Bad Oldesloe. Für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine ist die Fahrzeughalle des Rettungszentrums der Kreisstadt freigeräumt worden.
Trennwände werden errichtet, Feldbetten zusammengesteckt, Kissen und Decken herangeschafft: Innerhalb weniger Stunden verwandelte sich die Fahrzeughalle des Katastrophenschutzzentrums an der Turmstraße in Bad Oldesloe in eine temporäre Flüchtlingsunterkunft mit 80 bis 90 Plätzen in 24 Waben. „Hier sollen die Stormarn zugewiesenen Menschen aus der Ukraine eine weitere sichere Anlaufstelle finden, bevor sie dann auf die Städte und Gemeinden verteilt werden“, sagt Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter für Sicherheit und Gefahrenabwehr der Kreisverwaltung.
Zuvor hatten Angehörige der in den Katastrophenschutzeinheiten eingebundenen Hilfsorganisationen, zu denen der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), der Malteser Hilfsdienst und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) gehören, bereits eine erste Noteinkunft in der Sporthalle der Berufsschule Ahrensburg errichtet, mit 184 Plätzen in 46 Waben.
Rönnerhof in Braak ist Quarantäne-Station
Von den prognostizierten 14.000 ukrainischen Flüchtlingen, die das Land Schleswig-Holstein aufnehmen soll, werden rund 1200 Stormarn zugewiesen. Stand Donnerstag, 12 Uhr, hatten bereits 391 den Kreis erreicht. Für 121 von ihnen war die Sporthalle in Ahrensburg eine erste Zwischenstation, bevor sie am Freitag auf die aufnahmefähigen Kommunen verteilt werden sollen.
Das leerstehende Alten- und Pflegeheim „Rönnerhof“ in Braak ist als Quarantäne-Station mit 60 Plätzen eingerichtet worden. Dort sind aktuell zwölf Flüchtlinge untergebracht, fünf mit dem Coronavirus Infizierte und sieben Kontaktpersonen. Die Freiwilligen Feuerwehren aus Braak und Stapelfeld hatten den Kreis Stormarn bei der Herrichtung des Rönnerhofs unterstützt.
Anfang der Woche gab es 450 freie Plätze
Anfang der Woche registrierte die Kreisverwaltung im gesamten Kreisgebiet 450 freie Plätze, private Unterkünfte nicht eingerechnet. Die meisten Plätze stellen die Städte Ahrensburg, Reinbek sowie Bad Oldesloe. „Noch ist die Unterbringungssituation in den einzelnen Kommunen sehr dynamisch“, sagt Landrat Henning Görtz. Alle zwei bis drei Tage würden die Städte und Gemeinden zwar aktuelle Zahlen liefern. Trotzdem bleibe die Lage bislang recht „unübersichtlich.“ Nicht zuletzt deshalb, weil schwer abzuschätzen sei, wie viele Kriegsflüchtlinge überhaupt kommen werden – und wie lange sie bleiben.
Ab diesem Wochenende sollen die „Erstaufnahme“-Kapazitäten im Kreis vollständig stehen. In jedem der mit Trennwänden abgeteilten Privatbereiche können dann Familien, Frauen mit Kindern oder Einzelpersonen unterkommen. Allerdings nur übergangsweise. „Geplant ist, dass die Flüchtlinge innerhalb von ein bis zwei Tagen auf die Unterkünfte in den Kommunen weiterverteilt werden“, erklärt Rehberg.
Caterer soll drei Mahlzeiten pro Tag liefern
In der Fahrzeughalle des Katastrophenschutzzentrums herrscht derweil geschäftiges Treiben. Vor einem der hinteren Tore wurden erste Toiletten- und Duschcontainer aufgestellt. Auch ein Caterer ist bereits beauftragt worden, der drei Mahlzeiten pro Tag liefern soll.
Die meisten Fahrzeuge der Katastrophenschutzeinheiten werden nach ihrer Rückkehr in die Zentrale vorübergehend auf dem Außengelände geparkt um Platz zu schaffen. Landrat Görtz spricht von einem Provisorium, von dem niemand so recht wüsste, wie lange es benötigt werde. „Wichtig war uns als Kreis, für die Schaffung von den Erstunterkünften auf unsere eigenen Liegenschaften zurückgreifen und nicht auf die der Kommunen. „Die benötigen alle ihre Unterkünfte schließlich selbst“, so Görtz.
Das Land stellt 38 Millionen Euro bereit
Auch finanziell hat der Aufbau der benötigten Infrastruktur erhebliche Auswirkungen. Abschätzen lassen sich die Kosten indes noch nicht. „Wir gehen davon aus, dass wir alles oder zumindest einen großen Teil vom Land erstattet bekommen“, sagt Görtz. In jedem Fall müsse der Kreis aber in Vorleistung gehen. Daher seien überplanmäßige Ausgaben notwendig.
Unterdessen hat das Kabinett in Kiel gerade verkündet, das Land werde aus dem laufenden Haushalt kurzfristig Finanzmittel in Höhe von rund 38 Millionen Euro mobilisieren, die bisher für andere Zwecke vorgesehen waren. Von dem Geld seien bereits Wohncontainer im Wert von rund fünf Millionen Euro bestellt worden. Zudem hat das Land den Kommunen am Donnerstag mehrere Landesliegenschaften für die Unterbringung Geflüchteter angeboten, allerdings keine im Kreis Stormarn.