Hamburg. Eine große Hamburger Wohnungsverwaltung hat das schon mal durchgerechnet. Und kommt dabei zu teilweise erstaunlichen Ergebnissen.
Die ab 2025 geltende neue Grundsteuer in Hamburg hat Folgen auch für die Mieterinnen und Mieter von etwa 660.000 Wohnungen in der Hansestadt. Manche werden mehr zahlen müssen, andere weniger. So viel ist bislang klar: Die Grundsteuer für eine Wohnung wird vom Vermieter über die Betriebskosten auf den Mieter umgelegt.
Für welche Arten von Wohnungen die Grundsteuer vermutlich steigt, welche Mieter auf sinkende Kosten hoffen dürfen? Da gibt es bislang zwar noch keine allerletzte Klarheit, aber immerhin eine Tendenz. „Für Mieterinnen und Mieter von Neubauwohnungen wird es absehbar deutlich günstiger werden. In Altbau-Mehrfamilienhäusern dagegen dürfte die Grundsteuer teils stark steigen“, hatte Rolf Bosse, der Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg, gesagt (Abendblatt berichtete). Bei Hamburgs größtem Vermieter, der Wohnungsgesellschaft Saga, kann man das vorerst nicht bestätigen. „Wir rechnen noch“, heißt es mit Blick auf die etwa 140.000 Wohnungen des Unternehmens.
Neue Grundsteuer: Welche Mieter in Hamburg mehr zahlen – und welche weniger
Beim Hamburger Makler- und Immobilienverwaltungsunternehmen Wentzel Dr. ist man schon ein Stück weiter. Die Firma hat für einen Teil der 16.000 von ihm verwalteten Wohnungen in der Stadt die neue Grundsteuer bereits berechnet. Ergebnis der Stichprobe: „Mieter in Altbauten mit Baujahr vor 1930 zahlen bislang im Durchschnitt bislang nur 14 Cent Grundsteuer pro Quadratmeter Wohnfläche im Monat, Mieter in Neubauten ab Baujahr 1995 dagegen im Durchschnitt 49 Cent pro Monat. Während die einen nun mit einer rund doppelt so hohen Belastung rechnen müssen, können sich die Mieter in Neubauten über deutliche Entlastungen freuen“, sagt Claas Kiessling, der Geschäftsführer von Wentzel Dr.
Die Berechnungen zeigen: Die Mieter einer Anlage mit 200 Wohnungen Baujahr 2018 in normaler Wohnlage in Hammerbrook werden künftig weniger als die Hälfte zahlen müssen. Statt derzeit 56 Cent pro Quadratmeter und Wohnfläche nunmehr 23 Cent. Umgerechnet auf ein Jahr reduziert sich die Steuer für eine 100 Quadratmeter-Wohnung damit von 672 auf 276 Euro
Grundsteuer für Neubauwohnung in Hammerbrook: 168 statt 411 Euro im Jahr
Ganz ähnlich das Ergebnis für 18 öffentlich geförderte Wohnungen Baujahr 2019 ebenfalls in Hammerbrook: Die Grundsteuer sinkt von 49 Cent auf 20 Cent pro Quadratmeter und Monat. Mieter einer 70-Quadratmeter-Wohnung zahlen dort pro Jahr künftig 168 statt 411,60 Euro. „Unsere Stichprobe hat ergeben, dass sich für Wohnungen ab Baujahr 1995 die Grundsteuerbelastung halbieren wird“, sagt Kiessling.
Grundsteuer für Altbauwohnung in Eppendorf: 348 statt 96 Euro im Jahr
Ganz anders bei Mietern in Altbau-Mehrfamilienhäusern. Sie zahlen bislang vergleichsweise wenig, weil bei der Berechnung der Steuer ein niedriger Wert von Grundstück und Gebäude angesetzt wurde. Das zeigt das Beispiel eines von Wentzel verwalteten Hauses Baujahr 1912 mit zwölf Wohnungen in guter Eppendorfer Lage.
Dort werden bislang gerade mal 8 Cent pro Quadratmeter und Monat fällig, künftig sind es 29 Cent. Eine Steigerung um mehr als 200 Prozent. Doch Mieter einer 100-Quadratmeter-Wohnung zahlten dort bisher lediglich 96 Euro im Jahr, künftig 348 Euro.
Weniger heftig steigt die Steuer in einer Anlage mit 100 Wohnungen Baujahr 1925 in Winterhude (normale Wohnlage). Von 15 auf 23 Cent oder knapp 60 Prozent pro Quadratmeter im Monat. Claas Kiessling: „Unsere Stichprobe zeigt, dass die Grundsteuer für Wohnungen mit Baujahr vor 1930 im Schnitt um etwas mehr als 50 Prozent steigt.“
Alles in allem aber könnten Mieter künftig weniger zu den Grundsteuereinnahmen der Stadt beitragen. Auch das zeigt die Stichprobe für 900 von Wentzel verwaltete Wohnungen. Unter dem Strich zahlen deren Mieter gemeinsam künftig 15 Prozent weniger Grundsteuer als aktuell.