Hamburg. Hamburgs Stadtteile näher betrachtet. Sieben Euro Kaltmiete? Das ist auch in Winterhude möglich. Aber es geht auch deutlich teurer.

Winterhude hat viele Gesichter. Prächtige Villen, markante Jugendstilhäuser, viele Neubauten aus den vergangenen Jahren und die Rotklinkerbauten der Jarrestadt. Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten, in Winterhude zu wohnen. Anders als in vielen anderen gefragten Stadtteilen ist das Angebot für Käufer und Mieter auch recht umfangreich. Was also kostet Wohnen in Winterhude?

In Winterhude zu wohnen kostet rund ein Drittel mehr als im Hamburger Durchschnitt, wenn man Eigentum auf der Etage erwerben möchte. Zwar sind die Quadratmeterpreise seit dem dritten Quartal 2022 auch in Winterhude um elf Prozent gefallen. Dennoch müssen laut dem Immobilienquartal ImmoScout24 im Schnitt 7127 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche für eine Eigentumswohnung bezahlt werden. Häufig liegen aber die Quadratmeterpreise in den Angeboten zwischen 8000 und 9000 Euro.

Winterhude mit einem Mix aus Alt- und Neubauten

„Winterhude ist aus städtebaulicher Sicht ein interessanter Stadtteil, weil es einen großen Mix aus Alt- und Neubauten gibt“, sagt André Wales, Vertriebsleiter für die Alster, Elbvororte und Othmarschen beim Hamburger Makler Grossmann & Berger. „Auf dem ehemaligen Raffay-Gelände entstand das Pergolenviertel mit 1700 Wohneinheiten. Solche Großprojekte sind nicht in allen Stadtteilen möglich, weil es an entsprechenden Flächen fehlt.“

Der Stadtpark mit dem Planetarium ist das Erholungszentrum von Winterhude.
Der Stadtpark mit dem Planetarium ist das Erholungszentrum von Winterhude. © HA / Mark Sandten | Ha

Das mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnete Pergolenviertel erstreckt sich auf einer Fläche von 27 Hektar von der Hebebrandstraße im Norden bis zur Alten Wöhr im Süden. Auch Genossenschaften und SAGA haben hier geförderte Mietwohnungen errichtet. Der Anteil familiengerechter Wohnungen liegt bei 65 Prozent. Die Bewohner haben den Stadtpark sozusagen direkt vor der Haustür, und U- und S-Bahn-Stationen bieten eine gute Anbindung an die Innenstadt.

Wohnungen aus dem Pergolenviertel werden wiederverkauft

Bei so einem großen Wohnungsbauprojekt steht auch immer mal wieder eine Wohnung zum Verkauf. Eine familientaugliche Vierzimmerwohnung mit 120 Quadratmeter Wohnfläche wird für 1.065.000 Euro angeboten, was einem Quadratmeterpreis von knapp 9000 Euro entspricht. Eine weitere noch größere Familienwohnung mit knapp 140 Quadratmetern wird zu einem Quadratmeterpreis von rund 9500 Euro offeriert.


Das klassische Gesicht von Winterhude: Häuser in der Parkallee.
Das klassische Gesicht von Winterhude: Häuser in der Parkallee. © imago stock&people | imago stock&people

Insgesamt ist das Angebot an Eigentumswohnungen in Winterhude groß, rund 100 Objekte gibt es auf ImmoScout24 zum Kauf. Das Angebot reicht von kleinen Wohnungen mit weniger als 50 Quadratmetern bis zu Wohnungen mit mehr als 200 Quadratmetern. Die meisten der angebotenen Wohnungen sind in einem guten Zustand, wenn man bei den Altbauten einmal von der Energieeffizienzklasse absieht, die meist schlechter als D ist. Bei einer fast 200 Quadratmeter großen Jugendstilwohnung, die nach umfassender Sanierung für knapp 2,8 Millionen Euro verkauft werden soll, wirbt der Verkäufer damit, dass er noch einmal eine neue Gasheizung eingebaut hat. Es bleibt eine große Herausforderung, diese Jugendstilhäuser alle klimaneutral zu beheizen, sofern sie nicht an die Fernwärme angeschlossen sind.

Exklusiver Neubau entsteht in der Agnesstraße

Wer dieser Problematik entgehen will, konzentriert seine Suche lieber auf einen Neubau wie auf eine Dreizimmerwohnung in der Barmbeker Straße mit gut 90 Quadratmeter Wohnfläche für 775.000 Euro.

Weitere Neubauten in Winterhude sind geplant, doch die Quadratmeterpreise erreichen dabei schnell ein fünfstelliges Niveau. Dagegen erscheint das Pergolenviertel günstig. So entsteht bis 2025 in der Agnesstraße 50, nur wenige Meter von der Alster entfernt, ein exklusiver Neubau mit sieben Eigentumswohnungen, zwei davon sind bisher verkauft. Eine Dreizimmerwohnung mit 150 Quadratmeter Wohnfläche kostet 3,7 Millionen Euro.

Stadtpark und Außenalster bieten viele Erholungsmöglichkeiten

Gerechnet auf den Quadratmeter ist ein weiterer Neubau mit fünf Eigentumswohnungen in Hinterhoflage in der Nähe des Winterhuder Marktplatzes nur halb so teuer. Eine 80 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung soll 950.000 Euro kosten.

Wohnen in Winterhude hat also seinen Preis, auch wegn der Lage. „Winterhude ist dicht an der Innenstadt, mit dem Stadtpark als Erholungszentrum auf 120 Hektar gibt es viel Grün und mit der Alster noch die Anbindung an das Wasser“, sagt Wales.

Wohnen in Winterhude hat seinen Preis.

Am begehrtesten sind Lagen, in denen Mühlenkamp und Außenalster in der Nähe liegen. Einerseits kommt Winterhude weltstädtisch daher. Zwischen den Villenvierteln an der Außenalster, dem Mühlenkamp mit seinen vielen Geschäften und Cafés und der Wohngegend am Rondeel-Teich zeigt sich der Stadtteil von seiner eleganten Seite.

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Die Jarrestadt mit ihren Klinkerbauten entstand als Arbeitersiedlung. © imago/Hoch Zwei Stock/Angerer | imago stock&people

Weiter nördlich, etwa ab oberhalb der Gleise der U3, ist es nicht mehr so elegant, aber immer noch schick und gutbürgerlich, mit vielen schönen Wohngebieten und kleinen Geschäften. Das dortige Zentrum bildet der Winterhuder Marktplatz, auf dem mittwochs und samstags der reguläre Markt stattfindet. Da es auch noch den Wochenmarkt am Goldbekufer dreimal in der Woche gibt, ist fast jeden Tag Markttag in Winterhude.

Reichlich zeitgenössische Kultur gibt es auf Kampnagel

In der Jarrestadt, wo man auch viele Mietwohnungen findet, dominieren mehrgeschossige Klinkerbauten das Straßenbild, die in der Ära von Fritz Schumacher in den 1920er-Jahren erbaut wurden. Die Jarrestadt diente zu dieser Zeit als Arbeitersiedlung.

Auch für Kultur ist gesorgt: In die alten Fabrikhallen am Osterbekkanal ist 1982 die Kulturfa­brik Kampnagel gezogen – internationale Spielstätte für zeitgenössische Kunst und Musik, die über Hamburgs Grenzen hinweg Publikum anzieht. Das Alabama ist das individuelle Programmkino auf Kampnagel.

Kleine Wohnungen in Winterhude bleiben unter 350.000 Euro

Wer sich in der Wohnfläche begrenzt, kann auch in der Preisrange bis 350.000 Euro eine Wohnung finden. Denn neben den großflächigen Einheiten gibt es auch viele kleine Wohnungen. In der Nähe vom Goldbekplatz kostet eine 46 Quadratmeter große Wohnung in einem Altbau aus dem Jahr 1910 exakt 345.000 Euro. Die günstigste Wohnung, die auf ImmoScout24 in Winterhude zu finden ist, kann man für knapp 250.000 Euro kaufen, sie hat aber auch nur 28 Quadratmeter Wohnfläche.

Lässt man die vielen Wohnungstauschangebote weg, werden etwa 30 Mietwohnungen in Winterhude angeboten. Die Durchschnittsmiete liegt laut Immoscout24 bei knapp 16 Euro pro Quadratmeter (kalt). Das sind rund 27 Prozent mehr als im Hamburger Durchschnitt. Im Unterschied zu den Immobilienpreisen sind die Mieten in Winterhude seit dem dritten Quartal 2022 um zwölf Prozent gestiegen.

Mietwohnungen in Winterhude kosten rund 16 Euro pro Quadratmeter

Eine kleine, gemütliche Dachgeschosswohnung mit knapp 50 Quadratmeter Wohnfläche gibt es bereits für eine Kaltmiete von 545 Euro. Für größere Wohnungen werden rund 16 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche fällig, etwa für eine 92 Quadratmeter große Dreizimmerwohnung aus dem Baujahr 2006 für 1472 Euro. Bei frei finanzierten Neubauten, die erst im nächsten Jahr einzugsbereit sind, wie dem Neubauprojekt in der Hebebrandstraße mit insgesamt 349 Wohneinheiten, liegt die Miete bei rund 28 Euro pro Quadratmeter.

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Eine preisliche Alternative ist die Saga, wenn man bei ihr eine Wohnung ergattern kann. Die städtische Wohnungsgesellschaft hat in Winterhude 1660 Wohnungen in ihrem Bestand. Die durchschnittliche Nettokaltmiete liegt bei 7,62 Euro je Quadratmeter. Am Wesselyring baut die Saga derzeit 46 öffentlich geförderte Wohnungen mit einer anfänglichen Nettokaltmiete von sieben Euro je Quadratmeter. Im vergangenen Jahr hat die Saga an der Sydneystraße zudem insgesamt 157 öffentlich geförderte Neubauwohnungen in ihren Bestand übernommen.