Bad Oldesloe. 40 Freiwillige haben am Wochenende die Abläufe getestet. Scharfer Start nicht vor Januar. Videoüberwachung soll Kriminelle abschrecken.
30 Minuten pro Impfung, inklusive Wartezeit, Vorgespräch und anschließender Beobachtung: Der Kreis Stormarn hat im Impfzentrum Bad Oldesloe die Immunisierung im Akkord geprobt. Von Januar an sollen in der Jugendherberge am Bürgerpark zunächst bis zu 330 Personen pro Tag gegen das Coronavirus geimpft werden können. Ob das klappt, testete das Gesundheitsamt am vergangenen Wochenende mit rund 40 Freiwilligen – selbstverständlich noch ohne richtigen Piks in den Oberarm.
Aufbau der Zentren ist „logistische Meisterleistung“
Wie viele Menschen setzt auch Landrat Henning Görtz große Hoffnung in die bevorstehende Verfügbarkeit eines Impfstoffs. Der Kreis Stormarn knackt aktuell von Tag zu Tag einen neuen Rekord bei den Neuansteckungen. Zuletzt lag der Inzidenzwert bei mehr als 120 Ansteckungen auf 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. „Die Zahlen sprechen für sich. Sobald es einen zugelassenen Impfstoff gibt, muss logistisch alles funktionieren“, sagt Görtz.
Die Oldesloer Jugendherberge ist eins von drei Stormarner Impfzentren. „Katastrophenschutz, unsere Bauabteilung und alle Helfer haben ganze Arbeit geleistet. Was hier in den vergangenen zwei Wochen passierte, ist eine logistische Meisterleistung“, lobt der Landrat. Lange Wartezeiten dürfe es nicht geben. Sonst drohten Staus und damit ein erhöhtes Ansteckungsrisiko. Deswegen sei der Ablauf minutengenau durchgetaktet.
Linien am Boden weisen den Weg durchs Impfzentrum
Die Impfprozedur beginnt am Nebeneingang der Jugendherberge. Ein Sicherheitsdienst wird an der Tür zunächst bei jedem Patienten die Temperatur messen. Anschließend gleichen Soldaten der Bundeswehr an einem provisorisch aufgebauten Tresen in der Eingangshalle die nötigen Daten ab. Erst dann dürfen die Impfberechtigten im Wartebereich Platz nehmen.
Auf dem Fußboden angebrachte Linien führen zur nächsten Station. Es ist ein Beratungszimmer, in dem ein Arzt ein etwa sechs Minuten langes Vorgespräch führt. Die folgende Impfung durch medizinisch ausgebildetes Personal dauert zwei bis fünf, die anschließende Beobachtung 15 Minuten. Damit sollen Komplikationen ausgeschlossen werden. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, wie Johanniter-Bereichsleiter Matthias Rehberg sagt. „Wir rechnen nicht damit, dass es zu Impfkomplikationen kommt. Aber für den Fall haben wir hier dieselbe Ausstattung, die auch bei Notarzt-Einsätzen mitgeführt wird“, so Rehberg. Damit der Impfschutz vollständig ist, muss die ganze Prozedur nach etwa zwei Wochen wiederholt werden.
Start erfolgt mit Risikopatienten und über 80-Jährigen
Zunächst sollen Risikopatienten und Stormarner der Altersgruppe über 80 Jahre den Impfschutz bekommen. Der Kreis rechnet damit, dass das Impfzentrum in Bad Oldesloe im Januar seinen Betrieb aufnimmt. Die zwei anderen Standorte im Kreisgebiet befinden sich in Großhansdorf und Reinbek. Hier wird erst ab Februar geimpft.
Neben dem Kreis und Katastrophenschutz sind auch Polizei und Bundeswehr in die Abläufe eingebunden. Letztere wird ausschließlich administrative Aufgaben übernehmen, wie Oberstleutnant Jürgen Mühlenbeck sagt. „Insgesamt laufen bundesweit gerade rund 2000 Amtshilfegesuche bei der Bundeswehr“, berichtet Mühlenbeck. Für das Impfzentrum in Bad Oldesloe hat der Kreis um den Einsatz von zwölf Soldaten gebeten, die in zwei Schichten am Eingang eingesetzt werden sollen.
Ein Sicherheitsdienst soll das Impfzentrum schützen
Die Soldaten werden allerdings keine Schutzaufgaben übernehmen. Die soll ein Sicherheitsdienst wahrnehmen. „Vor zwei Wochen hatten wir bereits einen Farbangriff auf das Impfzentrum, daher sind wir natürlich vorsichtig“, so Andreas Rehberg, in der Kreisverwaltung zuständig für die Gefahrenabwehr. Zumal es weiterhin Proteste gegen die Coronamaßnahmen in Stormarn gebe. Unter anderem von Impfgegnern, die nicht nur friedlich vorgingen, wie die Graffiti-Attacke auf das Oldesloer Impfzentrum gezeigt habe.
Unbekannte hatten das Gebäude mit mehreren Parolen beschmiert. „Angst macht uns das nicht. Doch wir sind darauf vorbereitet und haben einen kurzen Draht zur Polizei“, sagt Landrat Henning Görtz. Um weitere Übergriffe zu verhindern, werde das Gebäude jetzt auch videoüberwacht. In der Jugendherberge würden über Nacht aber weder Impfdosen, noch Dokumente mit Informationen über geimpfte Personen gelagert. Das soll Kriminelle abschrecken. Sobald der Impfstoff verfügbar ist, wird die Kreisverwaltung einen öffentlichen Aufruf starten. Impfberechtigte müssen dann selbst tätig werden und einen Termin vereinbaren. Die Telefonnummern werden noch bekanntgegeben.