Herzogtum Lauenburg. Wie lebt es sich im Hamburger „Speckgürtel“? In der vierten Folge unserer Serie geht es ins Herzogtum Lauenburg.
Das Hamburger Umland ist mehr als einen Tagesausflug wert. Die Randkreise bieten attraktive Reise-, Sport-, Kultur- und Freizeitangebote, die zunehmend auch von Hamburgern genutzt werden. Hier gibt es attraktive Kleinstädte mit verwinkelten Gassen, aber auch großartige Landschaften mit vielen einzigartigen Plätzen.
Für viele Bewohner der Großstadt ist das Umland auch die Chance, den Traum vom Wohnen im Grünen zu verwirklichen. Mieten und Immobilienpreise sind hier oft günstiger als in Hamburg – obwohl die Preise natürlich dem allgemeinen Trend entsprechend anziehen. In der Regel gilt: Je weiter entfernt von der Metropole Hamburg, desto günstiger sind die Immobilienpreise. Viele Städte und Gemeinden kommen dem allgemeinen Wunsch der Großstädter nach und weisen Bauland aus. Interessenten aber müssen sich stets beeilen: Werden neue Baugebiete angekündigt, stehen die Bewerber schnell Schlange.
Landkreise rund um Hamburg: Herzogtum Lauenburg
Das Hamburger Abendblatt stellt in loser Folge nun die fünf Landkreise rund um Hamburg vor. Von A bis Z werden dabei die jeweiligen Attraktionen beschrieben. Die Leser bekommen dabei einen Überblick und merken schnell, wie die jeweilige Region tickt und was die Menschen dort bewegt. Auf diese Weise gibt es unzählige Hinweise auf Ausflugs- oder sogar Urlaubsziele, die es sich aufzusuchen lohnt.
In dieser vierten Folge betrachten wir nach Norderstedt, Harburg und Pinneberg nun den Kreis Herzogtum Lauenburg. Und merken: Hier ist der Norden aufregend anders. Man fährt Kanu, spaziert durch den Wald oder an der Elbe entlang. Eindrucksvolle historische Städte wie Ratzeburg, Mölln, Lauenburg, oder Geesthacht bieten viele Möglichkeiten für kleine Entdeckungsreisen. Zur Ruhe kommen, den Kopf ganz ausschalten, tief durchatmen. Das geht hier besonders gut. Ob nur für ein paar Tage oder für eine ganz lange Auszeit vom Alltag. Wer hier nicht schon wohnt oder arbeitet, der sollte einen Abstecher in das Herzogtum fest einplanen.
A: Historische Altstadt von Lauenburg
Die Elbstraße im Zentrum der historischen Altstadt ist Lauenburgs älteste Straße. Malerische Fachwerkhäuser aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zeugen vom damals blühenden Geschäftsleben. Direkt am Ufer und an den Hängen der Elbe gelegen, reihen sich historische Fachwerkhäuser in der Elbstraße aneinander. Mit den vielen liebevoll sanierten Häusern ist die Altstadt von Lauenburg das größte Denkmalensemble in ganz Schleswig-Holstein.
Bei einem Spaziergang über das alte Kopfsteinpflaster der Schifferstadt wird Geschichte lebendig. Zahlreiche kleine Gassen und Treppen verbinden die Altstadt mit der Oberstadt. Besonders sehenswert sind die Maria-Magdalenen-Kirche von 1227, das Mensingsche Haus (ältestes Haus Lauenburgs von 1573) und das „Alte Kaufmannshaus“.
B: Größte Stadt ohne Bahnanschluss
Die größte Stadt des Kreises Herzogtum Lauenburg ist seit Jahrzehnten nur per Bus erreichbar. Die Geesthachter kämpfen seit Langem auf unterschiedlichen Ebenen für einen Bahnanschluss, aber die Hoffnungen werden immer wieder enttäuscht. Aktuell liegt das Projekt weit hinten im Landesweiten Nahverkehrsplan (LNVP). Das stößt vor Ort auf Protest.
Dass die gewünschte Reaktivierung der Karoline-Strecke und die weitere Verbindung bis Hauptbahnhof zwar im Entwurf erwähnt werden, aber ohne Termin und Finanzierung bleiben, ärgert Grüne, Sozialdemokraten wie auch Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze. Stattdessen gibt es für Pendler zunächst eine Ausweitung des Zehn-Minuten-Taktes auf der S 21 bis Wohltorf/Aumühle. Das bringt den Geesthachtern indes nichts.
C: Verbrüderungsstadt Cesenatico
Cesenatico an der italienischen Adria ist eine von vier Verbrüderungsstädten Schwarzenbeks. Das holländische Delfzijl ist aus dem mehr als sechs Jahrzehnte währenden Städtebund vor rund zehn Jahren ausgeschieden, dafür kam die chinesische Millionenstadt Haimen mittlerweile hinzu. Cesenatico kam 1960 zu dem seit 1955 bestehenden Städtebund von Schwarzenbek mit Aubenas (Frankreich), Sierre (Schweiz) und Zelzate (Belgien) hinzu.
Zeitgleich mit Cesenatico schloss sich Delfzijl an das Bündnis an. Motor der Verbrüderung und überzeugter Europäer war Schwarzenbeks damaliger Bürgermeister Hans Koch. Nur acht Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte Koch den Städtebund geschmiedet. Dafür gab’s 1961 den Europapreis, seitdem ist Schwarzenbek Europastadt.
D: Dynamitproduktion in Krümmel
Dynamit und Sprengstoff spielten eine wichtige Rolle in der Wirtschaft des Südkreises – bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Die Gegend rund um Geesthacht galt als Pulverkammer des Deutschen Reiches. Erfinder Alfred Nobel baute in Krümmel 1865 seine erste Sprengstofffabrik außerhalb von Schweden. Mit der Fertigungsanlage in Düneberg der Köln-Rottweiler Pulverfabriken entstand 1877 eine zweite Fabrik aus der Branche in der Nachbarschaft.
Die damals weitläufige Dünenlandschaft bildete einen natürlichen Dämmschutz gegen Explosionen bei Unfällen, und über die Elbe ließ sich der Welthafen Hamburg gut erreichen. Dieser Betrieb wurde später von der Dynamit Nobel AG übernommen, die Produktion beider Fabriken wurde bis Kriegsende 1945 stark ausgebaut, dann stillgelegt. Heute künden imposante Ruinen im Wald von der Größe der Anlagen.
E: Der Elbe-Lübeck-Kanal und seine Geschichte
Der Elbe-Lübeck-Kanal ist eine 62 Kilometer lange Wasserstraße von Lauenburg nach Lübeck, die zwischen 1895 und 1900 erbaut wurde. Vorläufer ist der historische Stecknitzkanal, dessen Bau 1391 begann. 1398 wurde erstmals Salz aus Lüneburg in einer fünfwöchigen Fahrt nach Lübeck transportiert.
Am 22. Juli 1398 erreichten die ersten 30 Kähne die Hansestadt. Ihre Mannschaften für die Salzfahrten rekrutierten die lübischen Kaufleute meist in Lauenburg. 500 Jahre lang wurde der Kanal benutzt, um das „weiße Gold“ zu transportieren, bis er am Ende des 19. Jahrhunderts vom Elbe-Lübeck-Kanal abgelöst wurde. Der Ausbau dieser Bundeswasserstraße wurde in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes bis 2030 aufgenommen. Der Ausbau des Kanals ist aber umstritten.
F: Fürstengarten am Schlossgebäude in Lauenburg
Touristen, die nach Lauenburg kommen, zieht es meist in die historische Altstadt. Dabei hat auch die sogenannte Oberstadt ein paar Sehenswürdigkeiten zu bieten. Den Fürstengarten nahe dem Schlossgebäude zum Beispiel. Herzog Franz II. ließ im Sommer 1590 auf dem Freudenberg den Fürstengarten anlegen. Hofgärtner Lilie gestaltet um 1656 den bis dahin verwilderten Jägergarten in einen prachtvollen, barocken „Lustgarten“ nach böhmischem Vorbild um.
Am südlichen Berghang entstand ein Kuppelgewölbe, in dem festliche Veranstaltungen stattfanden: die Grotte. Nach damaliger Mode standen antike Statuen in den Nischen des runden Gebäudes. Für den Herrscher hatte die Grotte eine besondere Funktion: Hier traf er sich mit seiner jeweiligen Geliebten.
G: Mathematiker Gauß hinterlie0 Spuren in Hohenhorn
Carl Friedrich Gauß (1777–1855) war einer der bedeutendsten Mathematiker seiner Zeit. Zudem war er Astronom und Physiker. Als Vermessungsexperte hinterließ er im Herzogtum Lauenburg Spuren, die immer noch sichtbar sind. Der Ortsname von Hohenhorn stand deswegen früher auf dem 10-Mark-Schein in Verbindung mit der Abbildung von Gauß.
Dieser hatte ab 1816 den Auftrag, für das Königreich Hannover die Landschaften zu vermessen. Nötig waren hoch gelegene Punkte. So wie der Steinberg gleich bei Hohenhorn, mit 110 Metern die höchste Erhebung im Lauenburgischen. Er spielte als östlicher Fixpunkt zusammen mit Wilsede und dem Hamburger Michel eine wichtige Rolle im Koordinatennetz. Im Hohenhorner Kirchturm findet sich heute noch der gusseiserne Messpunkt.
H: Warum der Landkreis Herzogtum Lauenburg heißt
Die Lauenburg wurde 1182 von Bernhard von Sachsen errichtet. Der Name war ursprünglich „Polabenburg“ und bezeichnete die Burg im Lande des unterworfenen slawischen Stammes der Polaben (Bewohner an der Elbe). Als Lage wählte er eine gut zu verteidigende Anhöhe über dem Fluss in der Nähe der niedergebrannten Ertheneburg, deren Steine er als Baumaterial nach Lauenburg schaffen ließ.
Das Herzogtum Lauenburg gibt es seit 1296 – damals allerdings noch mit dem Namenszusatz Sachsen – durch Teilung des Rest-Herzogtums Sachsen. Residenzorte des Herzogtums waren die Städte Ratzeburg und Lauenburg Mit der Eingliederung als Kreis Herzogtum Lauenburg in die preußische Provinz Schleswig-Holstein endete 1876 die Geschichte des Herzogtums. Der Name blieb erhalten.
I: Innerdeutsche Grenze hat bis heute Einfluss
Auf rund 90 Kilometern begrenzte die innerdeutsche Grenze das Herzogtum Lauenburg im Osten. So schlimm das für die Menschen war, für die Natur war die Abschirmung des Gebietes ein Segen. Hier entwickelte sich eine Artenvielfalt, die sonst nirgendwo in Europa zu finden ist. Auch 32 Jahre nach der Öffnung finden sich im Herzogtum Lauenburg besondere Naturschätze im ehemaligen Grenzgebiet.
Es lohnt sich, diese auf Wanderungen oder Radtouren zu entdecken. Auf 474 Quadratkilometern erstreckt sich im Naturpark Lauenburgische Seen die vielfältige Natur- und Kulturlandschaft. Der Schaalsee ist der tiefste See Norddeutschlands. Und es gibt noch eine Besonderheit dieses idyllischen Gewässers: Die innerdeutsche Grenze verlief einst mitten durch den See.
J: Johanniter-Krankenhaus versorgt 30.000 Patienten pro Jahr
Das Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht stellt mit über 30.000 Patientinnen und Patienten im Jahr rund um die Uhr die stationäre und ambulante Versorgung in Geesthacht und den umliegenden Gemeinden sicher. Das Krankenhaus in der größten Stadt des Kreises gibt es seit 1946. Es wird in einer ehemaligen Jugendherberge eingerichtet und die durch einen 1951 eröffneten Krankenhausneubau abgelöst.
1986 wird nach nur gut 30-jähriger Betriebszeit die bisherige Klinik geschlossen und das heutige Johanniter-Krankenhaus nach dreijähriger Bauzeit eröffnet. 1996 schließt sich ein Erweiterungsbau für die Psychiatrie an. Im gleichen Jahr wird die psychiatrische Tagesklinik am Körnerplatz in Schwarzenbek eröffnet. Seit 2001 betreibt das Johanniter-Krankenhaus Geesthacht in Mölln eine weitere psychiatrische Tagesklinik.
K: Schippern mit dem historischen Raddampfer „Kaiser Wilhelm“
Der historische Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ ist einer der letzten noch fahrenden, kohlebefeuerten Schaufelraddampfer in Deutschland und weltweit einer der letzten im weithin original erhaltenen Zustand. Er ist das größte Exponat des Elbschifffahrtsmuseums in Lauenburg. Das Schiff wurde im Jahre 1900 in Dresden für die Weserdampfschifffahrt gebaut und 1970 durch den Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschifffahrtsmuseums übernommen.
Der denkmalgeschützte Dampfer ist ein echtes, historisches, technisches und kulturelles Zeitdokument. Der „Kaiser“, wie ihn die Lauenburger liebevoll nennen, wird auch als schwimmendes Wahrzeichen der Stadt bezeichnet. Wer in Lauenburg zu Besuch ist, sollte sich eine Fahrt mit dem historischen Schiff nicht entgehen lassen.
L: Ältester Naturpark in Schleswig-Holstein
Der Naturpark Lauenburgische Seen ist der älteste Naturpark in Schleswig-Holstein. Die wasserreiche und leicht hügelige Landschaft des 474 Quadratkilometer umfassenden Großschutzgebiets im Herzogtum wurde von der letzten Eiszeit geformt, und seine Seen gelten als eine attraktive Süßwasseralternative zu den Küsten der Nord- und Ostsee.
Mehr als 40 Gewässer, von denen einige versteckt in den Wäldern liegen, laden zum Baden, Angeln, Paddeln oder Chillen ein. Die Wasserqualität der offiziellen Badestellen wird regelmäßig von Mitarbeitern des Kreises geprüft und gilt in allen Seen als besonders gut. Mit ihrer üppigen Natur und einer guten Infrastruktur laden die Seen nicht nur zum Baden, sondern auch zum Radfahren oder Spazierengehen ein.
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M: Lauenburger Mühle südlichster Aussichtspunkt des Landes
In der wind- und wasserreichen Region zwischen den Hansestädten Hamburg und Lübeck gab es einst eine Vielzahl an Windmühlen. Noch heute drehen einige von ihnen ihre Räder munter im Wind, werden nicht mehr als Getreidemühlen betrieben, sondern wurden meist für andere Zwecke umfunktioniert.
So ist der Erdholländer in Sterley heute ein Wohnhaus, und die Wesselermühle in Alt-Mölln sowie die Pirsch-Mühle in Hamfelde dienen Restaurants als historische Kulisse. Hervorzuheben ist die Lauenburger Mühle. Sie ist die letzte von fünf Windmühlen in der Elbestadt und gilt heute als der südlichste Aussichtspunkt Schleswig-Holsteins. Die Mühle ist noch mit den Originalgerätschaften eingerichtet und kann besichtigt werden.
N: Alfred Nobel produzierte Nitroglyzerin bei Geesthacht
Nachdem Alfred Nobel am 20. Juni 1865 in Hamburg die Firma „Alfred Nobel & Co.“ gegründet hatte, suchte er nach einem geeigneten Platz zur Errichtung einer Sprengstofffabrik, um Nitroglyzerin zu produzieren. Im Oktober 1865 erwarb Nobel ein 42 Hektar großes Gelände bei Geesthacht, das den Namen „Der Krümmel“ trug. Aufgrund des hügeligen Geländes, der geringen Besiedlung und der Elbnähe erschien es ihm als besonders geeignet.
Die Produktion begann 1866 mit einer Belegschaft von 50 Mann. Einen Monat später wurden die Anlagen durch Selbstentzündung des empfindlichen Sprengstoffes teilweise zerstört, im August 1866 kam es zum Wiederaufbau. Daraufhin begann Nobel im Oktober 1866, auf einem Floß in der Elbe mit Nitroglyzerin und verschiedenen Beimischungen zu experimentieren. Dabei entwickelte er das aus Nitroglyzerin, Kieselgur und Natriumcarbonat bestehende Dynamit.
O: Ortsumgehungsstraße soll endlich fertig werden
Drei Städte, dreimal die gleichen Probleme: Das Wachstum sorgt für verstopfte Innenstadtstraßen. Sowohl Geesthacht als auch Lauenburg und Schwarzenbek brauchen dringend eine Verkehrsentlastung. Seit mehr als drei Jahrzehnten kämpft die Europastadt für eine Ortsumgehungsstraße. Ende der 1990er-Jahre kam der erste Teilabschnitt.
Seitdem endet die Umgehung mit einer scharfen Rechtskurve am Stadtrand. Jetzt geht es weiter mit einem zweiten Bauabschnitt, der bis 2023 fertig werden könnte. Dieser endet an der Grabauer Straße und muss im Anschluss bis zur B 209 nach Lauenburg verlängert werden. Davon können die Bürger in Geesthacht und Lauenburg nur träumen. In beiden Städten wird noch über die Trassen und die Planfeststellung beraten.
P: Pumpspeicherwerk versorgt die Region bei Stromausfall
Das Pumpspeicherwerk bei Geesthacht an der Elbe dient der schnellen Abdeckung des Strombedarfs zu Spitzenlastzeiten und als Notreserve bei Stromausfällen. Das Pumpspeicherkraftwerk wurde am 15. Oktober 1958 in Betrieb genommen und ist das größte seiner Art in Norddeutschland. Über drei markante Rohrleitungen sind drei Sätze aus je einer Pumpe und einer Turbine mit dem etwa 80 Meter höher gelegenen Speichersee verbunden.
Die Turbinen haben eine Leistung von insgesamt 120 Megawatt. Der Speichersee hat ein Volumen von 3,8 Millionen Kubikmetern. Zusätzlich gibt es am Hang neben den Rohren des Pumpspeicherbeckens seit Jahren eine kleine, 130 Kilowatt starke Fotovoltaik-Anlage. Der große Bruder davon am Damm des Oberbeckens kommt auf eine Leistung von 2,4 Megawatt und ist nun ebenfalls einsatzbereit.
Q: Quellen mit heilkräftigem Wasser?
Quellen gibt es einige im wasserreichen Herzogtum, aber nur wenige spielen in Sachen volkstümlichem Brauchtum bis in die heutige Zeit eine so große Rolle wie die Osterquelle in Geesthacht, gelegen an einer historischen Wegverbindung an der Elbuferstraße unterhalb des Edmundsthales. Sie soll umgestaltet werden zum Aussehen wie in den 1940er- und 50er-Jahren.
Unverheiratete Frauen sollen früher zur Quelle gewandert sein, um Heilwasser gegen Krankheiten abzufüllen. Der Brauch, angeblich heilkräftiges Wasser am Ostermorgen zu schöpfen, war einst weit verbreitet im Lauenburgischen. Doch nur in Geesthacht hat der Name Osterquelle die Zeit überdauert – und sogar das Quellwasser wird hier von Menschen, die um die Sage wissen, immer noch in Fläschchen abgefüllt.
R: Der Ruger am Damperanlegerplatz in Lauenburg
Die im Jahre 1959 errichtete Bronzestatue „Der Rufer“ steht neben dem geschichtsträchtigen Dampferanlegerplatz in der Lauenburger Elbstraße. Da Lauenburg kein Denkmal für eine besondere Persönlichkeit besaß, hatte der damalige Bürgermeister Richard Reuter die Idee, eine Schiffergestalt als Zeichen der Verbundenheit zur Elbschifffahrt aufzustellen. Mit der Fertigung wurde der bekannte Möllner Bildhauer Karlheinz Goedtke beauftragt.
Andere Interpretationen gehen davon aus, dass die Statue als Mahnmal für die deutsch-deutsche Wiedervereinigung diente. Der Ruf „Macht uns den Strom wieder frei!“ wird der Figur oft in den Mund gelegt. Der goldfarbene Daumen der linken Hand rührt daher, dass jedermann gern daran reibt. Das soll nämlich Glück bringen.
S: Schwarzenbek und der namensgebende Bach
Die Schwarze Beke hat dem Ort den Namen gegeben: Der Bach entspringt südöstlich Schwarzenbeks, durchquert den Rülauer Forst, eine Obstplantage und einige Wiesen, bevor sie an der Meiereistraße in Rohren verschwindet, die der Bahntrasse folgend schließlich an der Straßenbrücke Compestraße enden. Von dort fließt die Beke nach Westen aus dem Ort und mündet in die Schwarze Au.
Die erste urkundliche Erwähnung einer Ansiedlung des Ritters Wulf an der Schwarzen Beke, die dem Ort den Namen gab, ist von 1291. In dieser Zeit wurde die Turmhügelburg erbaut, die später als Marienburg erwähnt wurde und als Schutzburg für die Ansiedlung diente. Die adlige Familie Wulf, die vermutlich die Gründerfamilie von Schwarzenbek war, wird erstmals 1296 mit dem Beinamen to Swartenbeke erwähnt. Sie blieb bis zu ihrem Aussterben im späten 15. Jahrhundert im Besitz des Ortes.
T: Till Eulenspiegel soll in Mölln gelebt haben
Der Mythos um Till Eulenspiegel und seine Streiche hält sich seit mehreren Jahrhunderten, auch wenn Nachweise seiner wirklichen Existenz schwer zu erbringen sind. Der mittelalterliche Narr nahm kein Blatt vor den Mund und verspottete die maroden Zustände der mittelalterlichen Gesellschaft. Ob selbstzufriedene Bürger, der hochmütige Adel und sogar die Kirche – alle bekamen ihr Fett weg.
Er soll in Mölln gelebt haben und dort 1350 gestorben sein, sodass die Stadt den Beinamen Eulenspiegelstadt trägt. Beliebt sind die Eulenspiegel-Festspiele, die alle drei Jahre auf dem historischen Marktplatz aufgeführt werden, wo auch die berühmte Bronzefigur zu finden ist. Tillhausen heißt die Kinderstadt, zu der der Kreisjugendring in den Sommerferien einlädt.
U: Der Naturpark Uhlenkolk in Mölln
Umarmt von Wäldern, Feldern, Wiesen und Hügeln finden sich im Naturpark Lauenburgische Seen – zwischen Schaalsee und Elbe-Lübeck-Kanal, Lübeck und Büchen – rund 40 Seen. Die Vielfalt der Lebensräume bietet zahlreichen Tieren eine Heimat. Auf dem 35 mal 17 Kilometer großen Gebiet gibt es Eisvögel, Seeadler und Kraniche. Im Naturpark Uhlenkolk in Mölln soll die biologische Vielfalt bewahrt werden.
Wanderwege, Aussichtstürme, Lehrpfade und Rastmöglichkeiten machen den 1960 gegründeten Naturpark zu einem Schutzgebiet zum Erleben und ermöglichen, ganz still die Natur zu beobachten – völlig gleich, ob die Besucher wandern, Rad fahren, mit dem Kanu paddeln oder baden. Dazu bietet der Naturpark ein umfangreiches Bildungsprogramm an.
V: Sandbänke von Hachedesand sind Paradies für Vögel
Geesthacht gilt als die Stadt mit den meisten Nachtigallen in Schleswig-Holstein, das Umland ist Brutplatz der mutmaßlich letzten Kiebitzpaare im Kreis. Und in der Elbe gibt es unweit des Stauwehres Richtung Krümmel die Sandbänke von Hachedesand, einem Vogelparadies besonders für Wasservögel, etwa Saat-, Bläss- und Weißwangengänse in vielköpfiger Schar. Im vergangenen Jahr war sogar eine seltene Ringelgans dabei.
Welche Arten in welcher Zahl hier rasten, wird von der Ortsgruppe des Geesthachter Nabu protokolliert. Jedes Jahr im Herbst können Interessierte den Ornithologen hier bei der Vogelzählung über die Schulter schauen. Und hin und wieder bieten die Sandbänke auch einem Seehund, der Stauwehr und Fischtreppe überwunden hat, ein Plätzchen für ein Sonnenbad.
W: Walskelette in der Kiesgrube gefunden
Die Urzeit liegt mitunter dicht unter der Erdoberfläche: Seit 1984 entdecken Hobby-Paläontologen Knochen von Walen in der Kiesgrube bei Groß Pampau. Seit Beginn des kommerziellen Tonabbaus in den 1980er- und 1990er-Jahren „tauchen“ immer wieder fossile Überreste aus einer Zeit vor etwa elf Millionen Jahren auf. Damals stand das Wasser 40 Meter hoch.
Die Knochen verendeter Wale und anderer Meerestiere sanken auf den Meeresboden der Ur-Nordsee und wurden, wie in einer „Zeitkapsel“, in abgelagerten Schichten von sogenanntem Glimmerton eingebettet. Ein Grund dafür war der geringe Sauerstoffgehalt der Ur-Nordsee. Heute sind die mehr als 20 Walskelette geborgen, präpariert und im Museum für Natur und Umwelt in Lübeck ausgestellt.
X: Die Geschichte der zänkischen Ehefrau
Xanthippe gilt ja als Inbegriff einer zänkischen Ehefrau, die ihrem armen Ehemann das Leben schwermacht, wo immer sie kann. Ob Frau Baumann mit Vornamen Xanthippe hieß, ist nicht überliefert – möglich wäre es allerdings.
Folgende Anekdote erzählt man sich in Lauenburg noch heute: Immer wenn Frau Baumann keifend ihre Stimme erhebt, wird sie von ihrem Gatten zurechtgewiesen. Schließlich weiß er die Lauenburger Gerichtsbarkeit anno 1700 auf seiner Seite. Zwar war er es, der sein Weib volltrunken die Treppe hinuntergestoßen hatte, aber dafür hatte der ehrbare Mann sicher seine Gründe, befand der Richter. Heute käme dieser hoffentlich zu einem anderen Urteil. Zugetragen haben soll sich die Geschichte im Brau- und Brennhaus an der Elbstraße 105.
Y: Lauenburger Yachthafen am Elbe-Lübeck-Kanal
Idyllisch am Elbe-Lübeck-Kanal liegend bietet der Lauenburger Yachthafen rund 70 Liegeplätze für Sportboote an. Neben dem im Sommer täglich geöffneten Skippertreff-Cafe und Restaurant können Freizeitkapitäne, aber auch „Landratten“ in der Beach-Lounge entspannen. Auch Wohnmobilisten können hier die Nacht verbringen und einen der 20 überwachten Stellplätze nutzen.
Seit Kurzem ist es übrigens auch möglich, in der Marina ein komfortabel ausgestattetes Hausboot anzumieten. Um damit zu fahren, ist ein Bootsführerschein (Binnen) Voraussetzung. Wer nicht auf der Elbe fahren möchte, bleibt auf dem idyllischen Kanal. Oder man bleibt fest vertäut in der Marina. Von hier aus sind es knapp fünf Minuten Fußweg in die malerische Altstadt Lauenburgs.
Z: Von der „Zone“ und der Zonenrandförderung
„Ostzone“ – so wurde die DDR bis 1972 genannt. Erst nach dem Grundlagenvertrag, der die nachbarlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik regelte, wurde die „Zone“ als DDR anerkannt. Die Zonenrandförderung jedoch blieb: Innerhalb eines 40 Kilometer breiten Streifens entlang der damaligen Grenze galt im Westen die höchste Förderstufe.
Für ansiedlungswillige Unternehmen gab es maximal 55 Prozent der Investitionssumme und 25 Prozent an Dauersubventionen. Die wirtschaftlichen und kulturellen Strukturen des Kreises Herzogtum Lauenburg sind in den Jahren nach der Errichtung des Stacheldrahtzaunes vorrangig mithilfe der damaligen Zonenrandförderung entwickelt worden.