Hamburg. In diesem Jahr wurden bislang deutlich weniger E-Autos in den Verkehr gebracht als vor einem Jahr. Die Zahlen im Detail, was Experten sagen.
Das Kraftfahrtbundesamt (KBA) in Flensburg hat jetzt die erweiterten Statistiken zu den Kfz-Zulassungszahlen im Oktober dieses Jahres veröffentlicht. Darin sind unter anderem die Neuzulassungen nach Antriebsarten und Bundesländern angegeben, sodass sich einige Rückschlüsse auf die aktuelle Entwicklung der bevorzugten Motorisierungen in Hamburg ziehen lassen.
Von bundesweit insgesamt 231.992 Pkw, die im Oktober neu zugelassen wurden, entfielen 6785 auf Hamburg. Von diesen waren 1779 reine Benziner, 1111 Autos mit Dieselmotor, 2961 Hybride (davon 550 als Plug-in-Modell extern aufladbar) und 921 reine Elektroautos. Nur ein Nischendasein führen Autos mit LPG-Flüssiggasantrieb (10), Erdgasfahrzeuge wurden überhaupt keine mehr neu zugelassen, auch bundesweit nicht.
Kfz-Neuzulassungen in Hamburg: im Oktober nur 921 E-Autos
Vergleicht man die Quoten der reinen Elektroautos in Hamburg mit denen im Bund, fällt auf, dass in der Hansestadt im Oktober nur 13,6 Prozent aller Neuwagen Elektroautos waren und 8,1 Prozent Plug-in-Hybride. Im bundesweiten Durchschnitt liegt der Anteil der Elektroautos bei 15,3 Prozent und der per Kabel aufladbaren Hybride bei 8,3 Prozent.
Auch bei den addierten Zahlen für die Monate Januar bis Oktober gibt es eine Diskrepanz zwischen Hamburg und dem Bund. Bundesweit 2.348.066 Pkw stehen bei dieser Betrachtung 76.495 Hamburger Neuzulassungen gegenüber. Hier liegt der Anteil der reinen Elektroautos innerhalb der Neuzulassungen bei 10,5 Prozent gegenüber 13,3 Prozent im Bund. Bei den Plug-in-Hybriden sind es 5,4 Prozent in Hamburg zu 6,5 Prozent im Bund.
E-Autos in Hamburg: Wegfall der Umweltprämie deutlich spürbar
Vor einem Jahr, als es noch eine Förderung von maximal 6750 Euro zumindest für reine Elektroautos gab, aber noch nicht so viele verschiedene verfügbare Modelle am Markt waren, betrug die Quote der neu zugelassenen E-Autos in Hamburg im selben Vergleichszeitraum (Januar bis Oktober) 13,8 Prozent gegenüber 18 Prozent im Bund. Bei den Plug-in-Hybriden waren es 3,9 in Hamburg zu 5,9 Prozent im Bund.
Interessant ist auch ein Blick auf die absoluten Zahlen: Von Januar bis Oktober 2023 wurden in Hamburg 11.232 Elektroautos und 3204 Plug-in-Hybride neu zugelassen. Ein Jahr später sind es nur noch 7995 E-Autos, aber bereits 4167 Plug-in-Hybride. Das Minus bei den Elektroautos – ein Rückgang um 28,8 Prozent – fällt in der Hansestadt dabei deutlich größer aus als die Schwäche im Automarkt allgemein (Rückgang Neuzulassungen bundesweit 0,4 Prozent, in Hamburg 6,3 Prozent).
Kritik aus dem Autohandel: Ladeinfrastruktur in der Stadt mangelhaft
Zu den Gründen befragt, äußert sich ein Hamburger Autohändler, der namentlich nicht zitiert werden möchte, wie folgt: „Dass statt Verbrenner jetzt massenhaft Elektroautos gekauft werden, ist schlicht eine Illusion. Der Wegfall der Umweltprämie war ein Desaster, und immer wieder hören wir, dass Leasingkunden beim nächsten Autotausch wieder auf Benziner oder Diesel umsteigen möchten oder zumindest auf einen Hybrid.“ Gerade im Stadtgebiet sei die Ladeinfrastruktur mangelhaft. Wer nicht zu Hause an der Wallbox oder beim Arbeitgeber laden könne, zahle viel zu hohe Strompreise und kriege noch ein Knöllchen, wenn er an der Ladesäule die erlaubte Standzeit überschreitet.
Auch einer Studie der Marktforscher von Dataforce zufolge, über die das Fachblatt „kfz-Betrieb“ berichtet, sind Elektroautos weiterhin von starker Zurückhaltung betroffen. Allerdings sehen die Analysten die Ursache nicht allein bei einer schwächelnden Nachfrage, sondern auch in den schlechten Angeboten der Hersteller begründet. Diese hätten aufgrund von bereits beschlossenen Verschärfungen der europaweit gültigen CO₂-Ziele für ihre Flottenverkäufe erst ab dem Jahreswechsel wieder Interesse an wirksamen Verkaufsförderungen. Es gebe zwar schon jetzt viele Rabattaktionen und Preissenkungen, die seien aber mehrheitlich an eine Auslieferung im nächsten Jahr gebunden.
Kfz-Neuzulassungen: Kommt 2025 der Durchbruch bei Elektroautos?
Ein derartiges Verhalten auf der Angebotsseite schlägt offenbar vor allem auf den Privatmarkt durch. Hier registriere man derzeit Rückgänge bei den Neuzulassungen von Elektroautos um knapp die Hälfte, während die Firmenzulassungen ein Plus von 76 Prozent zeigten. Die gestiegene Attraktivität der Plug-in-Hybride erklärt Dataforce ebenfalls damit, dass diese sich CO₂-reduzierend in den Flottenmix-Bilanzen auswirkten. Nach Vorgaben der EU sinkt der Schwellenwert für die CO₂-Flottenziele der Autohersteller von derzeit 116 g/km ab 2025 auf nur noch 93,6 g/km. Laut Dataforce lagen im September lediglich zwei Hersteller unter diesem neuen Schwellenwert. Besonders weit darüber befinden sich VW und Ford.
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Unlängst hatte eine Modellierung von Transport & Environment (T&E), Europas Dachverband für sauberen Verkehr und Energie, indes ergeben, dass die meisten Autohersteller ihre CO₂-Flottenziele im nächsten Jahr dann doch erreichen würden, da der Verkauf von E-Autos schnell ansteigen werde und bis dahin sieben neue vollelektrische Modelle für unter 25.000 Euro auf den Markt kämen. Gerechnet wird von T&E dabei im Jahresmittel 2025 mit einem Marktanteil der E-Autos von 20 bis 24 Prozent. Ein Wert, von dem man in Deutschland, und hier speziell in Hamburg, derzeit noch sehr weit entfernt ist.