Lütjensee. Wechsel des Ingenieurbüros erforderte Neuausschreibung des Millionenprojekts. Jetzt gibt es sieben statt fünf Bauabschnitte.
Während der starken Gewittergüsse in den vergangenen Wochen waren die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Lütjensee wieder einmal stark gefordert. Sowohl die Bahnhofstraße im Ortsteil Dwerkaten als auch die Hamburger Straße im Ortskern standen teilweise dermaßen unter Wasser, dass sie temporär gesperrt werden mussten. Umso sehnlicher wünschen sich viele Anwohner der Hauptverkehrsader, dass deren grundlegende Sanierung nun bald in Angriff genommen wird.
Ende des dritten Quartals soll es losgehen
„Ich traue mich das eigentlich schon nicht mehr zu sagen, hoffe aber inständig, dass die Auftragsvergabe im August erfolgen kann und die vorbereitenden Maßnahmen noch Ende dieses Quartals beginnen“, sagt Bürgermeisterin Ulrike Stentzler (CDU). Eigentlich war schon eine entsprechende Bürgerinformation verfasst worden. Doch dann ergaben sich neue Schwierigkeiten und daraus resultierende Verzögerungen.
„Deshalb hatten wir uns kurzfristig entschieden, das Infoblatt doch nicht zu verteilen. Wir wollen nicht immer wieder Erwartungen schüren, die dann womöglich wieder nicht eingelöst werden können“, begründet Stentzler die Zurückhaltung.
Ausbau der B 404 durchkreuzte Planungen
Seit Jahren ist die dringende Baumaßnahme immer wieder verschoben worden. Im Vorjahr hatte der deutlich verzögerte dreispurige Ausbau der Bundesstraße 404 zwischen den Anschlussstellen Lütjensee/Schönberg und Lütjensee/Grönwohld, für den die Hamburger Straße als Ausweichstrecke gebraucht wurde, erneut alle Planungen über den Haufen geworfen.
Als es dann in diesem Sommer endlich losgehen sollte, war es zu Dissonanzen mit dem beauftragten Ingenieurbüro gekommen, weshalb die Zusammenarbeit schließlich beendet wurde. Eine komplette Neuausschreibung des Projekts war notwendig geworden, die für einen weiteren monatelangen Zeitverzug sorgte.
Einige Grundstücke nicht mit dem Auto erreichbar
Das nun beauftragte Planungsbüro hat in den vergangenen Wochen ein neues Ausführungskonzept entwickelt. Danach soll die Sanierung der 1,2 Kilometer langen Ortsdurchfahrt zwischen Dornredder und Trittauer Straße nun nicht mehr wie ursprünglich vorgesehen in zwei großen und drei kleineren Teilstücken erfolgen, sondern in insgesamt sieben Bauabschnitten.
„Wir haben es hier mit einem äußerst komplexen Projekt zu tun“, sagt Ulrike Stentzler. Schließlich gehe es ja nicht nur darum, der in den 1950er-Jahren als Panzerstraße gebauten Trasse eine neue Deckschicht zu verpassen.
Wasserleitung sollen auch ersetzt werden
In Abstimmung mit dem Zweckverband Obere Bille sollen zudem sämtliche Trink- und Abwasserleitungen gecheckt und gegebenenfalls ersetzt werden. „Nicht zuletzt wollen wir auf der gesamten Länge den Rad- und Fußweg erneuern und verbreitern“, so Stentzler.
Das Vorhaben stellt die kleine Gemeinde vor erhebliche logistische Herausforderungen. Insbesondere deshalb, weil viele Grundstücke nur über die Hamburger Straße erreichbar sind. Das erweist sich vor allem für den ersten Bauabschnitt zwischen Dornredder und Am Heinholz als Handicap, weil dort keine innerörtliche Umleitung möglich ist.
Halbseitige Sperrung mit Ampel ist nicht möglich
„Leider kommt wegen Sicherheitsrichtlinien für Straßenbauarbeiten auch keine halbseitige Sperrung mit Lichtsignalanlage in Betracht“, sagt Stentzler. Deshalb sei eine Vollsperrung für die notwendigen Arbeiten an diesem Teilstück unvermeidlich. Das bedeutet, dass betroffene Anwohner ihre Grundstücke zeitweise wohl nicht mit dem Auto anfahren können.
Für die übrigen Bauabschnitte bis zur Königsberger Straße wird es zwar ebenfalls zu Vollsperrungen der Hamburger Straße kommen. Dort sind aber Umleitungsstrecken für den Anliegerverkehr vorgesehen, sodass die Erreichbarkeit einzelner Grundstücke weniger stark beeinträchtigt ist.
Transitverkehr wird weiträumig umgeleitet
Als Teilabschnitt der Landesstraße 92 hat die Ortsdurchfahrt Lütjensee auch zentrale Bedeutung für den überregionalen Verkehr. Im Zuge der Umleitung für die Bauarbeiten an der B 404 hatten sich täglich neben rund 10.000 Autos auch Hunderte Lastkraftwagen durch den Ort gewälzt. Dadurch wurde die ohnehin marode Hamburger Straße zusätzlich in Mitleidenschaft gezogen.
„Für die Sanierung der Ortsdurchfahrt wird der Transitverkehr weiträumig umgeleitet“, sagt Ulrike Stentzler. Mit Blick auf den Leistungsumfang aller Einzelmaßnahmen geht die Bürgermeisterin davon aus, dass die Bauarbeiten mindestens zwölf Monate dauern werden. Deshalb sei mit der Fertigstellung der Hamburger Straße frühestens Ende kommenden Jahres zu rechnen.