Hamburg. In dem nördlichen Hamburger Stadtteil sind Neubauwohnungen bereits billiger geworden. Die aktuellen Preise – auch für Häuser.
Der Stadtteil Fuhlsbüttel erscheint vielen – ähnlich wie Sasel – weit draußen. Dabei ist man mit der U-Bahn in knapp 20 Minuten schon am Jungfernstieg, also mitten in Hamburg. Das wachsende Interesse von Immobilieninteressenten für Fuhlsbüttel entstand zunächst aus einem Verdrängungseffekt. Weil anderswo die schon höheren Preise noch weiter stiegen, wurde das wenig beachtete Fuhlsbüttel immer interessanter.
Der Stadtteil wurde dabei schon vor Jahren entdeckt. Wenn jungen Familien Stadtteile wie Winterhude oder Eppendorf zu quirlig oder Alsterdorf zu teuer wurden, suchten sie nach Alternativen. Immerhin liegen in Fuhlsbüttel die Quadratmeterpreise noch 1000 bis 1500 Euro unter denen in Alsterdorf.
Immobilien in Fuhlsbüttel: Neubauwohnungen bereits billiger
„Wenn man mal mit dem Fahrrad durch den Stadtteil fährt, sieht man erst, was es hier für beeindruckende Ecken gibt, etwa nördlich des Erdkampsweg mit schönen Häusern, die zwischen 1910 und 1920 entstanden und vor allem im sanierten Zustand gefragte Immobilien sind“, sagt Christian Peters, Geschäftsführender Gesellschafter des Maklers Peters + Peters. Solche Immobilien kosten dann 800.000 Euro aufwärts und liegen auch nicht direkt in der Einflugschneise des Flughafens. „In Fuhlsbüttel lässt es sich als Familie gut leben“, sagt Peters.
Mit dem Fluglärm ist das so eine Sache, meint Peters. „Entweder man gewöhnt sich schnell daran, oder man ärgert sich beständig darüber.“ Doch der Stadtteil mit knapp 14.000 Einwohnern hat viel mehr zu bieten als nur einen Abflug- und Ankunftsort.
Immobilien in Fuhlsbüttel: Neue Eigentumswohnungen zum Verkauf
Es gibt in dem Stadtteil zwischen Langenhorn, Ohlsdorf, Niendorf und Groß Borstel viele schöne Häuser: Jugendstil-Villen wie ein zum Verkauf stehendes Objekt mit 300 Quadratmeter Wohnfläche oder rot geklinkerte „Kaffeemühlen“. Aber auch die Wohnungen der dunkelroten Backsteinzeilen aus der Schumacher-Ära finden sich allerorten. Die Architektur in dem Stadtteil stammt häufig aus den 1920er-Jahren. Beispiele sind Bauten wie das Etagenhaus am Bergkoppelweg oder das Gymnasium Alstertal.
Aktuell dominieren bei Immobilien Eigentumswohnungen das Angebot, Einfamilienhäuser gibt es kaum, wie dem Portal Immoscout24 zu entnehmen ist. Rund 20 Wohnungen werden in dem Stadtteil angeboten, darunter sind auch einige vermietete Objekte, man erkennt sie schon am deutlich günstigeren Quadratmeterpreis. Im Schnitt liegen die Quadratmeterpreise bei rund 4800 Euro, das sind gerade einmal 100 Euro mehr als im Hamburger Durchschnitt. Gegenüber dem zweiten Quartal 2022, dem bisherigen Höhepunkt der Immobilienpreise, haben sich die Preise um 11,3 Prozent verringert.
Erdkampsweg ist eine beliebte Einkaufsmeile im Stadtteil
Neubauwohnungen sind deutlich teurer, machen aber ein Großteil des Angebots aus. 25 jetzt bereits bezugsfertige Neubauwohnungen sind in der Hummelsbütteler Landstraße entstanden. Rund die Hälfte der Einheiten ist noch verfügbar, darunter auch Wohnungen für Familien mit mehr als 100 Quadratmeter Wohnfläche. Es gab bereits Preisreduzierungen von bis zu 15 Prozent. Die beliebte Einkaufsstraße Erdkampsweg ist gleich um die Ecke.
Sie ist lebendig, aber nicht hektisch, und beliebter Treffpunkt bei den Anwohnern. Das gut besuchte Café Luise hat gleich zwei Standorte in Fuhlsbüttel, einen davon im Erdkampsweg. „Die Straße hat sich in den letzten Jahren sehr gewandelt, es sind immer schickere Läden hinzugekommen“, sagt Peters. Beliebt für Frühstück oder Brunch ist die Bäckerei Bakery & Deli. Im Villehus gibt es ausgesuchte Spielsachen und nordische Lieblingsstücke, und ein traditionsreiches Geschäft ist die 1927 gegründete Bücherstube Fuhlsbüttel an der Ecke Hummelsbütteler Landstraße.
Wohnungen in Fuhlsbüttel: Mieten sind auch hier hoch
Wem der Erdkampsweg mit vielen Geschäften für den täglichen Bedarf nicht ausreicht, findet weitere Einkaufsmöglichkeiten im Ratsmühlendamm, Kleekamp und in der Alsterkrugchaussee. Wer mehr oder andere Dinge braucht, zum Beispiel neue Mode, hat es nach Poppenbüttel ins AEZ nicht allzu weit.
Zurück zu den neuen Wohnungen in der Hummelsbütteler Landstraße: Die Preissenkungen zeigen, dass sich die Käufer nicht um die Objekte schlagen, was vor allem an den deutlich gestiegenen Zinsen für die Finanzierung liegt. Obwohl schon um 15 Prozent günstiger, kostet eine Vierzimmerwohnung mit 113 Quadratmeter Wohnfläche weiterhin 830.000 Euro. Der Quadratmeterpreis liegt somit bei rund 7300 Euro. Kleinere Wohnungen sind gerechnet auf den Quadratmeterpreis immer noch etwas teurer. So werden für eine kleine Zweizimmerwohnung (44 Quadratmeter) im Brombeerweg 335.000 Euro verlangt.
Einfamilienhäuser werden nur wenige angeboten
Deutlich günstiger mit Quadratmeterpreisen von unter 5000 Euro sind zwei bereits komplett renovierte Dachgeschosswohnungen in einer Seitenstraße mit einem ausgeprägten Baumbestand in einem schönem Klinkerhaus aus dem Jahr 1935. Eine Dreizimmerwohnung mit 73 Quadratmeter Wohnfläche soll 349.000 Euro kosten.
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Häuser werden nur sehr wenige zum Kauf angeboten, haben aber den Vorteil, dass sie alle in einem sehr guten Zustand sind, wie ein Einfamilienhaus mit 130 Quadratmetern Wohnfläche auf einem 500 Quadratmeter großen Grundstück für 780.000 Euro. Das Haus ist saniert und auch mit einer Wärmepumpe ausgestattet. Eine renovierte Hälfte eines alten Doppelhauses mit 150 Quadratmeter Wohnfläche soll 890.000 Euro kosten.
SAGA hat hier keinen Wohnungsbestand
Renovierte Häuser haben also einen Quadratmeterpreis von rund 6000 Euro. Wer ein noch nicht saniertes Objekt kauft, muss darauf achten, dass der Quadratmeterpreis deutlich darunterliegt. „300.000 Euro für eine Komplettsanierung innen und außen sind bei den heutigen Baupreisen schnell erreicht“, sagt Peters.
Wer nicht im eigenen Garten entspannen kann, dem bietet in der Gegend der Wacholderpark reichlich Grün zum Durchatmen. Wer die Nähe des Wassers liebt, kann durch den idyllischen Alsterpark spazieren oder das Restaurant Zur Ratsmühle mit großer Terrasse aufsuchen. Dort befindet sich auch ein Bootsverleih.
Mieter haben aktuell wenige Chancen, in Fuhlsbüttel Fuß zu fassen. Im Angebot sind nur wenige Neubauwohnungen zu Kaltmieten zwischen 16 Euro und 20 Euro pro Quadratmeter. Preisgünstigere Wohnungen gibt es nur bei Genossenschaften, denn die SAGA hat in diesem Stadtteil keinen nennenswerten Wohnungsbestand, und Neubauten sind derzeit nicht geplant.