Kreis Harburg. Wie lebt es sich im Hamburger „Speckgürtel“? In der zweiten Folge unserer Serie zur Metropolregion geht es in Süden Hamburgs.

Das Hamburger Umland ist mehr als einen Tagesausflug wert. Die Randkreise bieten attraktive Reise-, Sport-, Kultur- und Freizeitangebote, die zunehmend auch von Hamburgern genutzt werden. Hier gibt es attraktive Kleinstädte mit verwinkelten Gassen, aber auch großartige Landschaften mit vielen einzigartigen Plätzen.

Für viele Bewohner der Großstadt ist das Umland auch die Chance, den Traum vom Wohnen im Grünen zu verwirklichen. Mieten und Immobilienpreise sind hier oft günstiger als in Hamburg – obwohl die Preise natürlich dem allgemeinen Trend entsprechend anziehen. In der Regel gilt: Je weiter entfernt von der Metropole Hamburg, desto günstiger sind die Immobilienpreise. Viele Städte und Gemeinden kommen dem allgemeinen Wunsch der Großstädter nach und weisen Bauland aus. Interessenten aber müssen sich stets beeilen: Werden neue Baugebiete angekündigt, stehen die Bewerber schnell Schlange.

Landkreise rund um Hamburg: Landkreis Harburg

Das Hamburger Abendblatt stellt in loser Folge nun die Landkreise rund um Hamburg vor. Von A bis Z werden dabei die jeweiligen Attraktionen beschrieben. Die Leser bekommen dabei einen Überblick und merken schnell, wie die Region tickt und was die Menschen dort bewegt. Auf diese Weise gibt es unzählige Hinweise auf Ausflugs- oder sogar Urlaubsziele, die es sich aufzusuchen lohnt.

In dieser zweiten Folge stellen wir den Landkreis Harburg vor. Die Region in Niedersachsen, in der auch ein Teil der Lüneburger Heide liegt, hat gleich mehrere Superlative zu bieten: Hier gibt es die einwohnerstärkste Flächen­gemeinde Deutschlands, Europas größten Rangierbahnhof, ein Reitturnier der internationalen Superklasse und die größte Kletterhalle im Land. Lohnenswert ist ein Besuch auch für Ausflüge – in die Wildparks, ins Freilichtmuseum, für eine Radtour oder Wanderung.

A: Autobahnen sorgen für günstige Lage

Von oben gesehen durchziehen den Landkreis Harburg mehrere dicke Linien: Die Autobahnen ​A 1, A 7, A 39 und A 261 verlaufen durch das Gebiet. Am Maschener Kreuz am Horster Dreieck und am Buchholzer Dreieck treffen sie zusammen. Die verkehrsgünstige Lage hat sicherlich dazu beigetragen, dass sich die Zahl der Einwohner im Landkreis in den vergangenen fünf Jahrzehnten fast verdoppelt hat.

Mehr als eine Viertelmillion Menschen leben mittlerweile in dem südlich an Hamburg grenzenden Gebiet. Viele von ihnen nutzen die Autobahnen oder die ebenfalls gut ausgebauten Schienenverbindungen, um zur Arbeit in die Großstadt oder einen der fünf angrenzenden Landkreise zu pendeln. Auch der internationale Güterverkehr zum Hamburger Hafen läuft über diese Achsen.

B: Pracht der Lüneburger Heide im Büsenbachtal

Die Lüneburger Heide hat viele Gesichter, von ihrer schönsten Seite zeigt sie sich im Büsenbachtal. ​Während die Besucher zum Beispiel in Undeloh zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten vorfinden und sich mit Schaffellen, Honig und allerlei Spezialitäten eindecken können, treffen sie im Büsenbachtal mit seiner ausgedehnten Heidefläche auf nichts dergleichen. Einfach nur Natur, mit Glück ein paar Heidschnucken und eine beeindruckende Aussicht vom Pferdekopf, wie die höchste Erhebung hier heißt.

Nach der Wanderung – ein Spaziergang über die sanften Hügel, zwischen Wacholder und Birken und entlang des leise plätschernden Büsenbachs tut es auch – gibt es ein großes Stück Himmelstorte im Café im Schafstall. Denn ohne Kaffee und Kuchen geht es auch im Büsenbachtal nicht.

C: Camping-Urlaub am Stover Strand

Freunde des Campings ​können verschiedene Plätze im Landkreis Harburg ansteuern. Direkt an der Elbe liegt der Campingplatz Stover Strand mit rund 350 Plätzen für Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile. Auf 30 Hektar erstreckt sich der Fünf-Sterne-Platz vor und hinter dem Deich.

Es gibt einen Sandstrand zum Baden und einen Bootshafen, in dem sowohl Dauerlieger als auch Gäste festmachen können. Wer will, kann sich am Platz Fahrräder leihen, und damit die Umgebung erkunden. Auch ungewöhnliche Schlafplätze zum Mieten gibt es – im Schäferwagen, im Vintage-Wohnwagen, im Holzhaus oder im Strandkorb.

D: Mit dem Fahrrad die Region erkunden

Ein Radwegenetz über 1200 Kilometer verläuft durch die Region, und das sind nur die ausgeschilderten Drahtesel-Touren. ​Ob in den Harburger Bergen, durch die Winsener Elbmarsch oder die Lüneburger Heide – Hobbyradler wie Freizeitsportler finden hier passende Strecken. Gute Ausgangspunkte sind die Bahnhöfe, zum Beispiel von Tostedt aus in die Lüneburger Heide.

Im Regionalpark Rosengarten führt eine Tour von Neugraben durch Wald- und Heidegebiete. Für Genießer ist eine 27-Kilometer-Tour von Buchholz zum Museumsbauernhof Wennerstorf geeignet, sie führt vorbei an mehreren Hofläden und -cafés. Auch die Winsener Elbmarsch bietet schöne Strecken, zum Beispiel entlang des Elbdeichs oder vom Bahnhof Stelle aus Richtung Winsen durch die Marsch.

E: Europas größter Rangierbahnhof in Maschen

In Maschen liegt Europas größter Rangierbahnhof. ​Er dient als internationales Drehkreuz nach Skandinavien und als Hinterlandanbindung der großen Nordseehäfen Hamburg und Bremerhaven sowie der Ostseehäfen Lübeck, Kiel und der Elbhäfen Stade Bützfleth und Cuxhaven. Die 1977 eröffnete Zugbildungsanlage ist sieben Kilometer lang und 700 Meter breit. Sie kann bis zu 100 Güterzüge am Tag abfertigen.

Für Ärger sorgt in der Region die seit Jahren andauernde Sperrung der Decaturbrücke, die über die Gleise führt und die Seevetaler Ortschaften Maschen und Hörsten verbindet. Das marode Bauwerk muss für voraussichtlich 17 Millionen Euro saniert werden. Nach dem Bailey Yard in US-Bundesstaat Nebraska ist der Rangierbahnhof in Maschen sogar der zweitgrößte weltweit.

F: Faslam in den Dörfern der Nordheide

Wenn in den Dörfern am Elbdeich und in der Nordheide bunt geschmückte Wagen von Traktoren durch die Straßen gezogen werden und von vielen verkleideten Menschen bejubelt werden – dann wird Faslam ​gefeiert. Der Brauch entstand vermutlich im 19. Jahrhundert.

Damals zogen die Knechte und Mägde um die Wintersonnenwende herum verkleidet von Hof zu Hof, um lautstark den Winter zu vertreiben. Auf ihrer Tour sammeln die Faslamsbrüder Essen, Getränke und Bargeld, um nach dem „Schnorren“ ein Fest zu feiern. Der Brauch wird unter anderem in Fliegenberg, Hoopte, Pattensen, Wulfsen und Toppenstedt begangen. Der Stöckter Umzug, der stets am Sonntag vor Rosenmontag in die Winsener Innenstadt und zurück führt, zieht bis zu 30.000 Besucher an.

G: Geschichte des Landkreises Harburg

Das Gebiet des heutigen Landkreises Harburg wurde mit dem Groß-Hamburg-Gesetz ​weitestgehend festgelegt. Es trat am 1. April 1937 in Kraft und bewirkte, dass der damalige Landkreis geteilt wurde. Mehrere Gemeinden, darunter Altenwerder, Preußisch Finkenwerder, Fischbek, Francop, Marmstorf, Neugraben, Neuland, Rönneburg und Sinstorf, gingen von Preußen an die Stadt Hamburg.

Auch Harburg wurde Hamburg zugeschlagen, blieb jedoch Sitz der Kreisverwaltung. 1944 zog diese kriegsbedingt ins Winsener Schloss. Doch erst 1958 wurde Winsen offiziell Kreisstadt. Der Name des Landkreises wurde nie geändert. In den 1970-Jahren wechselten noch einige Gemeindeteile zwischen den Landkreisen Harburg, Lüneburg und Stade. Seit 1974 gelten die heutigen Kreisgrenzen.

H: Handball in der Buchholzer Nordheidehalle

Wildkatzen gibt es nicht nur in den Wildparks – auch in der Nordheidehalle in Buchholz treten regelmäßig die Luchse zum Spiel an: Die Frauenmannschaft der Handball-Luchse ​Buchholz 08–Rosengarten hat schon dreimal den Aufstieg in die Erste Bundesliga geschafft. Zuletzt standen die Spielerinnen sogar im Endspiel um den Deutschen Handball-Pokal – und das, obwohl sie als Außenseiter im Final Four gestartet waren. Am Ende mussten sie sich den Favoritinnen von der SG BBM Bietigheim knapp geschlagen geben.

In der Bundesliga kämpfen die Luchse derzeit gegen den Abstieg. Doch selbst wenn die Handballerinnen aus der Nordheide in der kommenden Saison wieder in der Zweiten Bundesliga antreten sollten – wie das mit dem Aufstieg geht, damit kennen sie sich ja aus.

I: Internationales Turnier für Vielseitigkeitsreiterei

In Luhmühlen trifft sich beim Internationalen Turnier für Vielseitigkeitsreiterei ​einmal im Jahr die Pferdeelite. Der Concours Complet International (CCI) ist der Höhepunkt in dem Reiterdorf, das zur Gemeinde Salzhausen gehört und über ein modernes Ausbildungszentrum verfügt.

Pferdesportler aus der ganzen Welt schätzen das Gelände in der Westergellerser Heide, das natürlich gestaltet ist und höchste Sicherheitsstandards erfüllt. Hier werden Titel geholt, wichtige Prüfungen absolviert, und auch für die Olympia-Teilnahme bereiten sich Reiter hier vor. Ausgetragen wurde das Turnier zum ersten Mal im Jahr 1958, damals noch auf nationaler Ebene. Seit 1975 geht es in Luhmühlen international zu, seit 2005 zählt es zur „Champions League“ der Vielseitigkeitsveranstaltungen.

J: Vielfältige Kunst in der Gemeinde Jesteburg

Die Kunst spielt eine besondere Rolle in der Gemeinde Jesteburg, ​die zusammen mit den Gemeinden Bendestorf und Harmstorf die Samtgemeinde Jesteburg bildet. Mit der Kunststätte Bossard schuf das Künstlerpaar Johann Michael Bossard und Jutta Bossard-Krull in den 1920er- und 30er-Jahren auf einem drei Hektar großen Heidegrundstück ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Bildhauerei, Malerei und Gartenkunst.

Eine aktuelle Sonderausstellung befasst sich mit der umstrittenen Haltung des Künstlers zum Nazi-Regime. Im Kunsthaus zeigt der Kunstverein Jesteburg junge, zeitgenössische Werke – derzeit ist die Ausstellung „Creep Cool“ der US-Amerikanerin Stef Heidhues zu sehen –, und der 4,5 Kilometer lange Natur- und Kunstpfad verbindet die beiden Kulturorte miteinander.

K: Freilichtmuseum am Kiekeberg

Historische Häuser, verwunschene Gärten, bunt blühende Streuobst­wiesen und Weiden mit Gänsen, Schweinen und Ziegen – nur fünf Minuten von der Autobahnabfahrt entfernt liegt das Gelände des Freilichtmuseums am Kiekeberg. ​Besucher erhalten einen Einblick in die bäuerliche Hofwirtschaft seit dem 17. Jahrhundert, lernen alte Nutztierrassen kennen und können bei zahlreichen Veranstaltungen die Besonderheiten dieses Landlebens selbst ausprobieren.

Hier treffen sich Freunde von Traktoren und Oldtimern, es wird ein Schlachtfest gefeiert, und beim Historischen Jahrmarkt haben nicht nur Kinder ihren Spaß. Besonders viele Besucher ziehen auch die regelmäßigen Kunsthandwerker- und die Pflanzenmärkte an. Die Dauerausstellungen widmen sich dem Spielen, der Landwirtschaft, dem Handwerk und dem Leben in der jungen Bundesrepublik.

L: Wappen zieren Löwe, Schlüsse und zwölf rote Herzen

Ein Löwe, ein Schlüssel und zwölf kleine rote Herzen zieren das Wappen des Landkreises Harburg. Der blaue Löwe mit dem geteilten Schwanz und der roten Zunge erinnert an die Welfen, die sich im 13. Jahrhundert die Herrschaft über das damalige Herzogtum Lüneburg sicherten. Vorbild für das Wappen der Welfen war wiederum das Wappen Dänemarks.

Der Schlüssel verweist auf einen weiteren Einschnitt in der Geschichte der Region – in Person des Bremer Erzbischofs, der mit dem Welfenherzog Heinrich dem Löwen um das Grenzland an der Elbe gestritten hatte. Im Zuge der Auseinandersetzungen entstanden Burgen in Moisburg, Harburg und Winsen. Schließlich setzten sich die Welfen durch und gliederten das Gebiet des heutigen Landkreises in das Fürstentum Lüneburg ein.

M: Mühlen im Landkreis Harburg

Sie sind Kultureinrichtung, Ausflugsrestaurant oder Museum – die verschiedenen Mühlen ​im Landkreis können teilweise besichtigt werden und eignen sich gut als Zwischenziele einer Fahrradtour. Zu einiger Bekanntheit hat es die Wassermühle Karoxbostel gebracht. Engagierte Mitglieder des Mühlenvereins haben sie über mehrere Jahre aufwendig saniert und als vielfältigen Kultur- und Bildungsort wiederbelebt. Dafür gab es – neben zahlreichen weiteren Auszeichnungen – 2018 den Deutschen Preis für Denkmalschutz.

Etwa 500 Jahre alt ist die Horster Mühle, die heute als Restaurant betrieben wird und beliebtes Ziel für Kanutouren ist. Sie diente als Kulisse für mehrere Fernsehfilme. Die ehemalige Amtswassermühle in Moisburg, eine Außenstelle des Freilichtmuseums am Kiekeberg, ist eine der letzten noch funktionstüchtigen Mühlen in der Region. Im Inneren zeigt sie den historischen Zustand der 1930er-Jahre. Auch die Geschichte der früheren Papiermühlen am Standort wird hier präsentiert.

N: Ein Drittel der Fläche unter Naturschutz

Wer Natur sucht, hat es im Landkreis Harburg trotz der dichten Besiedlung leicht. Rund ein Drittel der Landkreisfläche (35 Prozent) zählen zu einem der 25 Natur- und 25 Landschaftsschutzgebiete. Das größte Naturschutzgebiet ​ist mit rund 10.000 Hektar im Landkreis Harburg die „Lüneburger Heide“. Insgesamt ist deren Fläche gut doppelt so groß.

Das 1921 ausgewiesene Naturschutzgebiet ist das älteste und größte Niedersachsens und das zweitälteste in Deutschland. „Ohlen Kuhlen“ in der Gemeinde Seevetal ist mit 3,7 Hektar das kleinste Naturschutzgebiet im Landkreis. Auch verschiedene Moorgebiete, Wälder und Flussgebiete stehen unter Schutz. Darüber hinaus gibt es geschützte Biotope und Naturdenkmäler. Einen besonderen Anblick bietet das Junkernfeld im Naturschutzgebiet „Untere Seeveniederung“. Gegen Ende April leuchten dort bis zu 1,3 Millionen zartlila Blüten der in Deutschland stark bedrohten Schachbrettblume.

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O: Wald von oben Baumwipfelpfad "Heide-Himmel"

Von oben ​sieht die Welt manchmal ganz anders aus: Von der 45 Meter hohen Plattform des Baumwipfelpfads „Heide-Himmel“ aus können Besucher – gutes Wetter vorausgesetzt – nicht nur über weite Teile der Lüneburger Heide blicken. Auch der Hamburger Hafen lässt sich aus dieser Perspektive in der Ferne entdecken. Der Pfad selbst verläuft als hölzerner Brückenweg auf einer Höhe von 22 Metern durch die Spitzen eines Waldgebiets.

Geplant als Natur- und Umwelteinrichtung soll der 700 Meter lange Baumwipfelpfad in Nindorf den jungen und älteren Besuchern die Tier- und Pflanzenwelt der Region und ihre Zusammenhänge nahebringen. Zu der barrierefreien Anlage am Wildpark Lüneburger Heide gehören 20 Lernstationen, auch Führungen werden angeboten.

P: Paddeln auf Luhe, Seeve, Este und Ilmenau

Ob auf der Luhe, der Seeve, der Este oder der Ilmenau, zum Paddeln ​auf dem Wasser bieten sich im Landkreis Harburg viele Möglichkeiten. Verschiedene Anbieter verleihen Kanus und Kajaks für Touren auf den Flüssen. Wer auf eigene Faust startet, sollte unbedingt beachten, auf welchen Abschnitten das Fahren und an welchen Stellen der Ein- und Ausstieg erlaubt ist.

Um die Natur zu schützen, hat der Landkreis Harburg eine Kanu­verordnung erlassen. So sind die Nebengewässer tabu für Kanufahrer, auch Flöße sind nicht erlaubt. Einige Abschnitte sind nur für Kajaks frei. Zwischen 18 und 9 Uhr gilt zudem ein generelles Verbot für Boote jeglicher Art. Wer die Regeln beherzigt, kann hier ganz wunderbar durchs Grün gleiten und die Ruhe auf dem Wasser genießen.

Q: Wandern zwischen Elbmarsch und Harburger Bergen

Immer der Nase lang, der Sonne entgegen oder auch einfach querfeldein ​– wandern lässt es sich auf vielen Strecken. Besonders gut eignen sich dafür jedoch die zahlreichen und oft gut ausgeschilderten Wanderwege in der Region. Zwischen Elbmarsch, Harburger Bergen, Nordheide und Lüneburger Heide ziehen sie sich durch die abwechslungsreiche Landschaft.

Auf dem Heidschnuckenweg, der als schönster Wanderweg Norddeutschlands ausgezeichnet wurde, geht es zum Beispiel von Fischbek bis nach Celle. Die Harburger Abschnitte bieten Urwald­gefühl im Wacholderdschungel und Gipfelglück auf dem Wilseder Berg. Nicht nur für Pilgerfreunde interessant: Auf dem mittelalterlichen Jacobusweg findet der Wanderer Ruhe zwischen Wald, Feld und Heide.

R: Der Regionalpark Rosengarten

Die Gipfel der Harburger und der Schwarzen Berge markieren die höchsten Erhebungen im Regionalpark Rosengarten. ​Das Naherholungsgebiet rund um Buchholz, Hollenstedt, Rosengarten und Neu Wulmstorf umfasst zudem das Tal der Este sowie Heide-, Moor- und Ackerlandschaften. Besucher kommen zum Radfahren, Wandern, Mountainbiking, Nordic Walking und Reiten. Sie können die Routen auf eigene Faust erkunden oder sich zusammen mit einem Gästeführer auf den Weg machen.

Auch für Familien mit Kindern und Menschen mit Behinderungen gibt es ausgewiesene Wege durch den Regionalpark. In der Hauptsaison zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober fährt an Wochenenden und Feiertagen ein Shuttlebus mit Fahrradanhänger 27 Haltestellen in dem Gebiet an. Die Mitfahrt ist kostenlos.

S: Seevetal größte Stadt im Landkreis Harburg

Als einwohnerstärkste Flächengemeinde Deutschlands nimmt Seevetal ​einen besonderen Platz im Landkreis Harburg ein. Mit mehr als 41.500 Einwohnern übertrifft die Gemeinde in dieser Hinsicht die beiden Städte im Kreis Winsen (rund 35.000 Einwohner) und Buchholz (knapp 40.000 Einwohner). 1972 aus 19 bis dahin selbstständigen Gemeinden entstanden, hat Seevetal noch heute überwiegend dörflichen Charakter.

Die Gemeindeteile verteilen sich auf sechs Ortschaften auf einer Fläche von rund 105 Quadratkilometern. Sie sind eingebettet in eine grüne Landschaft, auch die namensgebende Seeve fließt durch das Gebiet. Aufgrund der günstigen Lage wohnen hier viele Berufspendler: Seevetal grenzt im Norden an Hamburg, hat drei Autobahnanschlussstellen – Maschen, Hittfeld und Fleestedt/Ramelsloh – und drei Bahnhöfe in Hittfeld, Meckelfeld und Maschen. Verwaltet wird die Gemeinde vom Rathaus in Hittfeld aus.

T: Sport und Training in Buchholz

In Buchholz – mit knapp 40.000 Einwohnern die größte Stadt im Landkreis – geht es sportlich zu. Viele Freizeitsportler treffen sich zum Training ​im Sportzentrum mit Schwimmbad am Holzweg. Fast 5000 sind Mitglied im größten Sportverein der Stadt, Blau-Weiss Buchholz. 40 verschiedene Sportarten werden hier angeboten, von Badminton über Kunstturnen bis zu Yoga.

In der größten Kletterhalle Niedersachsens haben Sportler die Auswahl zwischen 300 Routen verschiedener Schwierigkeitsstufen. Zudem richtet sich der Verein insbesondere an Menschen mit Behinderungen, er hat eine integrative Sport- und Freizeitanlage. In der Nordheidehalle werden Handballspiele und Tanzwettkämpfe auf Bundesliganiveau ausgetragen. Die angeschlossene Kunstturnarena ist Trainingsstätte einiger der deutschlandweit Besten. Auf Skaterbahn und Beachvolleyballplatz messen sich zumeist die jüngeren Sportler, und nicht zuletzt gibt es auch einen Trimm-dich-Pfad im Klecker Wald.

U: Unten ohne auf dem Nacktwanderweg

Nicht nur oben, sondern auch unten ohne ​sind die Menschen, die sich auf den Nacktwanderweg begeben. Ein gelbes N an Bäumen und Wegweisern markiert die Route zwischen Wesel und Undeloh. Sie führt durch ein Naturschutzgebiet, die nackten Wanderer sollten deshalb unbedingt auf dem Naturistenweg bleiben. Wer sich hüllenlos auf den Weg machen will, startet am Parkplatz südwestlich von Wesel.

Wer nicht allein gehen will, schließt sich einer der Nacktwandergruppen an. Wem das alles zu wenig ist, kann auch nur die Schuhe ausziehen und den Barfußpark in Egestorf besuchen. Mit nackten Füßen geht es durch 60 Stationen mit unterschiedlichen Natur­böden, wie Gras, Kiesel, Tannenzapfen, Lehm oder Glasscherben. Die Tour durch Wald, Wiesen und Felder entspannt nicht nur die Füße.

V: Vielfalt in den Vogelschutzgebieten im Landkreis

Weißstörche, Kraniche und Birkhühner leben und brüten in den vier Vogelschutzgebieten ​im Landkreis Harburg. Grünflächen, Wassergebiete und Moore dienen als Lebensraum für die seltenen oder bedrohten Arten. Zu spezieller Berühmtheit hat es der Wachtelkönig gebracht, der seit Jahrzehnten immer wieder für Aufregung sorgt. Sein Brutgebiet liegt in den Mooren bei Buxtehude.

Das kam den Planern für die Autobahn 26 in die Quere. Schließlich wurde die geplante Trasse an den Rand des Schutzgebiets verlegt. Zuletzt hat der Wachtelkönig den Bau eines Radwegs zwischen Buxtehude und Neu Wulmstorf ausgebremst. Ein Feldweg entlang der Bahntrasse soll zu einem etwa vier Meter breiten Radweg ausgebaut werden. Doch noch ist es fraglich, ob diese Variante direkt durch das Gebiet des gefährdeten Vogels zulässig ist.

W: Wölfe und Waldkauze in zwei Wildparks

Wildschweine, Waschbären, Wölfe, Wollschweine, Wildkatzen, Waldkauze und viele andere Tiere leben in den beiden Wildparks ​im Landkreis. In den Freigehegen im Wildpark Schwarze Berge in Vahrendorf können die Besucher Damwild, Zwergziegen und Hängebauchschweine streicheln. Vom 45 Meter hohen Elbblickturm können sie eine besondere Aussicht genießen, für Kinder gibt es einen Abenteuerspielplatz, für Camper einen Platz nebenan.

Auch im Wildpark Lüneburger Heide in Nindorf kommen die Gäste den Tieren bei Flugschauen und Schaufütterungen ganz nah – dies gilt allerdings nicht für die Tiger, die dort ebenfalls leben. Wer etwas länger bleiben will, übernachtet im nahe gelegenen Schäferdorf.

X: Feuerwehrmuseum in Marxen

Mitten in Marxen ​steht nicht nur der Buchstabe X. Im Zentrum der Gemeinde, die zur Samtgemeinde Hanstedt im Süden des Landkreises gehört, liegt auch das 1987 gegründete Feuerwehrmuseum. Als Außenstelle des Freilichtmuseums am Kiekeberg zeigt es auf einer Fläche von 850 Quadratmetern die bewegte Geschichte des Feuerwehrwesens. Im Mittelpunkt stehen die Fahrzeuge – von der pferdegezogenen Handdruckspritze vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Tanklöschfahrzeug aus den 1960er-Jahren.

Aber es sind auch viele kleinere Ausstellungsstücke zu sehen, wie Ledereimer und Feuerpatsche. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die sich um die Restaurierung der historischen Fahrzeuge kümmern, bieten nach Anmeldung auch Führungen durch die Sammlung an. Getragen wird das Museum von einem Förderverein, dem unter anderem 30 freiwillige Feuerwehren angehören.

Y: Segler können in Yachthafen festmachen

Yachten und Motorboote können mehrere Sportboothäfen in der Gegend ansteuern. Der Yachthafen ​Ilmenau liegt gleicht hinter dem Stöckter Deich und gibt sich familiär und bodenständig. Wer Trubel sucht, ist hier verkehrt. Wer aber etwas Abwechslung wünscht, kann das Wasserskigebiet oder den Fahrradweg auf dem Deich testen. Familie Grigoleit, die den Hafen betreibt, vermietet auch ein Hausboot an Feriengäste.

Etwas weiter die Elbe rauf betreibt der Yachtclub Bullenhausen einen kleinen Hafen. Das Becken entstand im Zuge der Deichbaumaßnahmen fünf Jahre nach der großen Sturmflut von 1962. In der heutigen Anlage für die Sportschifffahrt sind auch Segler willkommen, die dem Verein nicht angehören. Nahe der Schleuse Geesthacht liegt der Hafen des Bootsclubs Drage. Große und kleine Boote können hier festmachen, auch bei Ebbe sind die Liegeplätze problemlos zu erreichen.

Der Bootsclub Oberelbe betreibt einen Hafen für Segler in Hoopte sowie einen für Motorboote in Stöckte mit 45 Plätzen. Und auch in Tespe gibt es einen umfassend ausgestatteten Motorboothafen mit 60 Plätzen.

Z: Fähre Zollenspieker

Die Fährverbindung zwischen Zollenspieker und Hoopte ​ist die älteste ihrer Art in Deutschland. Erstmals erwähnt wurde sie im Jahr 1252. Lange bevor die Elbbrücken die Uferseiten verbanden, war die Fähre eine der wichtigsten Verbindungen über den Fluss. Noch heute ist sie eine beliebte Ausweichstrecke bei Stau auf der Autobahn 1.

Seit Beginn der 1980er-Jahre stand Karl Heinz Büchel hinterm Steuer, besser bekannt als Käpt’n Kudd’l. Nach ihm ist eines der beiden heutigen Ausflugsschiffe benannt, mit denen die Erlebnisreederei Zollenspieker-Hoopte Touren rund um Wilhelmsburg oder zur Elbphilharmonie und bis nach Blankenese anbieten.

Die beiden Fähren „Hoopter Möwe 2“ und „Spieker Möwe“ bringen von Anfang März bis Ende November im Zehn-Minuten-Takt vor allem Autos, Motorräder und Fahrräder samt ihren Fahrern von einer Flussseite zur anderen.

Historischer Hintergrund Kreis Harburg

Das Gebiet ​des heutigen Landkreises Harburg gehörte ursprünglich zum Fürstentum Lüneburg, später zum Königreich Hannover. Nach der Übernahme durch Preußen war es seit 1866 Teil der Landdrostei Lüneburg in der preußischen Provinz Hannover. 1885 wurden der Stadtkreis Harburg, der Landkreis Harburg und der Kreis Winsen gebildet. 1932 wurden diese beiden Kreise größtenteils zusammengelegt. Die Gemeinde Wilhelmsburg wurde der Stadt Harburg angegliedert.

Dort befand sich weiterhin der Sitz der Landkreisverwaltung, die erst 1944 nach Winsen zog. Heute leben im Landkreis Harburg fast siebenmal so viele Menschen wie zu seinen Anfangszeiten. 1890 zählte das Gebiet 36.736 Einwohner, aktuell sind es etwa 254.000.