Reinbek. Die Leerung der Mülltonnen verspätet sich weiterhin. Mehrere Bürgermeister aus Stormarn bitten den Entsorger zum Krisengespräch.

Die Verzögerungen bei der Müllabfuhr nehmen weiter zu. Inzwischen werden die Bio- und Restabfalltonnen in Stormarn mit durchschnittlich fünf bis sechs Werktagen Verspätung geleert. Das sagte Dennis Kissel bei einem Gipfeltreffen im Reinbeker Rathaus. Der Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) musste dort gleich vier Bürgermeistern Rede und Antwort zu den seit Wochen andauernden Problemen bei der Müllabfuhr stehen.

Björn Warmer (Reinbek), Rainhard Zug (Glinde), Thomas Schreitmüller (Barsbüttel) und Dirk Petersen (Wentorf) verlangten umfassende Informationen – und waren nach dem Treffen sichtlich bedrückt. „Als Bürgermeister ist man es nicht gewohnt, seinen Bürgern nicht helfen zu können“, sagt Warmer. Die Verwaltungschefs werden täglich in E-Mails, Telefonaten und bei persönlichen Gesprächen von ihren Bürgern zum Müll-Chaos befragt. „Jede Unterhaltung endet zurzeit bei der Biotonne – selbst wenn es mit Trump und der Weltpolitik anfängt“, sagt Warmer. „Wir sind für die Menschen ein Ansprechpartner, konnten wegen fehlender Informationen bisher aber keine Antworten geben.“ Aus diesem Grund kritisierten die vier Bürgermeister bereits vor zwei Wochen in einer gemeinsamen Erklärung die AWSH stark. Es fehle eine „klare und transparente Lösungsstrategie für dieses dringende Problem“, hieß es in dem Schreiben. Die Verwaltungschefs beklagten zudem, dass der Entsorger die Kunden nicht ausreichend informiere, und verlangten tagesaktuelle Abfuhrpläne. Zumindest bei Letzterem hat der Entsorger inzwischen nachgebessert. Auf der Internetseite www.awsh.de sowie über die AWSH-App können sich die Kunden nun über die aktualisierten Abfuhrtermine informieren.

AWSH holte in vergangenen Wochen externe Unterstützung

Trotzdem spricht Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller nach dem Gipfeltreffen von einer „völlig unbefriedigenden Situation“ und einem „Gefühl der Ohnmacht“. Der Grund: Trotz diverser Maßnahmen der Abfallwirtschaft Südholstein baut sich der Rückstau bei der Müllabfuhr laut Geschäftsführer Dennis Kissel weiter auf. Das erste Zwischenziel, die Lage zumindest zu stabilisieren, ist bisher noch nicht erreicht worden. Das eigentlich mit der Müllabfuhr beauftragte Subunternehmen Grabau Entsorgung GmbH ist weiterhin wegen Fahrermangels nur mit täglich 18 bis 19 eigenen Fahrzeugen in Stormarn und dem benachbarten Herzogtum Lauenburg unterwegs. Um die Aufgaben vertragsgemäß erfüllen zu können, wären laut Kissel 25 bis 27 Müllwagen nötig.

Deshalb hat die AWSH in den vergangenen Wochen externe Unterstützung dazugeholt. Die WERT GmbH aus Hamburg ist täglich mit drei Fahrzeugen und eigenem Personal unterwegs. „Wir haben die Wagen bis Ende August fest geblockt, könnten sie bei Bedarf auch noch länger einsetzen“, sagt Kissel. Die AWSH hilft mit eigenem Personal und Leiharbeitern auf drei bis vier weiteren Wagen aus. Unterstützung gibt es zudem aus Ostholstein, Lübeck und von der Firma Damm aus Grambek – allerdings nur unregelmäßig. „Wir nehmen alles, was wir bekommen können“, sagt Dennis Kissel. „Aber die Entsorgungsunternehmen müssen erst mal ihre eigentlichen Aufgaben erledigen.“ Zudem könnten die Aushilfskräfte nur etwa die Hälfte der normalen Leistung bei der Müllabfuhr erbringen, weil sie die örtlichen Gegebenheiten nicht so gut kennen.

Info-Schreiben in Aushängekästen geplant

Wie lange es noch dauern wird, bis der reguläre Abfuhrplan in Stormarn wieder gilt, dazu will Kissel keine Prognose abgeben. „Die nächsten zwei bis drei Monate werden uns die Probleme aber noch begleiten“, sagt er. Eine Zeitangabe, die Bürgermeister Thomas Schreitmüller eigener Aussage nach nur schwer akzeptieren kann. „Mir ist wichtig, dass weiterhin ernsthaft an einer Lösungsfindung gearbeitet wird“, sagt er. Die Situation sei unbefriedigend, auch weil er selbst keine Lösung für das Problem parat habe.

Die Bürgermeister wollen aber daran arbeiten, dass auch Einwohner, die nicht im Internet unterwegs sind, aktueller über die neuen Abfuhrtermine informiert werden. „Wir denken über Info-Schreiben in den Aushängekästen nach“, sagt Schreitmüller. Das Problem dabei ist laut Kissel, dass die Tourenpläne der Müllabfuhr zurzeit sehr kurzfristig erstellt werden.