicht. "Pacta sunt servanda", wie der Lateiner sagt. Wir müssen aber immer im Gedächtnis behalten, dass die Entwicklung der Steuereinnahmen auf Bundesebene uns möglicherweise zu neuen Anstrengungen zwingen könnte. Das bedeutet, dass wir die Entwicklung nur zu Teilen voll selbst steuern können. So ist die Lage. ABENDBLATT: Mit welchen Argumenten konnten Sie Ihre Senatskollegen davon überzeugen, den Kulturhaushalt diesmal weitgehend zu verschonen? HORAKOVA: Offenbar mit den richtigen. Es wäre verheerend, beim Kulturetat so weit zu sparen, dass man sich in der Metropole Hamburg bald gerade mal noch kulturelle Provinzialität leisten könnte. ABENDBLATT: Der Senat will eine Betreibergesellschaft für die Staatstheater gründen. HORAKOVA: Es handelt sich hier um einen Prüfauftrag, bei dem Schauspielhaus, Thalia-Theater und Staatsoper in den Bereichen Einkauf, Verkauf, Werkstätten, Marketing, Ticketing und Technik auf Synergien überprüft werden sollen. Das Ergebnis ist offen, die Prüfungen haben wir gerade erst begonnen. Das gilt auch für die Museumsstiftungen. Interview: HANS-JÜRGEN FINK