Bad Oldesloe. Neuer Eigentümer LEG prüft Sanierung oder Abriss der rund 230 Wohnungen. Auch ein Weiterverkauf ist nicht ausgeschlossen.
Schimmel in den Wohnungen, aufgerissene Fußböden, Rohrbrüche, defekte Heizungen: Auch nach der Mitte Dezember veröffentlichten Übernahme der beiden Oldesloer Hochhäuser an den Straßen Hölk und Poggenbreeden leiden die Mieter unter dem langjährigen Sanierungsstau. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt gibt der neue Eigentümer LEG Immobilien SE an, „möglichst bis Mitte 2022“ Klarheit über die Zukunft zu schaffen.
Als Lennard Hamelberg am Hölk die Urlaubsvertretung für Quartiersmanagerin Maria Herrmann übernahm, dachte er dabei nicht unbedingt an einen Vollzeitjob. „Als ich mich bei den Mietern vorgestellt habe, kam ich mit rund einem Dutzend Schadensmeldungen zurück“, sagt der 19-Jährige, der sich auch als Vorsitzender des Kinder- und Jugendbeirats engagiert. In einem Fall ging es um Schimmel in der Wohnung einer alleinerziehenden Mutter, deren Kinder jetzt gesundheitliche Probleme haben. In einer anderen Wohnung musste ein Mieter nach einem behobenen Rohrbruch monatelang mit einem aufgerissenen Fußboden leben. Die Handwerker flickten das Leck, für Estrich und Laminat fühlten sie sich nicht zuständig.
Keller stehen häufig unter Wasser, Heizungen fallen aus
Rohrbrüche sind in den knapp 230 Wohnungen der beiden Hölk-Hochhäuser eher die Regel als die Ausnahme. Keller stehen häufig unter Wasser, Heizungen gehen immer wieder kaputt, Aufzüge stehen still. „Im vergangenen Jahr dauerte es einmal Wochen, bis ein Aufzug repariert wurde“, sagt Lennard Hamelberg. Die Handwerker, die damals Brandschutztüren ersetzten, mussten die schweren Teile die Treppen hochtragen.
Seit Anfang Januar befinden sich die beiden Wohntürme im Eigentum der LEG Immobilien SE. Der Konzern übernahm die Objekte in Bad Oldesloe als Teil eines 15.400 Wohnungen umfassenden Pakets von der Adler Group. Die Nachricht machte Mietern und Quartiersmanagement zunächst Hoffnung. Nach vier Wochen hat sich Ernüchterung eingestellt. „An der Kommunikation hat sich nicht wirklich etwas verbessert“, sagt Maria Herrmann, die im Stadtteil das Quartiersprojekt „Plan B“ betreut. An sie können sich Mieter mit Problemen wenden. „Die LEG fährt bislang eine harte Abschottungspolitik. Es werden keine Telefonnummern herausgegeben, und es wird keine Person mehr vor Ort ansprechbar sein“, sagt Herrmann. Das Online-Serviceportal sei kompliziert. Unter der Servicenummer sei bestenfalls erst nach langen Wartezeiten jemand erreichbar. Da 90 Prozent der Hölk-Bewohner Sozialhilfe bezögen, hätten sie Telefonkarten statt Flatrate. Wer wenig Geld habe, halte sich nicht lange in einer Warteschleife auf.
Unternehmen spricht auch mit dem Bürgermeister über die Zukunft
Während einer Debatte im jüngsten Wirtschafts- und Planungsausschuss über die Hochhäuser gab es auch Kritik an der Stadt. Diese müsse nach Ansicht des Quartiersmanagements in Härtefällen einspringen und Mietern – etwa in einer Schimmelwohnung – kurzfristig eine andere Bleibe zur Verfügung stellen. „Die LEG hat klargemacht, dass sie kein Interesse hat, in die Häuser großartig zu investieren“, sagt Herrmann. Immerhin sollen beide Aufzüge bis Mitte des Jahres erneuert werden, wie die LEG auf Abendblatt-Nachfrage bestätigt.
Nicht ausgeschlossen ist offenbar ein baldiger Weiterverkauf der Häuser. „Die Objekte in Bad Oldesloe sind sicher in dem Portfolio etwas Besonderes, da hier akuter Veränderungsbedarf besteht“, sagt Unternehmenssprecher Nils Roschin. „Wir befinden uns daher mit dem Bürgermeister in konstruktivem Austausch und beraten dabei Optionen von Sanierung, Abriss und Neubau bis zum Verkauf.“ Bei einer Veräußerung will die LEG einen Käufer finden, der „entweder eine Sanierung durchführt oder aber die Fläche neu entwickelt“.
Firma weist Vorwurf zurück, schlecht erreichbar zu sein
Der LEG ist bewusst, dass der Ist-Zustand nicht hinnehmbar sei, wie Nils Roschin versichert: „Die Gebäude erfordern eine grundlegende Sanierung. Wie wir vorgehen, analysieren wir gerade.“ Dem Vorwurf, dass niemand ansprechbar sei, widerspricht das Unternehmen. „Wir sind aktuell vor Ort präsent“, sagt Roschin. Bereits vor der Übernahme sei Vorstandsmitglied Volker Wiegel in Bad Oldesloe gewesen und habe viele Gespräche geführt, die fortgesetzt würden. Die unternehmenseigene Stiftung „Dein Zuhause hilft“ habe Geld für den Quartierstreffpunkt bereitgestellt. Wenn das weitere Vorgehen feststeht, soll es Info-Veranstaltungen geben.
Bürgermeister Jörg Lembke sieht eine Chance darin, dass in den nächsten Jahren viele Mehrfamilienhäuser gebaut werden. „Wir können und wollen niemanden gegen seinen Willen umsiedeln. Unser Ziel ist eine langsame Entmietung der Hölk-Hochhäuser“, sagt Lembke. Er geht davon aus, dass selbst eine Sanierung nur nach vollständiger Räumung möglich ist: „Im laufenden Betrieb halte ich das für nahezu ausgeschlossen.“