Wien. Drohen der Autoindustrie 2025 hohe Strafzahlungen wegen der schleppenden E-Auto-Verkäufe? Um das zu verhindern, fordert der VW-Aufsichtsratschef von der EU jetzt ein Aufweichen der CO2-Ziele.

VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hat die EU zur Lockerung der bisherigen CO2-Flottenziele für die Autobauer aufgefordert. „Wir wissen heute, dass die Nachfrage nach Elektroautos in Europa weit hinter den Erwartungen zurückbleibt”, sagte Pötsch, der auch Vorstandsvorsitzender der Porsche Automobil Holding ist, laut Redemanuskript auf den „Wiener Elektrotagen”. „Die Elektromobilität wird sich durchsetzen, aber es wird mehr Zeit brauchen. Deshalb müssen die CO2-Ziele für 2025, 2030 und 2035 adjustiert und an die Realität angepasst werden.”

Hintergrund ist der Stufenplan der EU zur Senkung des CO2-Ausstoßes von Neuwagen. Die Flottenziele der einzelnen Hersteller, die im Durchschnitt aller Neuwagen erreicht werden sollen, sinken 2025 um 15 Prozent. Erreichen lässt sich das nach Einschätzung der Branche nur mit mehr Elektroautos, die den Durchschnitt drücken. Wird das Ziel verfehlt, drohen hohe Strafzahlungen.

Pötsch: Brauchen „Klarheit und Verlässlichkeit”

„Die Politik hat der Industrie Vorgaben gemacht, ohne dass die notwendige Infrastruktur vorhanden gewesen wäre und ohne darüber nachzudenken, ob die Kundinnen und Kunden da mitmachen”, kritisierte Pötsch. Damit sich die E-Mobilität durchsetzen könne, brauche es mehr öffentliche Unterstützung. Stattdessen würden die Menschen durch Debatten über Elektro und Verbrenner verunsichert. „Wir brauchen in Europa aber Klarheit und Verlässlichkeit.”

Wegen des schleppenden Hochlaufs der E-Mobilität forderten bereits mehrere Hersteller, die Ziele aufzuweichen oder zumindest zeitlich zu strecken. BMW-Chef Oliver Zipse hatte bereits im Frühjahr eine Änderung verlangt, auch VW-Vorstandschef Oliver Blume fordert „angemessene CO2-Ziele”. Mit Blick auf das strengere CO2-Flottenziel 2025 räumte Blume Anfang August ein: „Da gibt es noch eine Lücke zu schließen.” Strafzahlungen, die beim Verfehlen des Ziels fällig werden, wolle er auf jeden Fall vermeiden. „Jeder Euro, der für Strafen bezahlt wird, ist ein schlecht investierter Euro.”

© dpa-infocom, dpa:240912-930-230922/1