Hamburg. Firmengruppe nimmt Abschied vom weit über die Grenzen der Stadt bekannten Unternehmer. Wie es bei den Autohäusern nun weitergeht.
Er war eine große Persönlichkeit im Hamburger Autohandel, nun ist er im Alter von 87 Jahren gestorben: Kurt Kröger, geschäftsführender Gesellschafter der Dello-Gruppe. Über seinen Tod informierte das Unternehmen am Montagmorgen die Medien.
Kröger, der bereits in der vergangenen Woche starb, hatte seit 1987 an der Spitze der Dello-Gruppe gestanden. „Unter seiner Führung wuchs das Unternehmen von 16 Autohäusern mit einem Umsatz von 125 Millionen Euro zu einer Unternehmensgruppe mit 60 Standorten, 1650 Mitarbeitern und einem Umsatz von 850 Millionen Euro“, heißt es in der Mitteilung. Dello sei in dieser Zeit „zu einem der führenden Akteure im Automobilhandel Norddeutschlands“ geworden.
Dello-Gruppe: Bei Nachfolge von Kurt Kröger ist „alles geregelt“
Angesichts seines fortgeschrittenen Alters hatte Kröger vorgesorgt und die operative Führung der Dello-Gruppe schon vor mehreren Jahren weitgehend in die Hände von drei Geschäftsführern gelegt. Björn Heilmann (Autohaus Hansa Nord), Christian Cuypers und Björn Böttcher (Dello/Dürkop) hätten seitdem „gemeinsam mit Kröger die Weichen für die Zukunft“ gestellt, hieß es. Insofern sei auch jetzt „alles geregelt“.
Als Kröger vor 37 Jahren die Leitung von Dello übernommen hatte, konnte das Autohaus bereits auf eine lange Historie zurückblicken. 1898 als kleines Geschäft für Lotterielose und Fahrräder von August Praesent gegründet, wurde die Ernst Dello GmbH & Co. KG schon 1903 erster Generalvertreter der Marke Opel für den Hamburger Raum. Elf Jahre später war das 1000. Kraftfahrzeug verkauft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die Gründerfamilie ihr am Boden liegendes Autogeschäft wieder aufbauen, in den 1950er- und 1960er-Wirtschaftswunderjahren folgte dann ein erster starker Aufschwung. Mit dem Umzug ans Nedderfeld wurde 1966 der Grundstein zur dortigen Automeile gelegt.
1987 holte der Gründer-Enkel Kurt Kröger in die Dello-Geschäftsführung
1987 holte Gründer-Enkel Hans Ravenborg dann Kurt Kröger an Bord. Der hatte 1954 bei Borgward in Bremen begonnen und war nach Stationen bei Opel Burr und der Gottfried-Schultz-Gruppe schließlich erfahren genug, um die Leitung der Dello-Gruppe zu übernehmen. Ravenborg, auch Gründer der Leasinggesellschaft ALD, konnte sich bei Dello aus der Geschäftsführung zurückziehen, blieb aber als Gesellschafter und Beiratsvorsitzender dem Unternehmen verbunden.
Das weitere Wachstum, das auch die Hinzunahme vieler neuer Automarken von Alfa bis MG zur Folge hatte, wollte Kurt Kröger immer so gestalten, dass sich die Firmengruppe dabei nicht übernimmt. „Es ist nicht entscheidend, wie viele Autohäuser eine Gruppe hat und auch nicht erforderlich, an jeder Ecke seine Fahne zu hissen“, hatte er betont. Wichtig sei es vielmehr, ein Unternehmen „nachhaltig zu entwickeln, bestmöglich unabhängig von äußeren Einflüssen zu machen und profitabel zu sein“. Nur dann könne es ein guter Arbeitgeber und ein verlässlicher Partner sein. Diese Philosophie habe das Unternehmensbild von Dello bis heute geprägt, heißt es im firmeneigenen Nachruf.
Dello-Gruppe: Anteilnahme nach Tod von Kurt Kröger ist groß
Die Anteilnahme der Branche nach dem Tod Krögers ist groß, ebenso wird nun dessen Lebensleistung gewürdigt. Mit farblich auf die Krawatte abgestimmtem Einstecktuch in der Brusttasche des Sakkos habe er oft seinem Gegenüber eindringlich die jeweilige Situation oder den Vollzug einer Maßnahme erklärt, schreibt zum Beispiel das gut vernetzte Branchenblatt „kfz-betrieb“. Gelenkt habe er die Geschicke bei Dello dabei „mit hanseatischer Korrektheit und Verbindlichkeit in den Gesprächen, aber auch Zurückhaltung nach außen, bis alle Punkte vereinbart und die Unterschriften geleistet waren“.
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Um mit der Zeit zu gehen, beschränkt sich die Dello-Gruppe heute übrigens nicht mehr nur auf den Verkauf und die Reparatur von Autos. Die Autohäuser bieten zu den Fahrzeugen inzwischen auch Photovoltaik-Anlagen der Powernovo GmbH an, die ebenfalls zur Firmengruppe gehört. Um die Elektromobilität voranzutreiben, wird Kunden somit ein Komplettservice angeboten, inklusive Stromspeicher und Wallbox für das E-Auto. Hauptsitz von Powernovo ist Hamburg, weitere Niederlassungen befinden sich in Reinbek, Neumünster und Berlin.