Hamburg. US-Konzern muss Erstauslieferung des Langstreckenflugzeugs 777-X verschieben. Wann es so weit sein soll, wie Großkunde Emirates reagiert.
Der A380 feierte bei mehreren Fluglinien ein unerwartetes Comeback. Dass es dazu kam, lag auch an massiven Problemen beim Erzrivalen. Boeing will mit der 777-X ein neues, großes Langstreckenflugzeug auf den Markt bringen, mit dem die Airlines zum Teil den Riesen-Airbus ersetzen wollen. Doch immer wieder kommt es zu Verzögerungen – und nun steht die nächste fest.
„Wir haben unseren Kunden mitgeteilt, dass wir mit der ersten Auslieferung nun im Jahr 2026 rechnen“, schrieb der neue Boeing-Chef Kelly Ortberg in einer Mitteilung an die Mitarbeiter. Einst war diese für 2020 geplant. Zuletzt ging der Erstkunde Lufthansa davon aus, im nächsten Jahr den größten zweistrahligen Flieger der Welt zu erhalten.
A380 – Boeings Nachfolgerjet für den Riesen-Airbus wird noch später fertig
Herausforderungen bei der Entwicklung des Jets, massive Streiks der Arbeitnehmer und die Unterbrechung der Flugtests hätten zu dieser Entscheidung geführt, so Ortberg, der den US-Konzern seit 8. August führt. Wenige Tage später wurde festgestellt, dass beim 777-X-Programm ein Verbindungsteil zwischen den Triebwerken und den Tragflächen „nicht wie vorgesehen funktioniert habe“.
Laut dem Branchenportal „The Air Current“ bemerkte man nach einem 5,5-stündigen Flug den Ausfall eines wichtigen Strukturteils zwischen Motor und Flügel. Bei nachfolgenden Inspektionen an weiteren Testfliegern seien Risse bei dem Bauteil entdeckt worden.
Emirates-Chef Tim Clark will mit Boeing „ernste Gespräche“ führen
Für die auf die Auslieferung wartenden Airlines dürfte die erneute Verzögerung nicht überraschend gekommen sein. Entsprechende Spekulationen gab es seit Längerem. Verärgert sind sie wohl dennoch – so wie Emirates, die ebenfalls im nächsten Jahr mit dem ersten Jet dieser Art gerechnet hatten.
Man werde in den nächsten Monaten in „ernste Gespräche“ mit den Boeing-Verantwortlichen gehen, sagte Chef Tim Clark der Wirtschaftsagentur Bloomberg. „Ich sehe nicht, wie Boeing aussagekräftige Prognosen zu Lieferterminen machen kann“, sagte er angesichts der massiven Probleme des US-Flugzeugbauers.
Boeings 777-X soll es in mehreren Varianten geben
Emirates hat mehr als 200 777-X-Flieger bestellt. Das Flugzeugprogramm umfasst mehrere Varianten. Neben der 76,70 Meter langen 777-9-Langstreckenmaschine für 426 Passagiere in einer Zwei-Klassen-Kabine soll es den Flieger als Frachter sowie in der kürzeren -8- und möglicherweise der längeren -10-Version geben. Die Flügelspitzen sind klappbar, sodass die Spannweite von 64,80 Metern am Boden bis 71,80 Metern in der Luft reicht.
- Airbus-Chef verdient 70-mal mehr als ein normaler Mitarbeiter
- Airbus inside – die exklusive Video-Reihe vom Abendblatt
- Airbus: Wie die fliegende Schildkröte auf das Flugzeug kommt
Emirates verbindet mit seinen Langstreckenfliegern die Kontinente über den Heimatflughafen Dubai und ist auch größter Abnehmer des größten Passagierflugzeugs der Welt, in dessen Modernisierung man angesichts der Verzögerungen bei der 777-X viel Geld steckte. Der A380 ist mit 72,70 Meter etwas kürzer als die 777-9, verfügt aber über zwei Passagierdecks und ist breiter. Bis zu 853 Passagiere dürfen an Bord. Die meisten Airlines fliegen den vierstrahligen A380 mit um die 500 Sitzen.