Bad Oldesloe. Vorbereitungen in der Jugendherberge Bad Oldesloe für Immunisierung haben am Wochenende begonnen. Gegner wurden bereits aktiv.

Die Einrichtung des ersten Stormarner Impfzentrums in Bad Oldesloe hat am Sonnabend begonnen. Und noch in der Nacht zuvor wurde die Jugendherberge, in der das Zentrum aufgebaut wird, mit wirren Parolen von mutmaßlichen Impfgegnern und Corona-Leugnern beschmiert. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

Behörden im Kreis stoßen an ihre Grenzen

Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützt den Kreis Stormarn bei der Einrichtung des Impfzentrums in der Oldesloer­ ­Jugendherberge.
Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützt den Kreis Stormarn bei der Einrichtung des Impfzentrums in der Oldesloer­ ­Jugendherberge. © Finn Fischer

Mit drei Impfzentren will der Kreis Stormarn eine reibungslose Immunisierung der Bevölkerung gewährleisten, sobald der erste Corona-Impfstoff freigegeben ist. Mit Unterstützung des Technischen Hilfswerks (THW) wird die Jugendherberge seit dem Wochenende hergerichtet. Einsatzbereit ist das zentral gelegene „Impfzentrum Nord“ am Exer Mitte Dezember.

Seit einem Dreivierteljahr kämpfen Kreisverwaltung und Gesundheitsamt gegen die Ausbreitung des Virus in Stormarn. Das bindet Personal und bringt die Behörden an ihre Grenzen. Jetzt bereiten sich die Behörden aufs Endspiel vor: Die Immunisierung der Bevölkerung, sobald ein Impfstoff verfügbar ist. Die Infrastruktur soll in etwas mehr als zwei Wochen stehen.

Das „Impfzentrum Nord“ wird das größte in Stormarn

In Stormarn, das ist die Vorgabe des Landes, müssen bis dahin drei Impfzentren einsatzbereit sein. Eines in Großhansdorf, ein weiteres in Reinbek und das dritte in Bad Oldesloe. In der Kreisstadt fiel die Wahl auf die Jugendherberge, die dafür über die perfekten Voraussetzungen verfügt. „Das Gebäude ist für uns ein Glücksfall. Wir müssen hier nur relativ wenig umbauen“, sagt Thilo Scheuber, Bauamtsleiter bei der Kreisverwaltung. Normalerweise sind in der Jugendherberge Besuchergruppen zu Gast. Es gibt einen Empfang, Aufenthaltsräume und zahlreiche Zimmer, die später von Ärzten für die Impfung genutzt werden sollen.

Das „Impfzentrum Nord“ wird mit fünf Impflinien – also der Möglichkeit fünf Patienten gleichzeitig zu impfen – das größte in Stormarn. Im „Impfzentrum Mitte“ auf dem Gelände der LungenClinic in Großhansdorf wird es zwei bis vier Impflinien geben, im „Impfzentrum Süd“ im Reinbeker Jürgen-Rickertsen-Haus drei weitere. Bei der Auswahl der Standorte berücksichtigte die Kreisverwaltung mehrere Faktoren: Die Lage und Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, die Größe und den Zustand des Gebäudes, Barrierefreiheit und IT-Anbindung.

Von Vorteil ist bei der Jugendherberge auch die Küche

In der Küche wird der Impfstoff aufbereitet: Kreisbauamtsleiter Thilo Scheuber (v.l.), Birte Riebel vom Katastrophenschutz und Andreas Rehberg, Leiter Sicherheit und Gefahrenabwehr.
In der Küche wird der Impfstoff aufbereitet: Kreisbauamtsleiter Thilo Scheuber (v.l.), Birte Riebel vom Katastrophenschutz und Andreas Rehberg, Leiter Sicherheit und Gefahrenabwehr. © Finn Fischer

Sobald ein Impfstoff verfügbar ist, will der Kreis Stormarn alle Personen informieren, die bei der Vergabe bevorzugt werden, zunächst also etwa Personal aus dem medizinischen Bereich oder Pflegeeinrichtungen. Anschließend dürfen sich auch Menschen aus den Risikogruppen impfen lassen. In Bad Oldesloe können laut Kreisverwaltung 750 Menschen pro Tag geimpft werden. Zunächst erfolgt am Eingang eine Registrierung und ein Aufklärungsbogen muss ausgefüllt werden, ein Arzt erfasst die körperliche Verfassung. Nach der Impfung folgt eine 15- bis 30-minütige Beobachtung zur Sicherstellung der körperlichen Verträglichkeit.

Von Vorteil ist bei der Jugendherberge auch die einfach zu reinigende Küche. „Hier wird der Impfstoff gelagert und aufbereitet“, sagt Andreas Rehberg, beim Kreis zuständig für Sicherheit und Gefahrenabwehr. Dass der Impfstoff bei niedrigen Temperaturen aufbewahrt werden muss, stellt dabei kein Problem dar. „Es ist vorgesehen, dass wir hier nur so viel Impfdosen lagern, wie an einem Tag voraussichtlich verbraucht werden“, sagt Rehberg.

Bundeskriminalamt vor möglichen Anschlägen

Dass der Kreis Stormarn in den Impfzentren selbst keine Vorräte anlegen wird, hat nicht nur logistische Gründe. Die Einrichtungen sollen nicht zum Ziel für Kriminelle oder Aktivisten werden. „Es gibt hier in der Nacht weder Geld noch Impfstoff zu holen“, sagt Rehberg. Die Sorge, dass Impfzentren angegriffen werden könnten, ist nicht unbegründet. Bundesweit gibt es derzeit Proteste gegen die Anti-Coronamaßnahmen der Bundesregierung, die von Rechtsextremen und Verschwörungsideologen unterwandert werden. Das Bundeskriminalamt (BKA) warnte am Wochenende davor, dass Impfzentren Ziel von Anschlägen durch Impfgegner und radikale Coronaleugner werden könnten.

Obwohl Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Impfpflicht kategorisch ausschließt, hält sich unter Verschwörungsideologen hartnäckig der Glaube, dass die Bundesregierung Menschen gegen ihren Willen impfen lassen will. Dass aus dieser Angst auch Taten folgen können, zeigte sich am Wochenende auch in Bad Oldesloe. In der Nacht von Freitag auf Sonnabend beschmierte ein Impfgegner die Jugendherberge mit sieben bis acht wirren Parolen. Die Polizei ermittelt. Andreas Rehberg: „Wir werden auch einen Sicherheitsdienst einsetzen. Dieser Vorfall bestätigt uns darin, dass das nötig ist.“

Wer Hinweise zu den Schmierereien geben kann, sollte sich an die Oldesloer Polizeidienststelle unter der Telefonnummer 04531/50 10 wenden.