Glinde. Die meisten Vereine und Verbände wollen nicht beim Glinder Marktfest mitmachen. Es fällt in diesem Jahr aus. Termin in 2022 steht.
Die Hoffnung auf eine Ausrichtung des Glinder Marktfests in diesem Jahr ist zerplatzt. Es haben sich nicht genug Vereine, Verbände und Gewerbetreibende bereit erklärt, bei der weit über die Grenzen der Stadt beliebten Veranstaltung mitzumachen. Die Kommunalpolitiker hatten die Verwaltung mit der Abfrage beauftragt. Mit nicht mal einer Handvoll Interessierten war das Thema im jüngsten Kulturausschuss schnell geklärt. Nachdem die Zahlen vorgetragen wurden, bedurfte es weder einer Diskussion noch einer Abstimmung. Die gute Nachricht: Der Termin für 2022 steht bereits. Am Sonnabend, 18. Juni, soll alles wieder so wie früher sein mit Menschenmassen an zentraler Stelle, Live-Musik sowie Spiel und Spaß für Kinder.
Womöglich wird die Gestaltung dann noch ansprechender mit dem Fokus auf neue Zielgruppen. Tanja Woitaschek, Glindes Kulturbeauftragte und verantwortlich für die Organisation, denkt in diesem Zusammenhang an Zwölf- bis 20-Jährige. Sie benötigt für die Planung mehrere Monate Vorlaufzeit. Als die Corona-Situation noch angespannter war, präsentierte die Rathausmitarbeiterin den Parteien im März ein abgespecktes Konzept inklusive Verlegung auf den 14. August nach den Schulferien. Zuletzt stieg die Party immer vor der lernfreien Zeit. Damals war natürlich nicht klar, ob behördliche Auflagen das erlauben. Aber bereits zu jenem Zeitpunkt abzusagen, kam nicht infrage. Man wollte sich die Sache offenhalten.
Abgespeckte Version mit 100 Gästen war der Politik zu klein
Der Verwaltungsvorschlag sah maximal 100 Besucher auf einem eingezäunten Gelände vor. Vereine und Verbände sollten nicht dabei sein. Sie bieten normalerweise an Ständen Getränke und Speisen an, füllen so ihre Kasse auf. Und sie sind beim Laufkartenspiel für die Kleinen eingebunden. Jungen und Mädchen winken dabei tolle Preise. Auch das sollte wegfallen. Immerhin war eine kleine Bühne Bestandteil des Konzepts mit dem Auftritt von zwei Bands. Das gastronomische Angebot? Nicht so üppig wie sonst. Die Dauer wurde verkürzt von 17 bis 22 Uhr, ein Sicherheitsdienst sollte den Zugang kontrollieren. Es wäre ein erheblicher Personalaufwand gewesen und der Charakter der Feier ein völlig anderer. Das Marktfest existiert seit den 70er-Jahren. Es kamen bis zu 3500 Besucher.
Die schlanke Version war mit der Politik nicht zu machen. Also brachten Entscheidungsträger den September und Oktober ins Spiel – verbunden mit der Hoffnung, dass dann wieder Veranstaltungen in größerem Rahmen möglich sowie viele Vereine und Verbände mit im Boot sind. Bei 46 fragte die Verwaltung an und bei neun Gewerbetreibenden. „Es gab 27 Rückläufer, 92 Prozent davon waren gegen das Marktfest in diesem Jahr“, sagt Woitaschek. „Ich bin froh, dass sie eine Entscheidung getroffen haben. Das ist respektabel und in Ordnung“, so der Kulturausschussvorsitzende Matthias Sacher (CDU). Der Christdemokrat fügt hinzu, er wäre hingegangen.
„Ich hätte ein Fest im Herbst gut gefunden“, sagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende Petra Grüner. „Die Corona-Infektionen werden weniger. Aber die Angst, dass es dann schwierig wird, ist wohl noch zu groß.“ Marlies Kröpke (SPD) findet die Entscheidung richtig: „Ich würde nichts riskieren, bin voll und ganz bei den Vereinen und Verbänden.“ Genauso sieht es FDP-Fraktionschef Thomas Kopsch: „Ich kann das sehr gut verstehen. Wir sind ohnehin dafür eingetreten, die Sache auf 2022 zu verschieben. Ich bin dafür, das jetzt eingeplante Geld mitzunehmen und die Feier dann doppelt so groß zu machen.“
Auch Nachbar Oststeinbek verzichtet 2021 auf Marktfest
Im Haushalt sind 6600 Euro für das Marktfest verankert. 2019 betrugen die Aufwendungen 13.200 Euro, auf der anderen Seite generierte Glinde 6400 Euro etwa durch Standgebühren und das Bereitstellen von Werbeflächen. Vergangenes Jahr verhinderte Corona die Party. Vor Kurzem hatte auch die Nachbarkommune Oststeinbek auf ihr Marktfest verzichtet. Allerdings kam es dort zu einer Abstimmung im Kultur-, Sozial- und Jugendausschuss. Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, die Veranstaltung auf der Wiese neben dem Bauhof im Ortsteil Havighorst von einem auf maximal drei Tage auszudehnen, damit möglichst viele Bürger dabei sein können.
Auf Feierlichkeiten in größerem Umfang wird Glinde in diesem Jahr wahrscheinlich nicht ganz verzichten müssen. Der Verein Leuchtendes Glinde, Organisator der Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt, plant im Winter an einem Tag den Aufbau von Ständen mit Glühweinausgabe.