Barsbüttel. Christdemokraten planen nach Brandbrief nächste Aktion. Außerdem soll Hamburger Behörde Details auf Infoveranstaltung nennen.
Die Christdemokraten in Barsbüttel legen nach: Erst hatten sie einen Brandbrief an Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) geschrieben wegen des geplanten Umbaus der Rodigallee im Bezirk Wandsbek. Nun beabsichtigen sie eine weitere Aktion. „Wir werden sicherlich Protest üben. Wie das aussehen wird, kann ich noch nicht sagen. Vorstellbar ist, dass wir es gemeinsam mit den Parteikollegen aus Wandsbek machen“, sagt der Ortsvorsitzende Volkmar Dietel. Er bemängelt nicht nur, was an der Straße verändert wird, sondern auch, dass die Hansestadt die Stormarner Gemeinde bei den Planungen nicht einbezogen habe.
Die Hauptstraße im Ort geht an der Landesgrenze in die Barsbütteler Straße und diese wiederum in die Rodigallee über. Viele Schleswig-Holsteiner gelangen über diesen Weg in die Stadt. Wie berichtet, wird der Platz für den motorisierten Individualverkehr verengt von vier auf zwei Spuren. Zwischen Bovestraße und Öjendorfer Damm ist auf beiden Seiten ein Radfahrstreifen vorgesehen. Zudem wird in Richtung Hamburg eine Spur nur für Busse eingerichtet. An den wichtigen Kreuzungen schafft die Hansestadt außerdem zusätzliche Abbiegestreifen. Die Kosten beziffert der Senat auf 51,5 Millionen Euro.
Gespräch mit Wandsbeks Bezirksamtsleiter im Barsbütteler Rathaus
„Für uns ist das kompletter Wahnsinn. Wir fordern, auf die Verengung für Autos zu verzichten. Von Knotenpunkten wie zum Beispiel der Kreuzung am Schiffbeker Weg wird es einen großen Rückstau geben, der bis nach Barsbüttel reicht“, sagt Dietel.
Ende vergangener Woche war er Teilnehmer eines Treffens im Barsbütteler Rathaus. Dabei waren auch Bürgermeister Thomas Schreitmüller, Bauamtsleiter Andreas Tiedemann, Bürgervorsteher Peter Eckwerth (Wählergemeinschaft BfB), die SPD-Vorsitzende Marion Meyer sowie Wandsbeks Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff. Es war ein Informationsgespräch. Für Planung und Umbau ist der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) zuständig, eine Sektion der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende. An diese Adresse müssen Barsbütteler ihren Unmut kommunizieren. Ergebnis der Unterredung war, dass die Parteien erst mal einen Fragenkatalog erstellen. Ritzenhoff gab seinen Kenntnisstand wieder. Die Fraktionsvorsitzenden treffen sich dafür am 8. August.
„Wir wollen auf jeden Fall erreichen, dass die Pläne vom LSBG auf einer Informationsveranstaltung in Barsbüttel vorgestellt werden. Wenn Bedenken bei der Bevölkerung nicht ausgeräumt werden, kommt der Protest automatisch“, sagt Dietel. Barsbüttels CDU-Vorsitzender hat schon die Kommunalwahl im Mai 2023 im Blick und hofft offenbar, mit dem Thema punkten zu können. „Wir müssen unseren Standpunkt zur Maßnahme jedenfalls klar artikulieren.“ Was er aus dem Gespräch mit Ritzenhoff noch mitgenommen hat? „Das Projekt könnte sich auf 2024 verschieben.“ Bislang ist der Baubeginn für Mitte 2023 geplant.
BfB-Politiker Eckwerth sympathisiert mit dem Vorgehen der Christdemokraten. Er sagt: „Ich würde den Protest unterstützen. Allerdings ist mir bewusst, dass wir keine Chance haben, etwas zu verändern.“ Es sei aber wichtig, die Bürger umfassend zu informieren. Dabei sieht er Hamburg in der Pflicht. Sozialdemokratin Meyer will nicht darüber spekulieren, ob sich ihre Partei einer Beschwerde anschließt. Und auch sonst hält sie sich mit harscher Kritik zurück, formuliert die Lage eher diplomatisch: „Dass eine Einbeziehung auf Zuruf geschieht, ist nicht besonders glücklich.“ Sie lege Wert darauf, dass die Abbiegespuren an großen Kreuzungen lang und die Ampelschaltungen gut eingestellt sein müssten.
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Anwohnerinitiative fürchtet mehr Abgasbelastungen
In Hamburg gibt es seit Längerem Protest gegen den Straßenumbau. Vertreter der Stadtteilkonferenz Jenfeld und eine Anwohnerinitiative befürchten ein erhöhtes Stauaufkommen und mehr Abgasbelastung durch die Fahrbahnreduzierung. Sie hatten zudem eine mangelnde Bürgerbeteiligung kritisiert. Im Internet wurde eine Petition gestartet mit der Überschrift „Rettet die Rodigallee – für den Erhalt der leistungsfähigen Verbindungsstraße“. Bis Montagnachmittag hatten sich 1117 Unterstützer eingetragen, 635 davon kommen aus dem Bezirk Wandsbek.
Auf der Seite ist begründet, weshalb eine Fahrstreifenreduzierung abgelehnt wird: mehr Ausweichverkehre in die angrenzenden Wohngebiete, Konflikte zwischen Bus und Radfahrern und ein erschwertes Durchkommen für Rettungswagen. Das sind drei von neun aufgeführten Punkten.
Die Verkehrsbehörde verteidigt ihre Pläne mit dem Argument, der Senat wolle gute Alternativen zum motorisierten Individualverkehr anbieten. Dazu gehöre an der Rodigallee insbesondere die Stärkung des Busverkehrs. Laut eines Sprechers sind Träger öffentlicher Belange wie das Bezirksamt Wandsbek über die aktuelle Planung jeweils im Februar und März 2022 informiert worden. Eine Kontaktaufnahme hätten sich auch die Barsbütteler gewünscht. Das Ignorieren entspreche nicht ihrem Verständnis von Zusammenarbeit in der Metropolregion.