Hamburg. Die beiden Hersteller erhalten auf der wichtigen Luftfahrtmesse in Großbritannien zusammen 260 Bestellungen. Wer die Nase vorn hat.

Die in jedem zweiten Jahr stattfindende Luftfahrtschau im britischen Farnborough ist eine der wichtigsten Messen dieser Branche. In der vergangenen Woche haben die beiden führenden Jethersteller Airbus und Boeing bei dieser Gelegenheit zusammen Aufträge über 260 Jets erhalten. Es handelt sich dabei allerdings um einen Mix aus Absichtserklärungen, Festbestellungen und der Finalisierung schon zuvor angekündigter Flugzeugkäufe.

Im Vergleich der beiden Rivalen hat Airbus die Nase mit 164 Jets gegenüber Boeing mit 96 Maschinen deutlich vorn. Die umfangreichste Transaktion auf der Seite des europäischen Flugzeugbauers kam von der saudischen Billigfluggesellschaft Flynas, die 75 Jets der A320neo-Typenfamilie für Kurz- und Mittelstrecken sowie 15 A330neo-Langstreckenflieger ordern will. Von den 164 bestellten Airbus-Flugzeugen gehören 97 zur A320neo-Typenreihe. Etwa die Hälfte dieser Jets wird in Hamburg endmontiert.

Jet-Aufträge: Wie Airbus im Vergleich zu Boeing abschneidet

Ganz anders sieht die Verteilung nach Marktsegmenten beim Konkurrenten Boeing aus den USA aus. Für das Kurz- und Mittelstreckenmodell 737 Max gingen auf der Messe gerade einmal 22 Bestellungen ein. Nach mehreren sicherheitsrelevanten Vorfällen darf Boeing diese Typenreihe derzeit aufgrund von Auflagen der US-Flugsicherheitsbehörde FAA noch immer nur in einer vergleichsweise niedrigen Stückzahl produzieren.

Auch in der Orderstatistik von Januar 2024 bis Ende Juni führt Airbus mit deutlichem Vorsprung: In diesem Zeitraum konnte man netto – also nach Abzug von Stornierungen – Aufträge über 310 Flugzeuge verbuchen, nahezu doppelt so viele wie Boeing (156). Werden die während der Luftfahrtmesse in Farnborough bekannt gegebenen Abschlüsse hinzugerechnet, kommt Airbus im bisherigen Jahresverlauf auf einen Marktanteil (nach Stückzahl) von 65 Prozent.

Airbus kappt die Jahresziele und will sparen – Produktion wächst langsamer

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Auslieferungen. Auch hier liegt Airbus mit 323 Maschinen zwischen Anfang Januar und Ende Juni weit vor Boeing (175 Jets). Von den bei Airbus fertiggestellten Fliegern entfallen 289 auf die A320neo-Familie.

Am morgigen Dienstag will Airbus die Geschäftszahlen für das erste Halbjahr bekannt geben. Der Flugzeugbauer hatte am 24. Juni seine Jahresprognosen für Auslieferungen und Gewinnerwartungen gesenkt. Außerdem drosselte man das Tempo für das Hochfahren der für Hamburg so wichtigen A320-Produktion.

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Vor diesem Hintergrund hat Airbus ein „Optimierungsprogramm“ aufgelegt.  „Angesichts des anhaltenden Drucks in der Lieferkette sowie der insgesamt komplexen wirtschaftlichen Lage ist es notwendig, unsere Anstrengungen auf die Grundlagen zu konzentrieren“, erklärte ein Firmensprecher. Konkrete Personalabbaupläne gibt es offenbar aber bisher nicht. Wichtige Zulieferer – unter anderem Triebwerksbauer – haben Probleme, mit dem ursprünglich von Airbus vorgesehenen Hochlauf der Produktion der A320-Familie mitzuhalten.

Aktuell hat Airbus allein in Hamburg 18.000 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – so viele wie noch nie. Seit 2022 wurde kräftig Personal aufgebaut. „In der Produktion werden wir sicherlich weiter einstellen, aber nicht mehr mit derselben Dynamik“, sagte Christian Scherer, Chef der Zivilflugzeugsparte, dem Abendblatt Ende Juni.