Hamburg. Die „Höegh Aurora“ hat Platz für 9100 Fahrzeuge. Interessant ist das Schiff, weil es den Weg in eine klimaneutrale Zukunft ebnen soll.
Am Dienstagmorgen begrüßte der Hafen in Hamburg ein Transportschiff, das in der Branche neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit setzt. Der Autofrachter „Höegh Aurora“ ist 200 Meter lang, hat auf 14 Decks Platz für bis zu 9100 Autos und wird vor allem wegen seines Antriebs als besonders fortschrittlich angesehen.
2024 in China gebaut, gilt das derzeit größte Autotransportschiff auf den Weltmeeren auch als das umweltverträglichste. Höegh Autoliners, Betreiber des Schiffes, hat insgesamt zwölf Frachter dieser Typklasse bestellt. Zwei – neben der „Höegh Aurora“ auch die „Höegh Borealis“ – sind bereits im Einsatz. Die übrigen zehn Schiffe sollen nach und nach bis zur ersten Hälfte des Jahres 2028 in Betrieb gehen.
Hafen Hamburg: Neue Klasse der Autofrachter nutzt viel Solarenergie
Die neuen Aurora-Klasse-Schiffe gelten als das Herzstück des auf mehr Nachhaltigkeit ausgerichteten Modernisierungsprogramms des Unternehmens. Ziel sei es, bis zum Jahr 2040, also in bereits 16 Jahren, Netto-Null-Emissionen beim klimaschädlichen CO₂ zu erreichen. Dazu wurden an Bord eine Reihe technologischer Neuerungen implementiert.
Auf dem obersten Deck sorgen zum Beispiel 1500 Quadratmeter Solarzellen dafür, dass der Strombedarf der Generatoren um bis zu 35 Prozent durch Sonnenenergie gedeckt werden kann. Die Motoren werden zudem zunächst mit Flüssiggas (LNG) versorgt, sind aber auch in der Lage, grünes Methanol oder vor allem grünes Ammoniak zu nutzen, einen Speicher für klimaneutral erzeugten Wasserstoff.
Neuer Autofrachter in Hafen Hamburg für Landstrom-Nutzung vorbereitet
Darüber hinaus ist das Schiff für den Betrieb mit emissionsfreiem Landstrom in den Häfen vorbereitet, die diesen anbieten. Hamburg gehört dabei zu den Vorreitern. Ab 2025 sollen hier alle großen Kreuzfahrt- und Containerterminals über entsprechende Anschlüsse verfügen. Das sei „einmalig in Europa und ein großer Schritt bei der Senkung der CO₂- und Schadstoff-Emissionen“, hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) unlängst betont.
Der Geschäftsführer von Höegh Autoliners, Andreas Enger, hebt die Bedeutung der Aurora-Klasse für die Branche hervor: „Diese Schiffe werden die CO₂-Emissionen pro transportiertem Fahrzeug um bis zu 58 Prozent senken.“ Bereits 2027 soll demnach das erste Schiff der Aurora-Klasse vollständig mit sauberem Ammoniak betrieben werden und nahezu alle CO₂-Emissionen vermeiden. Enger bezeichnet die Einführung deshalb selbst als „monumentalen Schritt in Richtung Netto-Null-Emissionen“.
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Die Ankunft der „Höegh Aurora“ in Hamburg wird von einem großen Event begleitet, zu dem Hunderte von Kunden und Partnern von Höegh Autoliners eingeladen sind. Die Veranstaltung soll nicht nur die Technologie ins Blickfeld rücken, sondern auch die „gemeinsame Verpflichtung zur Schaffung grüner Schifffahrtskorridore und zur Nutzung nachhaltiger Kraftstoffe“. Das Schiff sei ein Symbol für die Transformation einer Industrie, die derzeit für etwa 90 Prozent der weltweiten Handelstransporte verantwortlich ist und dabei rund drei Prozent der globalen CO₂-Emissionen verursacht.
Hafen Hamburg: Reederei setzt für Zukunft auf grünes Ammoniak
Im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in der „First Movers Coalition“ hat sich das Unternehmen verpflichtet, bis 2030 mindestens fünf Prozent seiner Hochseeoperationen mit grünem Ammoniak zu betreiben, was mindestens 100.000 Tonnen pro Jahr entspricht. Die Aurora-Klasse wird gebaut von China Merchants Heavy Industry und fährt unter norwegischer Flagge. Sie ist „wahrscheinlich unsere bisher bedeutendste Innovation“, so Leif O. Høegh, Vorstandsvorsitzender von Höegh Autoliners.