Föhr. Mobilitätswende, Mittelbrücke in Wyk und ein neues Hotel. Was die Insel für die Zukunft plant. Das Bestehende soll hinterfragt werden.

In den kommenden Jahren wird sich auf der Nordseeinsel Föhr jede Menge tun. Wyks Bürgermeister Hans-Ulrich „Uli“ Hess möchte gemeinsam mit seinen Kollegen der anderen Inselgemeinden mit modernen Ansätzen die beliebte Ferieninsel noch attraktiver machen, für Einheimische und Touristen gleichermaßen. Ein nachhaltiges und modernes Verkehrskonzept steht dabei im Mittelpunkt.

Wenn drei große Fähren in den Sommerferien gleichzeitig ankommen und Urlauber auf die Insel spucken, kommt Föhr verkehrstechnisch schon mal an die Kapazitätsgrenzen. Dann stauen sich die vielen Autos. „Wir diskutieren seit eineinhalb Jahren ein innovatives Mobilitätskonzept für die ganze Insel“, sagt Hess. Die zentrale Frage dabei ist: „Muss eigentlich jedes Fahrzeug überhaupt auf die Insel? Der eine oder andere Urlauber kann sein Auto doch auf dem Parkplatz in Dagebüll abstellen.“

Thema Nachhaltigkeit spielt auf Föhr eine große Rolle

In Dagebüll am Hafen, von wo aus die Fähren der Reederei W.D.R nach Föhr fahren, stehen derzeit 2700 Parkplätze für die Urlauber kostenpflichtig bereit. In dem „Verkehrs- und Mobilitätskonzept 2021“ des Wasser- und Verkehrskontors aus Neumünster schlagen die beauftragten Ingenieure vor, die Tarifpolitik der W.D.R.-Reederei umzustrukturieren, das könnte konkret bedeuten, die Fährfahrt für Fahrzeuge in Zukunft zu erhöhen und gleichzeitig das Parken auf dem Inselparkplatz günstiger zu machen, damit möglichst viele Urlauber ihr Auto auf dem Festland stehen lassen. „Wir sind in enger Kooperation mit der W.D.R.“, so Hess.

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Das Thema Nachhaltigkeit spielt auf Föhr eine große Rolle. Hess: „Wir müssen den Verkehr anders strukturieren.“ Die Mobilitätswende diene einerseits dem Klimaschutz, andererseits soll aber vor allem die Lebensqualität gesteigert werden und Föhr fit gemacht werden für die Zukunft.

Weniger Autoverkehr zugunsten von Radfahrern

Das beauftragte Ingenieurbüro empfiehlt eine Verkehrswende mit einem leistungsfähigen Öffentlichen Personennahverkehr, Elektromobilität und viel weniger Autos als bislang zugunsten des Fuß- und Radverkehrs. Eine Gästebefragung der Föhr Tourismus GmbH hat ergeben, dass bereits jetzt die meisten Gäste den Hauptteil ihrer Wege auf der Insel mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurücklegen.

So soll die neue Mittelbrücke in Wyk auf Föhr einmal aussehen. Sie wird zwei Ebenen haben und im Zickzack verlaufen.
So soll die neue Mittelbrücke in Wyk auf Föhr einmal aussehen. Sie wird zwei Ebenen haben und im Zickzack verlaufen. © b&o Ingenieure / Ramboll | b&o Ingenieure / Ramboll

Der eigene Pkw wurde am dritthäufigsten genannt. „Denkbar ist ein nachfrageorientierter ÖPNV“, so Hess. Zum Beispiel ein Sammeltaxi-Ruf. Neben einem öffentlichen Carsharing ist für die Insel Föhr zudem ein Carsharing innerhalb der Tourismusbranche durch Hotels und Vermieterinnen und Vermieter von Ferienunterkünften denkbar.

Konzept ist langfristig angelegt

Priorität aber habe derzeit der Ausbau des Radverkehrs auf der Insel. „Das Radverkehrsnetz sollte als Erstes verhandelt werden, wir könnten als Modellregion starten“, sagt Uli Hess. Wo es nötig ist, sollten Radwege saniert werden, möglich sei eine Schnellradwegverbindung von Wyk nach Utersum, weitere Fahrradstraßen, eine Ladeinfrastruktur für Elektroräder und eine Beschilderung von touristisch markanten Punkten für Fahrradfahrer. Finanziert sollen die Maßnahmen möglichst durch Fördergelder, „damit der Eigenanteil überschaubar bleibt“, so Hess.

Alles noch Zukunftsmusik? Nicht ganz. Anfang Juni tagt der Föhrausschuss, „und dann legen wir los. Das Konzept ist langfristig angelegt. Wir schieben das nicht wieder in irgendwelche Schubladen“, so Bürgermeister Uli Hess.

Weitere Attraktion: die neue Mittelbrücke in Wyk

Bereits beschlossen ist der Neubau der Mittelbrücke in Wyk. Als Vorbild für den 4,9 Millionen Euro teuren Neubau dient dabei die Seebrücke in Timmendorfer Strand an der Ostsee. Im Herbst soll die 37 Jahre alte sanierungsbedürftige Brücke abgerissen werden. An ihre Stelle kommt als alter und neuer zentraler Anziehungspunkt eine neue Seebrücke.

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 Statt gerade hinaus wird die neue 189 Meter lange Mittelbrücke im Zickzackkurs verlaufen und zwei Ebenen haben. „Das ist eine echte Attraktion für die Besucher und nicht einfach nur ein Steg, der ins Wasser führt“, sagt Uli Hess. Auf einer atriumartigen Plattform sollen später Events stattfinden können. Die Brücke wird viele Sitzmöglichkeiten und Badeeinstiege haben.

Neues Hotel

 Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) soll am Strand eine Station bekommen, außerdem ist eine Spiellandschaft vorgesehen. Statt der bisherigen Holzkonstruktion soll die Brücke aus haltbarem feuerverzinkten Stahl gebaut werden. Die alten Pfähle der jetzigen Mittelbrücke sollen am Südstrand zwischen den Wassersportzentren „Schapers“ und „Pietschis“ für die Sanierung der dortigen Südstrandbrücke verwendet werden. Baubeginn für die neue Mittelbrücke in Wyk soll im Januar sein, die Fertigstellung ist für Juni kommenden Jahres geplant.

Neben dem alten Föhrer Wellenbad mit Sauna, dem Aquaföhr, das abgerissen wird, wird ein neues Hotel gebaut werden. „Fördergelder für ein neues Schwimmbad gibt es nur in Verbindung mit einem Hotel nebenan“, so Uli Hess. Geplant ist, in den Jahren 2022 bis 2024 neu zu bauen. Mit dem Hotelbau auf dem früheren Grundstück des jetzigen Aquaföhr werde frühestens 2025 begonnen. Gespräche mit einem potenziellen Hotelinvestor laufen, sagt Hess.

Alles Bestehende müsse hinterfragt werden

Ähnlich wie beim StrandGut Resort in St. Peter-Ording soll das Hotel mit dem neuen Aquaföhr über einen sogenannten Bademantelgang miteinander verbunden werden, sodass Hotelgäste bequem den dortigen Wellnessbereich in Anspruch nehmen können. „Wir haben auf der Insel eine ganzjährige Nachfrage und brauchen neben Ferienwohnungen weitere Hotelbetten“, so Hess.

Alles Bestehende müsse hinterfragt und dem Zeitgeist angepasst werden. „Stillstand bedeutet Rückschritt. Vieles ist in die Jahre gekommen. Wir wollen kein zweites Sylt werden, aber wir können nicht immer nur bewahren, sondern müssen die Insel auch für die kommende Generation weiterentwickeln.“