Bad Oldesloe. Gesundheitsamt hat alle alten Infektionsfälle aufgearbeitet. Bürger werden nur noch auf deren Anfragen hin kontaktiert.
„Seit Dienstag sind die gemeldeten Corona-Infektionszahlen wieder tagesaktuell.“ Das verkündete Landrat Henning Görtz bei einer Pressekonferenz mit gewisser Erleichterung, aber auch spürbarem Stolz. Wochenlang hatte die Kreisverwaltung mit Hochdruck zuvor statistisch nicht erfasste Infektionsmeldungen aufgearbeitet, die teilweise bis zum Jahreswechsel zurückreichten. „Es war ein großer Kraftakt, für den allen Beteiligten großes Lob gebührt“, so Görtz.
435 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden
Dass fortan nur noch neu aufgetretene Fälle in die Berechnungen einfließen und ein klareres Bild der tatsächlichen Infektionslage vermitteln, hat sich umgehend auch in den aktuellen Zahlen zum Pandemie-Geschehen niedergeschlagen. Lag der Inzidenzwert am vergangenen Wochenende noch bei 1334,3 Infektionen pro 100.000 Einwohnern binnen sieben Tagen, so ist er aktuell auf 1143,6 gesunken.
Am Mittwochnachmittag verzeichnete das Gesundheitsamt 435 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der klinisch bestätigten und erfassten Covid-19-Fälle auf 27.223. Aktuell gelten 2768 Personen als infiziert, 24.110 als genesen. 345 Personen sind an oder im Zusammenhang mit dem Coronavirus verstorben.
2000 Infektionsfälle mussten nachgemeldet werden
Rund 2000 Infektionsfälle, die länger als sieben Tage zurücklagen, mussten ausgewertet und erfasst werden. Die Hälfte davon konnte bis 27. Januar aufgearbeitet werden, die andere Hälfte bis Dienstag dieser Woche. Dafür war das Corona-Kompetenzteam auf 75 Personen aufgestockt worden, inklusive zehn Soldaten der Bundeswehr.
„Allein 35 Mitarbeiter haben wir temporär aus anderen Fachbereichen hinzugezogen, um mit der Meldung der Corona-Fälle wieder auf dem Laufenden zu sein“, so Görtz. Das habe auch den Kollegen in den anderen Bereichen erhebliche Mehrarbeit abverlangt, um das Pensum der abgestellten Mitarbeiter kompensieren zu können.
Bundeswehr beendet Hilfseinsatz am 22. Februar
In den kommenden Wochen soll das Kompetenzteam nun aber wieder sukzessive verkleinert werden. So endet der Hilfseinsatz der Bundeswehr am 22. Februar. „Wir haben die Unterstützung der Bundeswehr sehr geschätzt, werden das Amtshilfeersuchen aber nicht verlängern“, sagt Christiane Clobes, Leiterin des Gesundheitsamts.
Erleichternd für die Arbeit des Kompetenzteams wirkt sich unter anderem ein Strategiewechsel bei der Kontaktermittelung von Infizierten aus, da die Ausbreitungsdynamik so nicht mehr beeinflusst werden kann. „Eine Nachverfolgung ist angesichts der Fülle von Neuinfektionen de facto nicht mehr möglich, da sich die Übertragungszeit durch die aggressive Omikronvariante extrem verkürzt hat“, erklärt die Leiterin des Corona-Kompetenzteams Rebecca Klöhn.
Positiv Getestete sind zur Absonderung verpflichtet
Aus diesem Grund liegt das Hauptaugenmerk nun vor allem auf Infizierten aus vulnerablen Gruppen, die wegen ihres Alters oder ihrer Vorerkrankung besonders gefährdet sind, und der Entwicklung in den Krankenhäusern. „Die Schwere der Erkrankung ist jetzt entscheidender als die Corona-Ausbreitung selbst“, so Klöhn.
Das Gesundheitsamt des Kreises Stormarn setzt in Übereinstimmung mit der aktuellen Erlasslage des Sozialministeriums seit dieser Woche mehr denn je auf die Eigenverantwortlichkeit der Bürger. „Gemäß bestehender Allgemeinverfügung des Landes sind positiv Getestete und gegebenenfalls deren Haushaltsangehörige zur Absonderung verpflichtet“, sagt Kreissprecher Gregor Tuscher.
Keine Anordnung durchs Gesundheitsamt mehr
Einzelanordnungen des Gesundheitsamtes bedarf es jedenfalls nicht mehr. „Dennoch verzeichnen wir eine große Verunsicherung bei den Bürgern und eine anhaltend hohe Zahl an Nachfragen zur Quarantänepflicht, deren Nachweis für die Arbeitgeber und den Möglichkeiten für eine Freitestung“, so Christiane Clobes.
Alle Personen, die wegen der hohen Fallzahlen bislang nicht kontaktiert wurden, können ihre Anliegen über das Bürgertelefon sowie über das Selbstmelde- und Antragsformular auf der Homepage des Kreises weiter vorbringen, ebenso wie aktuell Infizierte. „Das Gesundheitsamt meldet sich aber nur dann zurück, wenn Bürger zuvor eine Kontaktaufnahme gewünscht haben“, stellt Rebecca Klöhn noch einmal ausdrücklich klar.
Alle drei Impfstellen noch bis zum 31. März geöffnet
Unterdessen appellierte Landrat Henning Görtz erneut, die Impfangebote in den drei Impfstellen des Kreises, bei den niedergelassenen Arztpraxen, den offenen Impfaktionen und demnächst auch in Apotheken zu nutzen. „Es steht nicht nur genügend Impfstoff bereit, es sind oftmals auch kurzfristige Termine verfügbar“, so Görtz.
Offene Angebote ohne Terminvereinbarung bieten die Impfstellen in Bad Oldesloe, Großhansdorf und Glinde vorerst jeden Sonnabend zwischen 10.30 und 19.30 Uhr an. „Bis 31. März werden alle drei Impfstellen betrieben, dann wird es zu einer schrittweisen Reduzierung kommen“, informierte Görtz. Nach einer durch die Ständige Impfkommission (Stiko) gerade vorbereiteten Empfehlung sollen demnächst auch die zweiten Auffrischungsimpfungen anlaufen.