Britische Kult-Marke mit Technik aus China: Was kann der vollelektrische MG ZS EV – und wo liegen seine Schwächen?

Preisfrage: Wie viele Batterien hat ein Elektroauto? Die Antwort kennt man spätestens, wenn der ADAC als Abgesandter des Werks-Pannendienstes Starthilfe an der 12-Volt-Batterie geben musste, um auch den großen Akku wieder anzuwerfen. Verursacht war das Malheur beim getesteten MG ZS EV durch einen Software-Hänger im Radio, das zuerst nicht mehr auf Senderwechsel reagierte und dann beim mehrtägigen Parken im Hintergrund die Starterbatterie leersaugte. Stöbert man dazu im Internet, wird klar: Sowas kommt hin und wieder mal vor, nicht nur bei Autos mit MG-Emblem.

Ein Markenname mit Tradition, die Technik kommt aus Fernost

MG? Sind das nicht diese kultigen Briten, die uns dereinst mit rassigen Klassikern wie dem MGB Roadster oder dem MGB GT beglückten? Nicht wirklich. Zwar wurden die legendären Markenrechte vom heutigen Nutzer ganz offiziell erworben, das war es dann aber schon mit der Historie. Tatsächlich kommt das, was heute mit MG-Logo fährt, aus China.

Wer sich mit Elektroautos auskennt, weiß, dass dies kein Nachteil ist. Viele Firmen dort haben inzwischen interessante Modelle am Start. Manches davon rollt nun nach Europa, und da kann eine halbwegs eingeführte Marke durchaus helfen.

Der MG ZS EV ist ein von SAIC, dem China-Partner von VW gebautes Elektroauto und seit 2021 in Deutschland erhältlich. Schon im Modelljahr 2022 wurde es deutlich verbessert, erkennbar ist die neue Version an der nun geschlossenen Front ohne schwarzen Kühlergrill. Das SUV entspricht im Design dem Zeitgeist, bietet auf 4,32 Metern Länge angenehm viel Platz und hat inzwischen auch ein ordentliches Infotainment-System mit Apple Carplay und Android Auto an Bord.

Damit lassen sich nicht nur Radio, Navi und Klimaanlage einstellen, sondern auch die Assistenzsysteme. Der automatische Spurhalter wirkt allerdings auch nach dem Facelift noch recht energisch, wenn er eingreift, wir haben ihn deshalb unterwegs deaktiviert. Gut ist, dass wichtige Funktionen auch über analoge Schalter redundant gesteuert werden können.

Bis zu 175 km/h schnell, ist der MG ZS EV sehr angenehm zu fahren, nur das Klappergeräusch im Dachhimmel sollte nicht sein. Leise, kräftig im Antritt und überraschend komfortabel gefedert geht es durch die Stadt und über Land. Die Stärke der Rekuperation beim One-Pedal-Drive lässt sich in drei Stufen einstellen, richtig bremsen muss man nur im Notfall.

Der große 70-kW-Akku verspricht eine Normreichweite von bis zu 440 Kilometern, wer unterwegs auflädt und es eilig hat, sollte dafür lieber einen schnellen DC-Lader nutzen, dann gehen bis zu 92 kW durch. An „normalen“ AC-Säulen und Wallboxen ist bei 11 kW Lade-Schluss.

AUTOGRAMM:

Fahrverhalten +++-
Komfortabel, leise und bei
Bedarf durchaus spurtstark

Leistung +++-
E-Antrieb: 115 kW/156 PS, Akku: 69,9 kW, 280 Nm, Vmax: 175 km/h, 0–100 km/h: 8,4 s

Verbrauch +++-
Normmix (WLTP): 17,8 kWh/
100 km, real: 15 bis 27 kWh

Preis +++-
Basispreis: 30.420 (50,3 kW),
Testwagen: 39.990 Euro