Hamburg. Hafenbehörde schickt skurriles Gerät ins reparaturanfällige Bauwerk. Und die Polizei will mit Drohne statt Hubschrauber die Elbe überwachen.

Hier starten und landen keine Flugzeuge oder Helikopter, sondern weitaus kleinere Flugobjekte. Mit dem Droneport Hamburg wurde der erste Standort für unbemannte Luftfahrt in Europa ins Leben gerufen. Erst vor wenigen Wochen wurde das Areal am Niedernfelder Ufer nahe der S-Bahnstation Veddel/Ballinstadt offiziell eröffnet. Dort testen sechs Mitarbeiter der Hafenbehörde HPA, wie unter anderem Drohnen für die Sicherheit im Hamburger Hafen eingesetzt werden können.

Dabei kommen Flug-, Schwimm- und Unterwasserdrohnen zum Einsatz. Mit Drohnen aus der Luft Straßen, Brücken und die Elbe zu kontrollieren ist eines der zahlreichen Vorhaben, mit denen sich die HPA, Hamburg Aviation und die Polizei Hamburg im Droneport beschäftigen. Auch ein Roboterhund wird bald auf dem Kleinen Grasbrook sein Zuhause haben. Seine Aufgabe: den baulichen Zustand der maroden Köhlbrandbrücke inspizieren.

Hamburger Hafen: Roboterhund kann verschiedene Aufgaben übernehmen

Der erst vor kurzem von Hamburger Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts programmierte Roboterwachhund namens Spot soll im Hafen auch auf Patrouille gehen, so etwa mögliche Drogenhändler mittels Wärmebildkamera aufspüren. Die HPA hat andere Pläne: Das nur vage einem Hund ähnelnde vierbeinige Gerät soll schon in wenigen Monaten durch die Hohlräume der zunehmend reparaturbedürftigen Köhlbrandbrücke steigen, um Schäden zu identifizieren. Bis heute kostete die Grundinstandsetzung des Bauwerks 60 Millionen Euro. Über die 1974 eröffnete Brücke fahren täglich 35.000 Fahrzeuge.

„Der Roboterhund wird die Köhlbrandbrücke über Laser scannen, Daten sammeln und so Schäden wie beispielsweise Risse im Beton vorzeitig erkennen“, sagt Gernot Steenblock, Drone Operation Manager der HPA. Mit Drohnen inspiziert die HPA die Brücke schon seit Jahren von außen.

Tag der offenen Tür am HPA Drone Port
Gernot Steenblock, Drone Operation Manager, darf als einer von fünf Piloten der Hamburger Hafenbehörde HPA Drohnen steuern. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

In den Hohlräumen der Brücke schauen Menschen nach dem Rechten. Doch sie kommen nur in gebückter Haltung voran, so der Leiter für Flugobjekte beim Droneport. „Dort ist kein Tageslicht, aus Sicherheitsgründen müssen Menschen die Brücke oft zu zweit untersuchen.“ Ein Roboterhund könne Abhilfe schaffen, dieser frage weder nach Uhrzeiten noch nach Urlaub, so Steenblock. Bis zu fünf Tage könne er in der Brücke bleiben, abends in der Ladestation die gesammelten Daten an die Zentrale am Niedernfelder Ufer senden. Der Roboterhund sei bereits bestellt, er soll voraussichtlich in acht Wochen geliefert werden, sagt Steenblock.

Sicherheit im Hamburger Hafen: Wann startet Droneport den Betrieb?

Die Drohnen selbst können von ihrer Heimatbasis bislang nur zu Testflügen abheben. Noch gibt es keine rechtliche Grundlage für das sogenannte teleoperierte Fliegen. Bislang müsse immer noch der Drohnenpilot Sichtkontakt zu dem Flugobjekt haben, so Steenblock.

Hamburg sei insgesamt ein schwieriges Gebiet. Mitten in der Stadt liegen Flughafen und den Hafen. Man müsse testen, wie unbemannte und bemannte Flugobjekte im gemeinsamen Luftraum koexistieren können. Der von der EU geförderte Droneport soll zu einem prototypischen Testgelände für unbemannte Systeme für Deutschland und Europa werden. Steenblock hofft, dass er Anfang 2025 in den Regelbetrieb gehen kann.

Tag der offenen Tür am HPA Drone Port
Diese V 25 Drohne soll im Oktober zu einem Testflug über der Elbe von Hamburg bis Cuxhaven abheben. Bislang wird dafür ein Polizeihubschrauber eingesetzt. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Die HPA startet zuvor, im Oktober, mit der Hamburger Wasserschutzpolizei und der HHLA Sky einen Test. Dabei wird eine Drohne, die wie ein Helikopter senkrecht starten und landen kann, über die Unterelbe bis nach Cuxhaven geschickt. Diese Strecke wird aktuell noch durch einen Polizeihubschrauber kontrolliert. Der Vorteil der Drohne: Sie ist günstiger.

Droneport Hamburg: Anfang September gibt es erneut die Möglichkeit, Drohnen im Einsatz zu erleben

Die Testflüge haben bereits rund um das Niedernfelder Ufer für Irritationen gesorgt: So musste die Polizei schon einmal zum Droneport ausrücken. Die Beamten erhielten eine Beschwerde. Anwohner hätten sich beobachtet gefühlt, berichtet Steenblock.

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Auch, um sich in der Nachbarschaft bekannt zu machen, veranstaltet die HPA gemeinsam mit der Hamburg Aviation zwei Tage der offenen Tür. Steenblock und Co. wollen mit Interessierten ins Gespräch kommen, erklären, wofür die Drohnen eingesetzt werden. Am ersten Tag der offenen Tür blieb das Interesse zunächst überschaubar. Nun laden HPA und Hamburg Aviation für den 6. September erneut ein. Dann soll auch die V25 Drohne in die Luft steigen, die eines Tages den Polizeihubschrauber ersetzen könnte.