Bad Oldesloe. Die Stiftung Naturschutz unterstützt den Kreis mit Expertise und Know-how auf 1100 Hektar in 13 Gebieten.

Um seine ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen, setzt der Kreis Stormarn verstärkt auf die Wiedervernässung seiner Moore. Acht Flächen gilt die besondere Aufmerksamkeit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB). „Moorschutz ist aktiver Klimaschutz. Deshalb ist die Wiedervernässung schon seit Jahren ein wichtiges Thema bei uns in Stormarn“, sagte Kreispräsident Hans-Werner Harmuth.

Längst gilt als wissenschaftlich belegt, dass Moore durch ihre Torf-Moose deutlich mehr Kohlendioxid (CO2) binden, als alle Wälder der Erde zusammen. Von weltweit 250 Milliarden Tonnen pro Jahr ist die Rede. Dabei entfallen gerade drei Prozent der gesamten Landfläche, also etwa vier Millionen Quadratkilometer, auf Moore. Umgekehrt setzen trockengelegte Moore zuvor gespeicherte Schadstoffe allerdings wieder frei. Untersuchungen der Uni Kiel zufolge sind das bei einer Wasserabsenkung um 40 Zentimeter bis zu 51 Tonnen CO2 pro Hektar und Jahr.

Schutzmaßnahmen sollen mit Partnern koordiniert werden

Im Kreis Stormarn gibt es Moorflächen in einer Gesamtgröße von rund 330 Hektar. Hier das Brenner Moor, westlich von Bad Oldesloe.
Im Kreis Stormarn gibt es Moorflächen in einer Gesamtgröße von rund 330 Hektar. Hier das Brenner Moor, westlich von Bad Oldesloe. © UNB Stormarn | Hans-Dieter Vesely

Deshalb sollen der Status Quo der Moore auf Kreisgebiet kontinuierlich erfasst und geeignete Schutzmaßnahmen mit geeigneten Partnern koordiniert werden. „Zu den wesentlichen Maßnahmen zählen die gezielte Wiedervernässung von Mooren, die Umwandlung von Ackerflächen zu Grünland sowie die Naturwaldneubildung und der Umbau von Wäldern auf Moorböden“, sagt Janine Klann, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde.

Während Hochmoore wie das Nienwohlder Moor und das Wittmoor vom Regenwasser gespeist werden, zehren Niedermoore, die sich vorrangig in den Flusstälern der Trave, Beste und Alster befinden, vom Grundwasser. Als größtes zusammenhängendes Hochmoor im Kreisgebiet gilt das Nienwohlder Moor. Es ist mit einem Umfang von rund 400 Hektar der bedeutendste atlantische Hochmoorkomplex in ganz Schleswig-Holstein.

Nicht alle Areale befinden sich in öffentlicher Hand

Der Erhalt der noch existierenden und intakten Moore ist über die Ausweisung von Naturschutzgebieten inzwischen gesichert. Allerdings befinden sich bei Weitem nicht alle relevanten Flächen in öffentlicher Hand. Das macht effektive Maßnahmen wie die Anhebung von Wasserständen in der Vorflut, den Rückbau von Drainagen und den Neubau von Vernässungspoldern mitunter schwierig, wie der Kampf um das Bargteheider Moor zeigt.

45 Hektar umfasste das Areal einstmals. Doch durch den Torfabbau bis 1900, eine massive Entwässerung zur Schaffung von Weide- und Mahdflächen sowie zunehmend trockene Sommer ist das Kerngebiet des Moores inzwischen auf eine Fläche von etwas mehr als einen Hektar geschrumpft.

In Bargteheide werden Moorflächen angekauft

Zwar befindet sich bereits rund die Hälfte des fraglichen Terrains in kommunalem Eigentum. Doch ein Großteil des Rests gehört noch immer rund einem halben Dutzend Grundeigentümern. Mit denen Ankaufverhandlungen geführt werden müssen, um hier wirklich etwas bewirken zu können.

Vor zwei Jahren forderte die CDU-Fraktion deshalb, erwerbbare Restflächen anzukaufen. Das ging den Grünen aber nicht weit genug. Es reiche nicht, Flächen nur zu erwerben und unter Schutz zu stellen, so Fraktionschefin Ruth Kastner. In der Folge müssten die Flächen auch professionell betreut werden, um zu spürbaren Fortschritten zu kommen.

Biotopnetzwerk umfasst rund 300 Gebiete

Zumal allein schon für die Ermittlung des Status Quos und der entsprechend einzuleitenden Maßnahmen fachliche Expertise und Know-how erforderlich sind. Neben einer Ermittlung der konkreten Eigentumsverhältnisse bedarf es einer eingehenden Kartierung und letztlich der Erstellung detaillierter Maßnahmepläne.

Für all das konnte der Kreis die Stiftung Naturschutz gewinnen, die als Aufgabenträger für das gesamte Verfahren zuständig ist. 1978 vom Land Schleswig-Holstein gegründet ist sie heute eine der größten Naturschutz-Stiftungen Deutschlands. „Wir bauen eine Grüne Infrastruktur für heimische Arten, unser Biotopnetzwerk ,Stiftungsland‘ zieht sich durch ganz Schleswig-Holstein und umfasst 300 Stiftungsgebiete“, sagt Barbara Wilhelmy, Leiterin des Teams Projektentwicklung und Stiftungsfamilie.

Stiftung bewirtschaftet landesweit 21.000 Hektar

Im Naturschutzgebiet Höltigbaum grasen ganzjährig Galloways und prägen die halboffene Weidelandschaft.
Im Naturschutzgebiet Höltigbaum grasen ganzjährig Galloways und prägen die halboffene Weidelandschaft. © HA | Infozentrum Höltigbaum

Aktuell verwaltet die Stiftung 38.000 Hektar Naturschutzfläche, das sind rund 2,4 Prozent der Landesfläche von Schleswig-Holstein. Etwa 21.000 Hektar befinden sich in der Bewirtschaftung und Entwicklungspflege, weitere 15.000 Hektar in eigendynamischer Entwicklung wie etwa Seen, Moore, Wälder.

In Stormarn hat sie inzwischen 1066 Hektar angekauft, weitere 34 gepachtet und auf diese Weise 13 Stiftungsgebiete mit halboffenen Weidelandschaften, Wälder, Flußauen und Moorgebieten entwickelt. Das größte und wichtigste ist das Nienwohlder Moor. 260 der insgesamt 400 Hektar liegen im Kreis Stormarn.

Nienwohlder Moor wird in zwei Teilbereichen vernässt

Auf den Flächen die sich im Eigentum des Kreises und der Stiftung befinden, ist in zwei Teilbereichen eine umfassende Wiedervernässung vorgesehen, die im Nordteil bereits kurz vor dem Abschluss steht. In der Moränenlandschaft Barnitz soll auf 45 Hektar eine halboffene Weidelandschaft entstehen mit der Pflanzung von Schlüsselblumen und dem Schutz von Haselmäusen, Erdkröten, Laub- und Grasfröschen sowie Teichmolchen.

Im Naturschutzgebiet (NSG) Höltigbaum, das zur Hälfte in Stormarn liegt, wird das Weideland von robusten Rinderrassen wie Galloways und Ziegen geprägt, die dort ganzjährig grasen. Das Kooperationsprojekt mit Hamburg und dem Amt Siek wurde bereits 1999 gestartet und dient neben dem Naturschutz mit dem „Haus der wilden Weiden“ auch der Umweltbildung. Zudem wurde für das NSG Kranika und das Grönwohlder Moor ein Gutachten in Auftrag gegeben um zu prüfen, ob ein naturnaher Wasserhaushalt wiederhergestellt werden kann.