Bad Oldesloe. Maroder Zustand der Hölk- und Poggenbreeden-Hochhäuser frustriert viele Bewohner. Dennoch grassiert die Angst vor einem Abriss.

Die Mieter der Hölk- und Poggenbreeden-Hochhäuser in Bad Oldesloe haben Angst vor einem Abriss der Gebäude. Andererseits beklagen sie deren schlechten baulichen Zustand. Immer wieder fällt die Heizung aus, ein Rohrbruch soll erst nach einer Woche behoben worden sein, in einer Wohnung klafft ein Loch zum Nachbarn. Das Abendblatt hat bei der Hausverwaltung nachgefragt. Ein Unternehmenssprecher widerspricht den Vorwürfen zum Teil, räumt aber Probleme bei der Ausführung von Sanierungsarbeiten ein.

Mieter haben Sorge, auf der Straße zu landen

„Mittelfristig wären Abriss und Neubau denkbar. Die Bewohner müssten sich dann wohl auf steigende Mieten einstellen“, sagt Jörg Lembke,Bürgermeister Bad Oldesloe.
„Mittelfristig wären Abriss und Neubau denkbar. Die Bewohner müssten sich dann wohl auf steigende Mieten einstellen“, sagt Jörg Lembke,Bürgermeister Bad Oldesloe. © Finn Fischer

Einem Abriss und Neubau stehe die Adler Wohnen GmbH aber offen gegenüber. Bis zu einer Entscheidung wolle das Unternehmen weiter in die Gebäude investieren. Das ist auch nötig, wie ein Ortstermin zeigt. Lokalpolitiker Jens Wieck (CDU) traute seinen Augen kaum, als Mieter der sogenannten „Oldesloer Platte“ im Norden der Stadt ihn in ihre Wohnungen ließen. Der Stadtverordnete sprach mit ihnen, nachdem über einen möglichen Rückbau der Hochhäuser berichtet worden war. „Mittelfristig wären Abriss und Neubau denkbar. Die Bewohner müssten sich dann wohl auf Mietsteigerungen einstellen. Aber die meisten sind keine Selbstzahler“, sagte Bürgermeister Jörg Lembke nach Gesprächen mit dem Eigentümer.

Die noch immer gültige Aussage des Oldesloer Verwaltungschefs hatte bei den Hölk-Mietern die Sorge ausgelöst, dass sie auf der Straße sitzen, sollte der Rückbau umgesetzt werden. Denn wenn es so kommt, müssten sie in jedem Fall umziehen, voraussichtlich für Jahre, bis das neue Quartier fertig ist. „Durch die Aussagen des Bürgermeisters, ein Abriss sei im Gespräch, bin ich auf die Probleme aufmerksam geworden“, sagt Jens Wieck. Von Defekten der Heizungsanlagen habe er aus der Zeitung erfahren.

Wieck ist auf baulich Mängel in Wohnungen gestoßen

Erst vor zwei Jahren hatten die Hochhäuser für Schlagzeilen gesorgt, weil Mieter Dutzender Wohnungen über Wochen nicht heizen konnten. Auch warmes Wasser gab es nicht – und das im Winter. Gemessen an den damaligen Zuständen habe sich die Situation verbessert. Dennoch berichten einige Mieter über zeitweise unbeheizte Räume.

Doch das ist längst nicht alles. Jens Wieck hat bei seinen Besuchen vergangene Woche Brandschutzmängel dokumentiert. Mehrere Brandschutztüren funktionierten nicht richtig, sechs schließen nicht von allein. Der Mechanismus soll im Ernstfall ein Ausbreiten eines Feuers verhindern. „Eine weitere Tür lässt sich nur mit einem hohen Kraftaufwand öffnen, weil sie am Boden schleift“, sagt Wieck.

Außerdem ist er auf bauliche Mängel in Wohnungen gestoßen. Weil nach einem Rohrbruch Mitarbeiter der beauftragten Firma nach Angaben von Bewohnern nicht in die betroffene Wohnung kommen konnten, seien sie unverrichteter Dinge wieder abgezogen. „Da war doch Gefahr in Verzug, die Wohnung hätte aufgebrochen werden müssen“, sagt Wieck. Jedenfalls bemängeln mehrer Mieter Schimmel in ihren Wohnungen – eine mögliche Folge des Wasserschadens.

Termine seitens der Mieter seien nicht eingehalten worden

Jekaterina Tupica klagt hingegen über ein Loch in ihrer Wohnung, durch das sie in die Nachbarwohnung schauen könne. Im Herbst 2019 öffneten Arbeiter nach einem Rohrbruch unter der Spüle die Wand, haben sie anschließend aber nicht wieder verschlossen. Laut der Adler Wohnen GmbH habe die beauftragte Firma massive Probleme gehabt, Zugang zu allen betroffenen Wohnungen zu bekommen. Demnach seien Termine seitens der Mieter nicht eingehalten worden oder hätten gar nicht erst vereinbart werden können. Inzwischen stünden die Arbeiten aber kurz vor dem Abschluss.

Der Darstellung, ein Rohrbruch sei eine ganze Woche lang nicht behoben worden, widerspricht das Unternehmen. Sprecher Rolf-Dieter Grass: „Wir haben mittlerweile einen gut funktionierenden Notdienst, der zu jeder Tag- und Nachtzeit ins Objekt kommt, wenn nötig.“

Bei Frost sechs Wochen ohne Heizung und warmes Wasser

Dass sich die Kommunikation mit der Hausverwaltung verbessert hat, bestätigt Mieter Gerd J. (Name geändert), der seinen Namen, wie andere auch, aber nicht in der Zeitung lesen will. Weil niemand eine Kündigung riskieren wolle. „Es ist nicht mehr so schlimm wie früher“, sagt der Oldesloer, der im Hölk 2 ein Apartment mit seinen beiden Kindern bewohnt. Trotzdem sei die Gesamtsituation noch immer „unter aller Sau“. Erst kürzlich sei die Heizung wieder mal für zwei Wochen ausgefallen.

Die Probleme mit der Heizung seien auch ein Erbe der früheren Hausverwaltung, die sich angeblich allzu lange nicht um notwendige Instandhaltungsmaßnahmen gekümmert habe. So musste Gerd J. eigenen Angaben zufolge bereits vor zwei Jahren sechs Wochen lang bei frostigen Außentemperaturen in einer kalten Wohnung leben. Die von der Verwaltung gekauften Elektro-Heizlüfter hätten kaum geholfen. Sobald sich eine Möglichkeit ergibt, will er wegziehen. Sorgen über einen möglichen Abriss macht er sich nicht: „Das betrifft mich dann hoffentlich nicht mehr.“

Auch der Brandschutz soll verbessert werden

Bei seinen Nachbarn ist das anders. Aus finanziellen Gründen sind viele von ihnen auf die verhältnismäßig günstigen Wohnungen angewiesen. „Die Menschen haben Angst“, sagt Lokalpolitiker Wieck, der mit vielen Anwohnern gesprochen hat. Alle Mieter müssten bei einem Abriss raus. Ein kurzfristiger Rück- und Neubau ist laut Eigentümer nicht geplant. Zumindest vorerst.

Seit der Übernahme der Gebäude hat die Adler Wohnen GmbH eigenen Angaben zufolge 1,25 Millionen Euro investiert. „Wir sind weiter offen für Gespräche“, so Rolf-Dieter Grass: „Da wir die Wohnsituation verbessern wollen, planen wir für dieses Jahr noch einige Sanierungsmaßnahmen.“ Sie umfassen neben einer Renovierung der Etagenflure, eine moderne Klingelanlage, die Herstellung eines zusätzlichen Fluchtweges, neue Fahrradstellplätze, sowie Arbeiten im Außenbereich.

Auch der Brandschutz soll verbessert werden. Einige Türen seien bereits ausgetauscht oder nachjustiert worden. Überdies gab es in beiden Objekten Brandverhütungsschauen. Deshalb sieht sich das Unternehmen im Interesse der Mieter „auf einem sehr guten Weg“.