Hamburg. 5000 Beschäftigte, davon 700 in Hamburg, sind verunsichert. Es bahnt sich ein Kampf zwischen Finanzinvestor und US-Konzern an. Was Evotec sagt.

Der Angriff kam überraschend: Das angesehene Hamburger Biotechnologieunternehmen Evotec, eine der Keimzellen des norddeutschen Life-Science-Clusters, ist über Nacht Gegenstand ausländischer Übernahmepläne geworden und kann sich dagegen nicht wehren.

Am frühen Freitagmorgen informierte das Unternehmen die Börse in einer Ad-hoc-Mitteilung über eine Kaufofferte durch das US-amerikanische Unternehmen Halozyme Therapeutics Inc. Dabei handelt es sich um einen Biotech-Konzern aus San Diego, der vor allem mit einer neuen Methode zur Verabreichung von Medikamenten groß geworden ist.

Hamburger Forschungsfirma Evotec droht eine Übernahmeschlacht

Halozyme bietet 11 Euro pro Evotec-Aktie in bar – ein Angebot, das einer Unternehmensbewertung von rund zwei Milliarden Euro entspricht. Es beinhaltet einen ordentlichen Zuschlag, denn die Evotec-Aktie war zum Börsenschluss am Donnerstag mit 9,70 Euro aus dem Handel gegangen.

Ungewöhnlich an dem Vorgehen ist aber, dass es den Evotec-Vorstand kalt erwischte: Wie aus der Börsenmitteilung hervorgeht, hat es nämlich keinerlei Kontaktaufnahme seitens Halozyme mit dem Vorstand in Hamburg gegeben, bevor das kalifornische Unternehmen mit seinem Übernahmeangebot vorpreschte. Das bestätigte ein Evotec-Sprecher dem Abendblatt.

Finanzinvestor Triton kauft in Eile Evotec-Aktien

Der Hamburger Biotechnologiekonzern, der zum einen mit Aufträgen zur Wirkstoffforschung aus der Pharmabranche sein Geld verdient, zum anderen zwei Labore zur Herstellung von Antikörpern aufgebaut hat, hat nach Angaben seines Sprechers eigentlich geplant, eigenständig zu bleiben. So heißt es in der Ad-hoc-Mitteilung: „Die Gesellschaft wird diese Interessenbekundung sorgfältig analysieren, über weitere Schritte entscheiden und den Kapitalmarkt entsprechend den rechtlichen Anforderungen weiter informieren.“ 

Finanzexperten sprechen von bevorstehender Übernahmeschlacht

Doch nun hat sich die Welt komplett gedreht, denn Halozyme ist nicht der einzige Spieler auf dem Parkett. Binnen drei Wochen ist der internationale Finanzinvestor Triton zum größten Einzelaktionär der Hamburger aufgestiegen. Das Unternehmen hatte Anteile erworben und Evotec zunächst das Überschreiten der Meldeschwelle von fünf Prozent mitgeteilt. Dann stockte der Investor weiter auf 9,1 Prozent auf. Am Donnerstag informierte Triton die US-Börsenaufsicht darüber, nun 9,99 Prozent der Anteile zu besitzen.

Damit hat Triton das dänische Unternehmen Novo A/S, das 8,6 Prozent an Evotec hält, als größten Einzelaktionär abgelöst. Finanzexperten sprechen bereits von einer bevorstehenden Übernahmeschlacht, die um die Forschungsfirma mit Hauptsitz in Langenhorn entbrennt.

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Der drohende Übernahmekampf trifft das Unternehmen, das 5000 Mitarbeiter beschäftigt, davon mehr als 700 in Hamburg, in einer schwierigen Zeit. Evotec ist aufgrund mehrerer Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit verwundbar. Anfang des Jahres musste der langjährige Vorstandschef Werner Lanthaler gehen, weil ihm Verstöße gegen Unternehmensrichtlinien vorgeworfen worden waren. Konkret ging es um den Verdacht des Insiderhandels.

Dann traf ein Hackerangriff das Unternehmen schwer. Zuletzt ließ auch die Geschäftsentwicklung zu wünschen übrig. Die Neunmonatszahlen verzeichneten einen Rückgang bei Umsatz und Gewinn. Das alles hat natürlich auch die Aktie beeinflusst. Kostete sie noch vor drei Jahren mehr als 40 Euro, hatte sie im August dieses Jahres einen Tiefpunkt bei unter 6 Euro.

Das Übernahmeangebot hat den Handel beflügelt. Am Freitag legte die Aktie um fast fünf Prozent auf mehr als 10 Euro zu.