Bad Oldesloe. Eigentümerwechsel: Die LEG Immobilien SE übernimmt die maroden Wohnblöcke in Bad Oldesloe. Was bedeutet das für die Mieter?
Kaputte Heizungen, Rohrbrüche, unfertige Baustellen: Mieter der Hölk-Hochhäuser in Bad Oldesloe mussten in den vergangenen Jahren so einiges hinnehmen. Ein Eigentümerwechsel macht jetzt Hoffnung: Die LEG Immobilien SE übernimmt die beiden Objekte von der bisherigen Hausverwaltung, der Adler Real Estate.
Blanker Beton und abgeblätterte Farbe: Schon die Fassade der beiden Hochhäuser macht einen traurigem Eindruck. Das fand auch Andreas Breitner. Der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen war nach Bad Oldesloe gekommen, um sich mit der Quartiersmanagerin Maria Herrmann und dem Landtagsabgeordneten Martin Habersaat (SPD) ein Bild von der Lage zu machen und mögliche Perspektiven zu erörtern. Anlass des Treffens ist der Eigentümerwechsel.
Der neue Eigentürmer hat einen Bestand von etwa 145.000 Wohnungen
Die LEG Immobilien SE hat insgesamt 15.000 Wohnungen von der Adler Real Estate übernommen. Zu den gekauften Objekten gehören auch die beiden Wohntürme am Hölk und Poggenbreeden, die in der Kreisstadt nur „Hölk-Hochhäuser“ genannt werden. Die LEG Immobilien SE hat ihren Sitz in Düsseldorf, ist bisher vor allem in Nordrhein-Westfahlen im Immobiliengeschäft tätig und hat bisher einen Bestand von etwa 145.000 Wohnungen.
Doch was bedeutet der Eigentümerwechsel für die Mieter? Wird jetzt tatsächlich alles besser – oder verwaltet nun lediglich ein anderer Immobilienkonzern die baufällige Platte? Zumindest ein Umstand macht Hoffnung: Im Gegensatz zu Adler ist LEG verbandlich organisiert. Hier liegt eine Chance, findet Andreas Breitner: „Keines unserer Mitgliedsunternehmen hätte seine Gebäude in einem solchen Maße verkommen lassen.“ Laut dem Verbands-Chef gibt es jetzt zwei Möglichkeiten: Die Hochhäuser weiter verkommen lassen – oder grundlegend sanieren. Breitner: „Ich bin zuversichtlich, dass die LEG sich für die Sanierung entscheidet.“
LEG-CEO kündigt gutes Wohnen zu fairen Preisen an
Konkrete Pläne hat das Unternehmen noch nicht vorgelegt. Fakt ist jedoch: Der Status quo ist für die Mieter so nicht weiter zumutbar und die LEG selbst hat einen Ruf zu verlieren. Lars von Lackum, CEO der LEG Immobilien SE, sagt es so: „Unsere neuen Kundinnen und Kunden können sich darauf verlassen, dass wir gutes Wohnen zu fairen Preisen bieten und unserer gesellschaftlichen Verantwortung als bedeutender Vermieter nachkommen werden.“
„Durch ein Loch in der Wand konnte man in die nebenan liegende Wohnung schauen“
Die Hölk-Hochhäuser stehen bereits seit Jahren im Licht der Öffentlichkeit. Zahlreiche Presseberichte zeugen von baulichen Mängeln. Auch das Hamburger Abendblatt berichtete über die Zustände in den Wohnblöcken oder darüber, dass Mieter in den Wintermonaten immer wieder in kalten Wohnungen ausharren mussten, weil eine der Heizungsanlagen mal wieder defekt war. Längst hat auch die Politik ein Auge auf die Entwicklung um die Wohnobjekte. Jens Wieck, Stadtverordneter und Vorsitzender der CDU Bad Oldesloe, engagiert sich seit 2018 ehrenamtlich für die Bewohner im Hölk und kennt viele Geschichten über bauliche Zustände in einigen Wohnungen: „Ich saß einmal in der Küche einer Familie. In der Wand unter der Spüle war ein Loch, durch das man in die nebenan liegende Wohnung schauen konnte.“ Gänzlich untätig ist die Adler nicht gewesen. Tatsächlich investierte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge mehr als 1,25 Millionen Euro in die Objekte. Eines der Probleme, so Jens Wieck, sei häufig gewesen, dass auch in den Wohnungen Baustellen errichtet, aber nicht fertiggestellt wurden.
Damit sich Bewohner gegen unzumutbare Wohnverhältnisse zur Wehr setzen können, hatte die Stadtverordnetenversammlung die Stadtverwaltung zuletzt damit beauftragt, eine Rechtshilfe nach Lüneburger Vorbild zu konzipieren. In den Räumen des Quartiersbüros sollen sich Bewohner dann vom Mieterbund juristisch beraten lassen können. Die Kosten dafür will die Stadt tragen.
Mieter offiziell noch nicht über Eigentümerwechsel informiert
Der Landtagsabgeordneter Martin Habersaat (SPD) hofft, dass sich der Eigentümerwechsel als Chance erweist, und Mieter dann gar nicht erst in die Lage kommen, juristisch gegen ihren Vermieter vorgehen zu müssen: „Eigentum verpflichtet. Und wer in so großem Stil Wohneigentum erwirbt, der sollte sich auch darum kümmern.“ Adler habe das nicht getan, aber „bei einem ehemaligen Unternehmen des Landes Nordrhein-Westfalen liegen die moralischen Standards hoffentlich höher.“ Zumal das Unternehmen mit dem Slogan „Gutes Wohnen zu fairen Preisen“ werbe.
Eine Verbündete hätte ein Unternehmen, das sich um die knapp 230 Wohneinheiten und die darin lebenden Menschen kümmern möchte, in Maria Herrmann, sie sich seit Jahren als Quartiersmanagerin um den Stadtteil kümmert. Sie hat gute Kontakte zu den Mieterinnen und Mietern aufgebaut: „Bisher wurde den Mietern der bevorstehende Eigentümerwechsel noch nicht offiziell mitgeteilt. Das wird langsam Zeit.“ Der Übergang der Wohnungen zum Düsseldorfer Unternehmen ist für den 29. Dezember vorgesehen.