Bad Oldesloe. Einige Geschäfte schließen, andere eröffnen. Über allem steht die Frage: Hat der Einzelhandel in diesen Zeiten noch eine Chance?

Es tut sich einiges in der Innenstadt von Bad Oldesloe. Geschäfte schließen, andere eröffnen neu. Hat doch die Buchhandelskette Thalia vergangene Woche angekündigt, noch im Frühjahr eine Filiale in der Kreisstadt zu eröffnen, gibt ein anderer großer Filialist nun bekannt, sich aus Bad Oldesloe zurückziehen zu wollen. Die Bekleidungsfirma C&A wird ihren Laden an der Mühlenstraße schließen. Schon länger kursierten Gerüchte, nun ist die Entscheidung offiziell.

Wann genau C&A schließen wird, ist noch unklar

„Im Zuge von regelmäßigen Analysen ist C&A zu der Entscheidung gekommen, die Filiale in Bad Oldesloe zu schließen“, sagt Sprecherin Claudia Junge. „Wir haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig informiert, dass das Geschäft leider nicht mehr Teil unseres Portfolios sein wird.“ Wie viele Angestellte in der Filiale in der Kreisstadt arbeiten, ob sie entlassen oder in anderen Geschäften weiterbeschäftigt werden, dazu gibt die Sprecherin auf Nachfrage keine Auskunft.

Wann genau die Filiale in Bad Oldesloe ihre Türen schließen wird und wie es um den Standort Ahrensburg bestellt ist, teilt Junge nicht mit. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen zahlreiche Filialen dichtgemacht, weitere Schließungen sind in Planung. Im Norden gibt C&A unter anderem Standorte in Kiel, Elmshorn und Rendsburg auf.

Thalia und Woolworth eröffnen im Frühjahr in der Kreisstadt

Wenn C&A sich aus Bad Oldesloe zurück, bedeutet das für die Innenstadt möglicherweise erst einmal Leerstand und den Wegfall einer Einkaufsmöglichkeit. Doch dabei sollte es nicht bleiben, meint Nicole Brandstetter, Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe. „Bislang ist noch nicht klar, wie es mit dem Gebäude weitergeht. Wir würden uns wünschen, dass sich dort wieder Textilhandel ansiedelt, der auch eine jüngere Zielgruppe anspricht.“

Doch die Innenstadt hat nicht nur Verluste zu verzeichnen. Gleich zwei große Einzelhandelsunternehmen eröffnen zeitnah Filialen in der Kreisstadt. Außerdem eröffnet das inhabergeführte Oldesloer Bekleidungsgeschäft Izoda eine zweite Filiale in der ehemaligen Galerie BoArt an der Mühlenstraße. Schon länger war bekannt, dass Woolworth sich in der Innenstadt niederlässt. Die Eröffnung ist für den 9. März geplant. Das Geschäft zieht in jene Räume in der Hindenburgstraße 17–19, in denen zuvor lange Jahre das Modehaus Rohde seinen Standort hatte. Ende 2022 hatte es geschlossen.

Nachfolger für traditionsreiche Buchhandlung Willfang gesucht

„Unser Geschäft in Bad Oldesloe wird eine Verkaufsfläche von fast 1600 Quadratmetern auf zwei Etagen haben“, sagt Sprecher Roland Rissel auf Nachfrage unserer Redaktion. Dort wird es das gesamte Woolworth-Sortiment geben: Bekleidung, Haushalts- und Dekorationsartikel, Schreib- und Spielwaren, Schuhe und Leder, Elektroartikel, Drogerie- und Kosmetikartikel, Kurzwaren, Snacks und Erfrischungsgetränke.

Nicole Brandstetter ist Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe.
Nicole Brandstetter ist Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung Bad Oldesloe. © Unbekannt | Finn Fischer

Das Team in Bad Oldesloe soll aus 15 bis 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestehen. Rissel: „Derzeit suchen wir noch Personal für Stellen in Teilzeit und als Aushilfen.“ Die Bauarbeiten gehen laut dem Sprecher planmäßig voran. Der Zugang zum nebenliegenden Geschäft sei bereits verschlossen worden. „Wir richten nun die Innenräume her, installieren die Beleuchtung, bauen Kassen und Regale auf und beziehen die Sozial- und Nebenräume“, so Rissel.

Thalia möchte auch Lesungen und Signierstunden anbieten

Mitte April eröffnet das Buchhandelsunternehmen Thalia ein Geschäft in der Mühlenstraße 16. Anfang März übernimmt Thalia die Räume und baut diese um. Auf 300 Quadratmetern soll es dort eine große Auswahl an Büchern, Spielwaren, Geschenkartikeln und mehr geben. Sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen an dem Standort in der Kreisstadt beschäftigt werden. Auch Veranstaltungen wie Lesungen oder Signierstunden sollen in dem Laden stattfinden.

Doch während das eine Buchgeschäft öffnet, ist die Zukunft eines anderen noch ungewiss: Nach mehr als 30 Jahren geben Uta-Sophia Freund-Jentzsch und Martin Jentzsch ihre Buchhandlung Willfang (Hude 5) zum Jahresende auf. Derzeit wird ein Nachfolger gesucht. Ob sich jemand findet, der das Geschäft übernimmt, steht aktuell noch nicht fest.

Corona, Energiekrise und Onlinehandel machen es dem stationären Handel schwer

Den aktuellen Wandel in der Oldesloer Innenstadt nimmt Nicole Brandstetter mit gemischten Gefühlen wahr. „Der Handel ist im Wandel, das ist ganz deutlich zu spüren“, sagt die Vorsitzende der Wirtschaftsvereinigung. Sei es in den vergangenen Jahren der Onlinehandel gewesen, der Umsatzeinbußen im stationären Handel zu verschulden hatte, hätten Corona, die Energiekrise und die hohen Mieten in Bad Oldesloe es den Einzelhändlern nicht leichter gemacht, im Gegenteil. Und: All das belastet nicht nur Verkäufer, sondern auch Konsumenten. Die Folge: Die Kaufkraft sinkt.

Brandstetter: „Wir freuen uns zwar, dass sich große Ketten in Bad Oldesloe ansiedeln. Aber wenn vermehrt große Geschäfte wie das Modehaus Rohde oder C&A aufgeben, ist das schon ein Grund zur Sorge.“ Dennoch sei zumindest Leerstand in Bad Oldesloe kein so großes Problem wie in vielen anderen Innenstädten. Um Einzelhändler zu unterstützen, müsse die Wirtschaftsförderung der Stadt mit Vermietern verhandeln. Denn in der Kreisstadt seien es oft die hohen Mietpreise, die den Betroffenen das Genick brechen.

Der Handel vor Ort muss dringend attraktiver werden

Aber: „Es ist auch dringend notwendig, den Einzelhandel vor Ort attraktiver zu gestalten“, sagt sie. Angesichts der Konkurrenz durch den Onlinehandel sollten Innenstädte etwa mit dem Einkaufserlebnis locken. „Bad Oldesloe hat durch seine architektonisch wertvolle Innenstadt Potenzial“, sagt Brandstetter. Spielplätze für Kinder, Sitzgelegenheiten, Außengastronomie oder auch sogenannte Concept Stores, also kleine Ambienteläden, die auf erlebnisreiches Einkaufen setzen, könnten die Attraktivität weiter steigern.

Aber, auch das sagt Brandstetter: Letzten Endes seien nicht nur Politik, Verwaltung und Unternehmer in der Pflicht, den Handel vor Ort am Leben zu erhalten, sondern auch die Konsumenten selbst: „Wer Bücher, Lebensmittel und Kleidung online bestellt, darf sich nicht wundern, wenn die Innenstadt ausstirbt“, sagt die Vorsitzende der Wirtschaftsförderung. Das heiße aber nicht, dass stationärer und Onlinehandel nicht trotzdem koexistieren könnten. Nur, so Brandstetter: „Auch der Handel vor Ort muss digitale Angebote schaffen.“