Lütjensee. Weitere sechs Monate Verzögerung. Grund: verspätete Freigabe der B 404. Ausschreibung für Wassertrasse unter Hamburger Straße gestoppt.

Nun ist es also amtlich: Die dringend notwendige Sanierung der Hamburger Straße in Lütjensee wird sich mindestens um ein weiteres halbes Jahr verzögern. „Durch die verspätete Freigabe der Bundesstraße 404 und die daraus erwachsene Umleitung durch unsere Gemeinde hätten wir jetzt erst anfangen können. Die Mehrheit der Gemeindevertretung wollte aber keine Winterbaustelle“, so Bürgermeisterin Ulrike Stentzler (CDU). Deshalb werde die Erneuerung der Ortsdurchfahrt, für die rund zwei Jahre veranschlagt sind, frühestens im Frühjahr kommenden Jahres beginnen können.

Eineinhalb Kilometer Strecke müssen erneuert werden

Das drängende Thema sei laut Stentzler in der Gemeindeverwaltung jeden Tag präsent, die nötigen Finanzmittel stünden längst zur Verfügung. Weil sich der Zeitrahmen aber immer weiter nach hinten verschoben habe, sei nun auch die Ausschreibung für die neuen Wasserleitungen unter der Hamburger Straße gestoppt worden. „Wir wollen die kommenden Monate jetzt intensiv nutzen, um die Sanierung dann im Frühling endlich angehen zu können“, so Ulrike Stentzler.

Das ganze Projekt gestaltet sich per se äußerst schwierig. Nicht nur, dass die Ortsdurchfahrt Mitte der 1950er-Jahre als Panzerstraße mit Betondecke gebaut wurde, und deren Substanz durch die permanente Nutzung als Umleitungsstrecke stark angegriffen ist. Bis Anfang Mai hatten sich täglich neben rund 10.000 Autos auch Hunderte Lastkraftwagen durch den Ort gewälzt. Nun sind rund 1,5 Kilometer komplett zu erneuern, weshalb der Ausbau in zwei großen und drei kleineren Teilstücken erfolgen soll. Der Zweckverband Obere Bille will den Neubau dazu nutzen, um sämtliche Trink- und Abwasserleitungen zu ersetzen. Zudem soll der Rad- und Fußweg auf der gesamten Länge erneuert und verbreitert werden.

Viele Grundstücke sind nur über Hauptstraße erreichbar

Das Vorhaben stellt die kleine Gemeinde auch deshalb vor immense Herausforderungen, weil die Hamburger Straße Teil der Landesstraße 92 ist und der überregionale Verkehr umgeleitet werden muss. Logistisch kaum weniger kompliziert dürfte sich die Umleitung des lokalen Verkehrs gestalten, weil viele Grundstücke nur über die Hauptstraße erreichbar sind.

Wie bereits mehrfach berichtet, sollte die Sanierung bereits Anfang dieses Jahres beginnen. Doch dann hatte sich der dreispurige Ausbau der B 404 zwischen den Anschlussstellen Lütjensee/Schönberg und Lütjensee/Grönwohld wegen gravierender Mängel an der Brücke über die Gemeindestraße Zum Moor um mehr als vier Monate verzögert. Statt, wie ursprünglich geplant, am 22. Dezember 2019, konnte er erst Ende April dieses Jahres wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Nächste B 404-Umleitung führt nicht durch Lütjensee

Heinz Kroll wohnt direkt an der Hamburger Straße.
Heinz Kroll wohnt direkt an der Hamburger Straße. © Lutz Kastendieck

Unterdessen kursierten im Ort schon neue Befürchtungen, der Neubau der Hamburger Straße könne noch deutlich später erfolgen als im Frühjahr kommenden Jahres. „Sollte nicht schon bald der vierte und letzte dreispurige Ausbau der B 404 zwischen dem Autobahnkreuz Bargteheide und der Anschlussstelle Todendorf/Sprenge beginnen? Wie zu hören war, würde dazu erneut die Ortsdurchfahrt Lütjensee als Umleitungsstrecke gebraucht“, so Heinz Kroll, der direkter Anlieger ist.

Das allerdings hat der zuständige Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) auf Anfrage unserer Redaktion dementiert. Ob die L 92 durch Lütjensee als Umleitungsstrecke für den Ausbau der B 404 gebraucht wird, stehe derzeit noch nicht fest. „Eine mögliche, abschnittsweise Umleitung würde in Lütjensee, sofern erforderlich, dann nur von der B 404 bis zum Abzweig Oetjendorfer Weg führen und nicht durch die gesamte Ortsdurchfahrt“, so Dagmar Barkmann.

Landesstraße 90 muss Umleitungsverkehr aufnehmen

Ansonsten erfolgten die Planungen für beide Projekte aber gänzlich unabhängig voneinander. Zumal sich der Baubeginn für besagten vierten Bauabschnitt der Bundesstraße 404 ohnehin um ein Jahr verzögern und frühestens 2022 beginnen werde. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe.

Zum einen ist das entsprechende Planfeststellungsverfahren noch immer nicht abgeschlossen ist. Zum anderen muss 2021 erst einmal die Landesstraße 90 saniert werden, weil sie einen Teil des Umleitungsverkehrs aufnehmen soll. Außerdem sind vorgezogene Artenschutzmaßnahmen umzusetzen. Um weitere Verzögerungen beim Start der Baumaßnahme zu vermeiden, hat der LBV vorsorglich die Umsiedlung von Haselmauspopulationen beantragt“, erklärt Barkmann.

Anschlussstelle und Rastplatz werden zurückgebaut

Im Zuge des finalen dreispurigen Ausbaus der B 404 werden die Anschlussstelle Todendorf/Sprenge sowie der Rastplatz Mannhagen verschwinden. Der Rastplatz Wolfsbrook-Ost soll unterdessen erhalten bleiben. Ob es angesichts der erweiterten Artenschutzmaßnahmen beim ursprünglichen Kostenansatz von 9,1 Millionen Euro bleiben wird, ist ungewiss. „Diese Summe wurde im Jahr 2010 ermittelt. Im Zuge der Ausschreibung wird die Kostenberechnung aktualisiert“, sagt Dagmar Barkmann.

Wenn die Baumaßnahme dann tatsächlich umgesetzt ist, werden rund 15 des insgesamt 19 Kilometer langen Teilstücks der B 404 auf Stormarner Gebiet zwischen den Autobahnen 1/21 und 24 dreispurig ausgebaut sein.