Ahrensburg. In der ersten Woche nach den Ferien entfielen die Hälfte aller Infektionen im Kreis auf Bildungsstätten.

Ende vergangener Woche hat Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien (CDU) ein „positives Fazit“ zur ersten Unterrichtswoche nach den Weihnachtsferien gezogen. „Es war und ist die richtige Entscheidung, die Schulen mit verstärkten Hygienemaßnahmen im Präsenzbetrieb zu öffnen“, so die Ministerin. Kinder und Jugendliche bräuchten jetzt so viel Normalität wie möglich. Das seien ihnen die Erwachsenen nach fast zwei Jahren Pandemie schuldig.

Dennoch herrschte am ersten Schultag am Montag der Vorwoche vielerorts Alarmstimmung angesichts hoher Infektionszahlen. Insgesamt galten in ganz Schleswig-Holstein 1732 Schüler und 88 Lehrer als infiziert. Allein der Kreis Pinneberg hatte 286 Fälle gemeldet, gefolgt von der Hansestadt Lübeck mit 176 und dem Kreis Stormarn mit 174 Fällen. In die Statistik eingeflossen waren ausschließlich positive PCR-Tests.

Viele Nachmeldungen aus der Ferienzeit

Da die Gesundheitsämter mittlerweile verpflichtet seien, den Schulen alle Positivmeldungen mitzuteilen, habe es eine hohe Zahl von Nachmeldungen gegeben, beschwichtigte das Bildungsministerium übertriebene Beunruhigung. Eingeflossen seien im Grunde genommen alle positiven Fälle bis rückwirkend zum 22. Dezember. „Jetzt zeigt sich ganz deutlich, dass Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte vergleichsweise geringer am Infektionsgeschehen beteiligt sind als die Gesamtbevölkerung“, so Prien.

Mit Blick auf den Kreis Stormarn eine gewagte These. Am vergangenen Freitag hatte das Kreisgesundheitsamt 181 Neuinfektionen für ganz Stormarn gemeldet. Das Dashboard Polyteia verzeichnete am selben Tag für Stormarns Schulen 91 positive Corona-Fälle. Das entsprach immerhin einem Anteil von 50,3 Prozent an allen kreisweit registrierten Fällen. Auf die gesamte erste Schulwoche bezogen waren es sogar 55 Prozent, nämlich 470 von 854 Fällen.

Nur Kreis Pinneberg registriert mehr Fälle

Im Vergleich aller 15 Kreise und kreisfreien Städte bewegen sich Stormarns Schulen hinsichtlich nachgewiesener Corona-Infektionen täglich in den Top-Four. Am vergangenen Mittwoch und Freitag rangierten sie mit 93 und 91 Fällen landesweit sogar an der Spitze. Rückblickend auf die vergangenen neun Tage seit Schulbeginn verzeichnete nur der Kreis Pinneberg mit 658 mehr Corona-Infektionen als Stormarn (617). Damit liegen diese Kreise deutlich vor den beiden Städten Lübeck (575) und Kiel (542).

Um Infektionen schnell aufzuspüren, sind Schüler und Lehrer gehalten, sich dreimal pro Woche selbst zu testen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahme ist unter Lehrern umstritten. „Kaum ein Schüler schiebt sich die Stäbchen freiwillig so weit in die Nase, dass man von einem verlässlichen Test sprechen kann“, sagt eine Lehrerin, die ihren Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte.

Feste Sitzordnung soll Kontaktanalyse erleichtern

„Selbsttests haben sich als gutes Mittel erwiesen, um auch asymptomatische Kinder und Jugendliche frühzeitig zu erkennen und Ansteckungen zu verhindern“, behauptet hingegen die Kultusministerin. Auch andere Maßnahmen wie die Maskenpflicht im Unterricht und die Hygienekonzepte würden dazu beitragen, die Ausbreitung des Coronavirus an Schulen zu reduzieren.

Große Zweifel gibt es auch hinsichtlich der Direktive, an Grundschulen eine feste Sitzordnung durchzusetzen, um Kontakte von Infizierten zu Sitznachbarn leichter nachvollziehen zu können. „Das mag im Unterricht noch funktionieren. In den Pausen ist eine effiziente Kontrolle der Kontakte aber kaum noch möglich, geschweige denn auf dem Heimweg“, so die Lehrerin.