Hamburg. Der späte Ferientermin sorgt für eine Besonderheit. Wo es an der Nordsee besonders voll wird und warum die Ferienhäuser teurer werden.

Wenn am Sonnabend in Hamburg die Herbstferien beginnen, wird nicht nur der Flughafen einen großen Ansturm erleben. Es werden auch Tausende Hamburger Familien den Weg mit dem Auto nach Norden antreten und ihren Urlaub in einem Ferienhaus in Dänemark verbringen. Dabei könnte ihnen etwas spanisch vorkommen: Denn anders als sonst im Herbst dürften sie dabei auf relativ wenige Dänen treffen – und umso mehr Hamburger.

Der Hintergrund: Da die Ferien in der Hansestadt ungewöhnlich spät beginnen, fallen sie ausnahmsweise nicht in die 42. Kalenderwoche (KW), in der ganz Dänemark Schulferien hat. In dieser Woche buchen traditionell auch viele Dänen ein Ferienhaus oder nutzen ihr eigenes. Dann ist es in den Ferienorten an Ost- und Nordsee oft so voll wie in der Hauptsaison im Hochsommer.

Dänemark-Urlaub: Was in diesem Herbst für Hamburger anders ist

In diesem Jahr ist das jedoch etwas anders. Das zeigen Daten, die das Ferienhaus-Vermittlungsportal Fejo.dk in Kooperation mit dem Vermieter Sonne und Strand exklusiv für das Abendblatt ermittelt hat. So gebe es zwar allgemein für diesen Oktober rund sieben Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr. Dieses Plus verteilt sich aber sehr unterschiedlich auf die Kalenderwochen (dänische Ferienhäuser werden fast ausschließlich wochenweise vermietet).

Während die erste Oktoberwoche (KW 41) noch mit einem Plus von 27 Prozent glänzte, wurde für die aktuelle 42. Woche ein Minus von 17 Prozent verzeichnet – und das ging in erheblichem Maß auf einen fehlenden Faktor zurück: „Die Hamburger sind mit Abstand unsere wichtigste Kundengruppe, und die späten Ferien dieses Jahr haben tatsächlich Spuren hinterlassen“, sagte Fejo-Inhaber Henrik Ranch.

Buchungen aus Hamburg steigen in einer Woche um 300 Prozent

Deutlich wird das anhand der folgenden Wochen: Für Kalenderwoche 43 stieg die Zahl der Buchungen bislang um zwei Prozent und für KW 44 sogar um 70 Prozent. Schaut man nur auf Buchungen von Gästen aus Hamburg, ist die Verschiebung sogar noch kräftiger: In der ersten Oktoberwoche wurden 16 Prozent weniger Ferienhäuser von den Hansestädtern gebucht und in der berühmten KW 42 sogar 74 Prozent weniger.

Blåvand mit seinem von Dünen umgebenen Leuchtturm gehört zu den beliebtesten Zielen von Dänemark-Touristen.
Blåvand mit seinem von Dünen umgebenen Leuchtturm gehört zu den beliebtesten Zielen von Dänemark-Touristen. © Andreas Dey/Hamburger Abendblatt | Andreas Dey (FMG)

Dafür dreht sich das danach um: Für KW 43 haben Fejo und Sonne und Strand ein Plus von 44 Prozent bei Buchungen aus Hamburg ermittelt, für KW 44 sogar einen Anstieg um 316 Prozent – was an der niedrigen Ausgangsbasis des Vorjahres liegt. Denn normalerweise reisen auch die wetterfesten Norddeutschen Ende Oktober/Anfang November eher selten nach Dänemark, es sei denn, die Ferientermine zwingen sie dazu.

Hamburg hat den größten Einfluss auf Buchungen in Dänemark

Dann liegt das nördliche Nachbarland bei den Hamburgern aber im Trend: Im Vergleich zum Oktober 2023 gebe es für diesen Herbst zwei Prozent mehr Buchungen aus der Hansestadt. „Kein anderes Bundesland hat eine solche Einwirkung auf dem Markt“, sagt Henrik Ranch. Obwohl es in diesem Jahr viele Last-minute-Angebote für die 42. Woche gab, sei der Leerstand größer als in „normalen“ Jahren. „Das konnten nicht mal die dänischen Ferienhausbucher auffangen“, so Ranch. Komplett ausgebucht seien nur die Objekte mit Pool gewesen. „Davon gibt es in den Ferien immer zu wenig.“

Betrachtet man nur die Fejo-Kunden, war der Zuwachs aus der Hansestadt sogar noch größer. „2623 Hamburger haben bei uns ein Ferienhaus für die Kalenderwochen 43 und/oder 44 gebucht“, teilte Ranch mit – ein Plus von gut 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Unternehmen vermittelt mehr als 30.000 Häuser großer und kleiner Anbieter und ist damit nach eigenen Angaben sowohl für Urlauber aus der Hansestadt und als auch aus Deutschland insgesamt „das größte Portal für Ferienhäuser in Dänemark“.

Dänisches Ferienhaus kostet im Herbst im Schnitt 915 Euro

Und wie haben sich die Preise entwickelt? Im Schnitt koste ein Ferienhaus in diesem Herbst 915 Euro pro Woche, während es im vergangenen Jahr noch 842 Euro waren, so Ranch. Der Anstieg um gut 8,6 Prozent sei einerseits inflationsbedingt, gehe andererseits aber auch darauf zurück, dass die Ferienhäuser immer besser würden. Die Zeit der einfachen Holzhütten in den Dünen ist in der Tat schon lange vorbei. Heute bieten auch dänische Ferienhäuser neben dem gemütlichen Bollerofen in der Regel alle Annehmlichkeiten wie Spülmaschine, WLAN und eine energiesparende Wärmepumpe.

In Dänemark gibt es mehr als 200.000 Ferienhäuser, von denen aber nur rund 40.000 an Touristen vermietet werden.
In Dänemark gibt es mehr als 200.000 Ferienhäuser, von denen aber nur rund 40.000 an Touristen vermietet werden. © Mikkel Bigandt - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Teilweise treibe aber auch die Nachfrage die Preise nach oben, so der Fejo-Chef, der auch ein Büro in Hamburg unterhält. Seit der Vor-Corona-Zeit hätten sich die Buchungen über sein Portal verdoppelt. Er führt das unter anderem darauf zurück, dass man Dänemark weder mit den globalen Konflikten verbinde noch mit sonstigen Risiken wie Naturkatastrophen aufgrund des Klimawandels: „Urlaub bei uns ist im Trend“, so der Däne.

Herbstferien: In Blåvand sind nur noch 13 von 1900 Häusern frei

Tatsächlich ist für die Hamburger Herbstferien kaum noch etwas zu bekommen. So sind laut Fejo.dk in Blåvand, dem größten Ferienort an der Nordsee, von mehr als 1900 Ferienhäusern in der ersten Ferienwoche gerade noch 13 frei. Das Angebot reicht vom schnuckeligen 45-Quadratmeter-Reetdachhaus für 238 Euro bis zum renovierten Bauernhof mit 16 Schlafzimmern, sieben Bädern und eigenem Fußballplatz für 2866 Euro.

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Insgesamt sind in Westjütland, also von Blåvand im Süden über Henne Strand und Hvide Sande bis hinauf nach Vejlby Klit, vom 19. bis 26. Oktober noch 421 Objekte frei. Das klingt zunächst viel, aber bei insgesamt mehr als 11.700 Ferienhäusern, die allein Fejo in der Region vermittelt, bedeutet das eine Leerstandsquote von gerade einmal 3,6 Prozent. Es wird also voll an der Nordseeküste – was man in der Regel nur in den Orten merkt, an den endlos langen Stränden dagegen kaum.

Herbstferien: In Nord-Dänemark sind noch Ferienhäuser frei

Wer etwas mehr Ruhe sucht, muss weiterfahren: In Nordjütland mit beliebten Ferienorten wie Blokhus, Løkken und Skagen sind noch gut 400 der insgesamt mehr als 2500 Ferienhäuser frei – also immerhin knapp jedes Sechste. In der zweiten Ferienwoche ist die Lage nur unwesentlich entspannter. Dänemarkweit sind dann noch rund 3150 oder gut zehn Prozent der bei Fejo.dk angebotenen Ferienhäuser frei.

Grundsätzlich dürfte die Chance, an der Ostsee fündig zu werden, etwas größer sein. Denn die ist vor allem bei den Dänen beliebt – und die reisen größtenteils nach dem Ende ihrer Ferien an diesem Wochenende wieder ab. Dafür dürften umso mehr Hamburg anzutreffen sein.