Reinbek. Politik setzt Bauleitplanverfahren bald in Gang. AWSH will drei Millionen Euro investieren für neuen Recyclinghof in Reinbek.
Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) kann schon mal damit beginnen, Geld zurückzulegen für den Bau eines Recyclinghofs in Reinbek. Den jetzigen Standort im Stadtteil Schönningstedt wird das Entsorgungsunternehmen aufgeben. Dort, an der Glinder Straße, schlagen Anwohner seit Jahren Alarm angesichts der Verkehrssituation, vor allem wegen der Lärmbelästigung. Die Politik ebnet nun den Weg, damit die Menschen wieder einen ruhigen Alltag haben. Sie wird am 2. November im Bau- und Planungsausschuss den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan im Haidland fassen zwecks Umzug.
Damit kommt das Bauleitplanverfahren richtig in Gang. „Eine Verlagerung ist dringend notwendig. Wenn alles gut geht, könnte man in zwei Jahren Baurecht haben“, sagt Bürgermeister Björn Warmer. Das auserwählte Areal ist nur wenige Hundert Meter entfernt von der aktuellen Sammelstelle und befindet sich nördlich der Sachsenwaldstraße. Die AWSH benötigt mindestens 7000 Quadratmeter. Sie muss das Ackerland von einem privaten Eigentümer kaufen.
Anwohner der Glinder Straße haben Angst um ihre Kinder
Die Verwaltung hat angrenzend an das Gewerbegebiet zwei Flächen skizziert, von denen die Entscheidungsträger eine aussuchen sollen. Jene Richtung Neuschönningstedt liegt im Wasserschutzgebiet. Es wird wohl auf die südliche Variante hinauslaufen. Darauf drängt die SPD. Sie hat für die Gremiumssitzung einen Antrag gestellt, die Standortalternative Nummer zwei umzusetzen. „Das halte ich für korrekt. Es wäre eine Katastrophe, die Abfallstation in ein Wasserschutzgebiet zu setzen“, sagt auch der FDP-Fraktionsvorsitzende Bernd Uwe Rasch. Sein Pendant von den Christdemokraten, Patrick Ziebke, möchte den Umzug möglichst schnell verwirklicht sehen. Er sagt: „Die aktuelle Situation ist nicht zielführend.“
Grundstückseigentümer an der Glinder Straße klagen seit Langem über blockierte Einfahrten durch AWSH-Kunden, Autoschlangen und Abgase. Und sie haben Angst um ihre Kinder, weil sich nicht jeder an Tempo 30 hält. Radfahrer berichten, sie würden regelmäßig angehupt. Durch die von Lastwagen ausgehenden Erschütterungen haben sich in Häusern von Anwohnern Setzrisse in den Wänden gebildet. „Es ist eine Zumutung für die dort lebenden Menschen. Wir können uns keine weitere Verzögerung mehr leisten, sind den Bürgern gegenüber verpflichtet, jetzt die nötigen Schritte einzuleiten“, sagt der SPD-Vorsitzende Gerd Prüfer.
2013 scheiterte ein Umzug nach Glinde in den Biedenkamp
Die Entscheidungsträger beschäftigen sich immer wieder mit dem Thema. An der Abfallwirtschaft Südholstein liegt es nicht, dass die Anwohner nach wie vor frustriert sind. 2015 hatte sich das Unternehmen mit Sitz in Elmenhorst um ein Grundstück nahe der Carl-Zeiss-Straße bemüht, das wollten die meisten Politiker aber nicht. Im November 2019 prüfte die Verwaltung zwei weitere Vorschläge: einen beim Kalksandsteinwerk in Neuschönningstedt und den anderen zwischen Büchsenschinken und dem Munitionslager in den Oher Tannen. Beide Projekte waren nicht umsetzbar.
Die AWSH hat die Fläche an der Glinder Straße von der Stadt gemietet und stets betont, im Fall eines Umzugs das Areal auch kaufen zu können. 2013 wäre sie beinahe von Reinbek nach Glinde in den Biedenkamp gezogen. Bodenuntersuchungen ergaben jedoch, dass das Grundstück wegen mangelnder Tragfähigkeit nicht geeignet war. Der nötige Bodenaustausch bis in eineinhalb Meter Tiefe wäre zu teuer geworden.
Unternehmen will drei Millionen Euro investieren
Im Sommer 2020 sprach sich die Reinbeker Politik dann für eine Verlagerung an den Standort Haidland aus. Der Beschluss war eingebettet in ein Gesamtkonzept für den Stadtteil Schönningstedt mit umfangreicher Bürgerbeteiligung. Die gab es aber bislang wegen der Corona-Pandemie nicht. „Jetzt wollen wir die Workshops schnell vorantreiben“, sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel. Schwerpunkte neben der Zukunft des Recyclinghofs sind eine Erweiterung des Gewerbegebiets und die Verlagerung der Ortsfeuerwehr.
Das kommunale Entsorgungsunternehmen betreibt 13 Recyclinghöfe in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg, jener in Reinbek ist mit rund 100.000 Kunden im Jahr der am stärksten frequentierte. Zugleich entleert die AWSH 365.500 Abfallbehälter und ist für 225.000 Haushalte zuständig. Für das Vorhaben in Stormarns zweitgrößter Stadt will der Betrieb viel Geld in die Hand nehmen. „Wir planen mit einem Investitionsvolumen von rund drei Millionen Euro“, sagt Unternehmenssprecher Olaf Stötefalke.
Bau- und Planungsausschuss Reinbek, Dienstag, 2. November, 19.30 Uhr, Sachsenwald-Forum, Hamburger Straße 4 bis 8.