Hamburg. Hamburger Sparkasse prescht mit geringeren Konditionen vor. Andere Banken in der Stadt zögern nach EZB-Zinssenkung noch. Die besten Sparangebote.

Nach der jüngsten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) müssen sich Hamburgs Sparer auf niedrigere Zinsen einstellen. Doch noch zögern die meisten Filialbanken in Hamburg Zinssenkungsschritte hinaus, wie eine exklusive Umfrage des Abendblatts zeigt. Bis auf ein Geldinstitut: Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hat bereits viele Tage vor der letzten Zinssenkung der EZB ihre Konditionen für das Festgeld massiv gesenkt.

Die EZB hatte in der vergangenen Woche den Einlagenzins, zu dem Banken überschüssiges Geld anlegen können, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent gesenkt. Doch bei der Haspa fallen die Senkungen noch viel stärker aus. Verglichen mit dem August 2024 wurde der Zins für eine einjährige Anlage von 1,60 Prozent auf 1,20 Prozent abgesenkt, also gleich um 0,40 Prozentpunkte und das in nur einem einzigen Zinsschritt, wie die Haspa auf Nachfrage bestätigte.

Haspa senkte Zinsen bereits im Vorfeld der EZB-Entscheidung

„Die aktuellen Konditionen gelten bereits seit dem 2. Oktober“, sagt ein Haspa-Sprecher. Die jüngste Zinssenkung der EZB war am 17. Oktober. „Die Konditionen richten sich nach den Zinsentwicklungen an den Geld- und Kapitalmärkten. Dementsprechend beobachten wir auch die Auswirkungen der jüngsten und bevorstehenden Zinssenkungen durch die EZB“, so der Haspa-Sprecher. Stand heute seien bei der Haspa keine weiteren Zinsanpassungen beschlossen.

Angesichts der ohnehin – im Vergleich mit anderen Filialbanken in Hamburg – sehr niedrigen Zinsen dürfte das jetzt wohl auch kaum noch erforderlich sein. Noch drastischer fiel die Zinssenkung der Haspa bei einem Anlagezeitraum von zwei Jahren aus: Von 2,10 Prozent ging es um einen halben Prozentpunkt abwärts auf 1,60 Prozent. Damit liegen die Konditionen auch deutlich unter dem Niveau der Sparkassen. Sie verzinsen zweijähriges Festgeld im Schnitt mit 1,80 Prozent, ermittelte das Vergleichsportal Verivox. Bei einer Anlagedauer von fünf Jahren senkte die Haspa den Zinssatz von 2,40 auf 2,10 Prozent.

Haspa: Sehr niedrige Verzinsung im Vergleich mit den Wettbewerbern

Noch im Sommer 2023 war die Haspa den umgekehrten Weg gegangen, hatte einen überraschend großen Schritt bei den Zinserhöhungen gemacht. Bei einem Anlagezeitraum von zwei Jahren ging es von 1,50 Prozent auf 2,20 Prozent nach oben. In einem angespannten Wettbewerbsumfeld musste sich die größte deutsche Sparkasse damals gegen Konkurrenten absetzen. Inzwischen hat sie offenbar ausreichend Kundengelder eingesammelt.

Denn die Zinsen für Festgelder der Haspa sind jetzt sehr niedrig im Vergleich mit den anderen untersuchten Filialbanken in der Stadt. Bei einem Anlagezeitraum von einem Jahr und zwei Jahren hat die Sparkasse mit Zinsen von 1,20 Prozent und 1,60 Prozent die niedrigsten Konditionen im Vergleich. Bei drei Jahren liegt die Verzinsung mit 1,80 Prozent nur geringfügig höher als bei der Commerzbank mit 1,70 Prozent.

Deutsche Bank hat doppelt so hohe Zinsen wie Haspa

Selbst die Deutsche Bank – nicht unbedingt für hohe Sparzinsen bekannt – bietet bei einem Festgeld von einem Jahr mit 2,40 Prozent doppelt so hohe Zinsen wie die Haspa. Allerdings müssen die Kunden bei der Deutschen Bank bei dem Produkt „FestzinsSparen“ beachten, dass sie den Sparvertrag mindestens drei Monate vor Fälligkeit kündigen müssen, wenn sie nicht wollen, dass das Geld nach Fälligkeit automatisch zu den dann geltenden Konditionen wieder angelegt wird. Doch dann werden die Zinsen wahrscheinlich niedriger sein.

Die höchsten Zinsen für einen Anlagezeitraum von einem Jahr bieten von den befragten Hamburger Banken die PSD Bank Nord und die Santander Consumer Bank mit jeweils 2,75 Prozent, gefolgt von der Sparda Bank Hamburg mit 2,65 Prozent. Damit liegen die Zinsen dieser Geldinstitute auch über dem aktuellen Durchschnittszins von 2,47 Prozent, wie ihn die FMH-Finanzberatung ermittelt hat.

Festgeldzinsen liegen häufig noch über der Inflationsrate

Die Hamburger Volksbank bietet ein Festgeld für 18 Monate mit einer Verzinsung von 2,50 Prozent an, das nur online abschließbar ist. Die Mindestanlage beträgt 2500 Euro. Bei anderen Festgeldangeboten richtet sich die Verzinsung danach, in welchem Umfang der Kunde auch andere Finanzprodukte der Bank nutzt. Damit sind die Angebote mit den Wettbewerbern nur schwer vergleichbar.

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Bei einem Anlagezeitraum von zwei Jahren kommen die besten Angebote von der Santander Consumer Bank mit 2,50 Prozent und von der Sparda Bank Hamburg mit 2,35 Prozent. Auch diese Konditionen liegen noch über dem Durchschnittszins am Markt in Höhe von 2,31 Prozent und schlagen auch die aktuelle Inflationsrate in Deutschland, die im September bei 1,6 Prozent lag. Niedriger sollte die Verzinsung nicht ausfallen, denn sonst wird die Kaufkraft des Ersparten geschmälert.

Banken wollen Zeitpunkt weiterer Zinssenkungen nicht verraten

Wer sein Geld für drei Jahre anlegen möchte, bekommt die höchsten Zinsen bei der Sparda Bank Hamburg (2,40 Prozent) und der Santander Consumer Bank (2,25 Prozent). Die spanische Bank hat in allen untersuchten Anlagezeiträumen mit die höchsten Zinsen und ist eine gute Adresse für Sparer in Hamburg: In der Stadt unterhält das Geldinstitut sieben Filialen.

Wie lange die Zinsen jetzt noch auf diesem Niveau gehalten werden, wollten die Banken auf Nachfrage nicht verraten. „Das Zinsangebot für die Sparprodukte der Deutschen Bank passen wir regelmäßig den Marktentwicklungen an“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bank. Ähnlich klingen die Antworten der anderen Geldinstitute. „Wir behalten uns vor, Konditionen flexibel an die Kundennachfrage und an geänderte Marktkonditionen anzupassen“, heißt es bei der Santander Consumer Bank.

Haspa: Sparer müssen sich beeilen, wenn sie sich hohe Zinsen noch sichern wollen

Lediglich der Vorstandsvorsitzende der PSD Bank Nord, Oliver Pöpplau macht eine konkrete Aussage: „Wir halten die Konditionen noch mindestens eine Woche.“

Sparer müssen sich also beeilen, wenn sie sich jetzt noch diese Zinsen sichern wollen. Denn die Erfahrung zeigt, jede Zinssenkung der EZB führt zu einem Rückgang der Konditionen für Sparer, auch wenn die Banken das nicht gern bekannt machen. Das hat das Vergleichsportal Verivox am Beispiel der EZB-Zinssenkung im September untersucht. „Seit dem EZB-Termin im September haben mindestens 346 Banken und Sparkassen ihre Festgeldzinsen gesenkt – das entspricht einem Anteil von 69 Prozent“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.

Trotz der gesunkenen Zinsen sind die Rahmenbedingungen für Festgeldsparer derzeit so gut wie lange nicht. „Sparer profitieren bei der Geldanlage davon, dass die Teuerungsraten wesentlich schneller und stärker gesunken sind als die Zinsen für klassische Sparanlagen wie Tages- und Festgeld. Dadurch fallen die Zinseinnahmen höher aus als der gleichzeitige Wertverlust durch die Inflation“, sagt Maier. Nur beeilen müssen sich die Sparer.